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Die globale Bewegung für offene Daten | Open Data | bpb.de

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Die globale Bewegung für offene Daten

Christiane Schulzki-Haddouti

/ 4 Minuten zu lesen

Als Vorreiter der globalen Transparenzbewegung gelten die USA und Großbritannien. Dort setzten sich zivilgesellschaftliche Organisationen, Medien sowie das mittlere und obere Management in den Behörden für eine offene Datenpolitik ein.

Auschnitt aus der Website wheredoesmymoneygo.org, einem Angebot der Open Knowledge Foundation, das den britischen Haushalt untersucht. (CC, wheredoesmymoneygo.org) Lizenz: cc by/3.0/de

Kleine Tontäfelchen, säuberlich beschriftet mit Informationen darüber, wer an wen welche Ware in welchen Mengen lieferte, gehören zu den ältesten Schriftzeugnissen der Menschheit. Sumerische Beamte führten Buch über Warenbewegungen, die das Wirtschaftsleben im Zweistromland abbildeten. Die Notizen galten als wertvoll und wurden so sorgfältig aufbewahrt, dass sie nach Jahrtausenden geborgen und entziffert werden konnten.

Noch heute notieren Beamte Informationen über alle möglichen Lebensbereiche, doch heute archivieren sie diese auf Papier und digitalen Speichermedien. Einige Daten werden in komprimierter Form veröffentlicht, andere gar nicht. Es sind Daten über die Umwelt und das Wetter, über Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen des öffentlichen Lebens. Die Informationen bilden das Leben auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene ab.

Mit offenen Daten werden weltweit verschiedene Ziele verbunden: Die Offenlegung der Daten des öffentlichen Sektors soll die Transparenz und Rechenschaftspflichtigkeit von Regierungshandeln und die Effizienz des Verwaltungshandeln stärken. Über die Entwicklung neuer Dienste sollen Innovation und Wirtschaftswachstum stimuliert werden. Auch soll die Teilhabe der Bürger mittels verbesserter Information gefördert und damit die Demokratie gestärkt werden.

Vorreiter USA

Als Vorreiter der globalen Transparenzbewegung gelten die USA und Großbritannien (Micah L. Sifry). Dort setzten sich zivilgesellschaftliche Organisationen, Medien sowie das mittlere und obere Management in den Behörden für die neue Datenpolitik ein (Schellong, Stepanets 2011: 2). Es war einer der ersten Amtshandlungen von US-Präsident Barack Obama, die Datenschätze der Regierung über den Datenkatalog Externer Link: data.gov frei zugänglich zu machen. Software-Entwickler können seither auf hunderttausende Datensätze zu Umwelt und Wetteraufzeichnungen, Energie- und Verbrauchsdaten oder Bildungs- und Gesundheitsdaten zugreifen, um bürgerorientierte Anwendungen für das Web oder mobile Dienste zu entwickeln. In beiden Ländern wurden bereits zahlreiche aufsehenerregende Projekte umgesetzt. In den USA können Bürger beispielsweise mit einem digitalen Tool namens Externer Link: datamasher.gov verschiedene Datensätze aus dem nationalen Datenkatalog Externer Link: data.gov vergleichen. So etwa Armut, Arbeitslosigkeit und Kindersterblichkeit. Die Seite Externer Link: govpulse.us wiederum zeigt, wie viele Gesetze, Verordnungen und Korrekturen auf den Weg gebracht werden, und wo welches Thema verstärkt verfolgt wird.

Großbritannien

In Großbritannien war kein Geringerer als der Erfinder des World Wide Web, Sir Tim Berners-Lee, die treibende Kraft hinter dem britischen Datenkatalog Externer Link: data.gov.uk. Dort treibt die Open Knowledge Foundation mit avancierten Projekten wie der Steuerauskunftei Externer Link: WhereDoes MyMoneyGo oder die Organisation MySociety mit dem Infrastrukturprojekt Externer Link: FixMyStreet die konzeptionelle Entwicklung voran. Sie entwarf etwa die so genannten Reisezeit-Karten, die Reisenden des öffentlichen Nach- und Fernverkehrs sowie Fahrradfahrern von jedem beliebigen Ort anzeigen, wie lange sie brauchen, um an einen beliebigen Ort zu kommen. Die Seite Mapnificent ist eine in Deutschland entwickelte Anwendung, die sich davon inspirieren ließ.

Bis auf Großbritannien ist in Europa noch kein Land bereit, Daten derart uneingeschränkt freizugeben. Dabei wurde in Europa bereits 2003 die Externer Link: Public-Sector-Information-Richtlinie (PSI) verabschiedet um den Zugang zu und die Weiterverarbeitung von Daten des öffentlichen Sektors zu verbessern. Im Auftrag der Europäischen Kommission wurde im Internet die Externer Link: ePSIplatform eingerichtet, um die weitere Entwicklung zu dokumentieren. Offene Daten wurden außerdem als Ziel in der Malmö-Ministererklärung zu E-Government sowie in der Europäischen Digital Agenda formuliert. (Schellong, Stepanets 2011: 2)

Europa hinkt hinterher

Inzwischen kündigten zahlreiche Mitgliedstaaten die Einführung von nationalen Datenportalen an. Norwegen, Frankreich, Schweden, Italien und die Niederlande wollten die Portale bis 2010 einführen, verfehlten jedoch dieses Ziel (Schellong, Stepanets 2011: 6). Derweil ist die Diskussion in einigen Ländern bereits weiter fortgeschritten: Zunehmend wird die Datenqualität thematisiert sowie die Frage, wie die Folgen einer nicht intendierten Nutzung der Daten aussehen könnten (ebd. 28). Die Sunlight Foundation zeigte beispielsweise in ihrer Initiative Externer Link: ClearSpending, dass auf der Website Externer Link: USASpending.gov, die die Ausgaben der US-Regierung im Rahmen des Konjunkturprogramms dokumentiert, 1,3 Billionen US-Dollar 2009 fehlerhaft zugeordnet worden waren.

In den USA steht die Bewegung für offene Daten zurzeit vor dem Scheideweg: Der Kongress will die Mittel für den nationalen Datenkatalog und andere Maßnahmen im Rahmen einer umfassenden Haushaltskürzung deutlich eindampfen. In Deutschland hingegen laufen die Behörden gerade erst warm: Bis 2013 will das Bundesinnenministerium die Datenangebote von Bund, Ländern und Gemeinden auf einer zentralen Website bündeln. Schon jetzt gibt es Daten auf der Website des Statistischen Bundesamts Externer Link: destatis.de, auf dem Externer Link: Geoportal des Bundes, die unter bestimmten Bedingungen für weitere Zwecke verwendet werden können. Gleichzeitig treiben in Deutschland zivilgesellschaftliche Initiativen und Unternehmen die Entwicklung weiter voran. So etwa die Open Knowledge Foundation Deutschland mit Projekten wie dem offenen Haushalt, der den Haushalt des Bundes, der Länder und der Kommunen transparent darstellen will, oder die Deutsche Telekom mit Projekten wie die T-City Friedrichshafen (Lucke 2010). Die weltweite Transparenzbewegung hat damit auch in Deutschland Fuß gefasst.

Literatur:

  • Sifry, Micah L. (2011): Wikileaks and the age of transparency. Berkeley, CA: Counterpoint

  • Schellong, Alexander; Stepanets, Ekaterina (2011): Unbekannte Gewässer. Zum Stand von Open Data in Europa. CSC Business Solutions Technology Outsourcing (Public Sector Study Series 01/2011).

  • Lucke, Jörn von (2010): Open Government. Öffnung von Staat und Verwaltung. Gutachten für die Deutsche Telekom AG zur T-City Friedrichshafen. Deutsche Telekom Institute for Connected Cities; Zeppelin University gGmbH. Friedrichshafen (Externer Link: PDF)

Quellen:

  1. Sebastopol (2007): Group.Externer Link: Open Government Data Principles. Open Data Working

  2. Sunlight Foundation (2010): Externer Link: Ten principles for opening up government information

Lizenz:
Dieser Text steht unter einer Externer Link: Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz

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Christiane Schulzki-Haddouti, geb. 1967, arbeitet seit 1996 als freie IT- und Medienjournalistin. Seither hat sie in über 50 Tageszeitungen, Online-Medien, Fachzeitungen und -zeitschriften veröffentlicht. Ihre Berichterstattung befasst sich mit dem Leben in der Informationsgesellschaft und all seinen Chancen und Schwierigkeiten.