Gender Mainstreaming bedeutet, dass die Politik, dass aber auch Organisationen und Institutionen jegliche Maßnahmen, die sie ergreifen möchten, hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Gleichstellung von Frauen und von Männern untersuchen und bewerten sowie gegebenenfalls Maßnahmen zur Gleichstellung ergreifen. Das heißt, in allen Phasen der Planung, Durchführung und Auswertung von Maßnahmen müssen die unterschiedlichen Lebenslagen von Frauen und Männern und die Auswirkungen auf beide Geschlechter berücksichtigt werden. Eine treibende Kraft für die Umsetzung von Gender Mainstreaming stellt die EU dar, welche 1997 im Amsterdamer Vertrag Gender Mainstreaming offiziell als verbindliche Richtlinie für alle Mitgliedsstaaten zum Ziel der EU-Politik gemacht hat. In Deutschland wurde durch die Novellierung der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien durch Kabinettsbeschluss vom 26. Juli 2000 ein wichtiger Schritt zur Verankerung von Gender Mainstreaming getan. Der § 2 GGO stellt alle Ressorts der Bundesregierung vor die Aufgabe, den Gender Mainstreaming-Ansatz bei allen politischen, normgebenden und verwaltenden Maßnahmen der Bundesregierung zu berücksichtigen.
Was bedeutet Gender Mainstreaming in der Praxis und warum macht es als Querschnittsaufgabe Sinn? Wie wird Gender Mainstreaming im Europäischen Sozialfond umgesetzt? Führt Gender Mainstreaming tatsächlich zu einer Auflösung von Geschlechterdifferenz oder befördert es nicht – wie manche befürchten – die Festschreibung von Geschlechterrollen? Wie kann politische Bildung zu Gender Mainstreaming beitragen? Und schließlich: Ist Diversity eine Weiterentwicklung des Gender-Ansatzes oder eine Bedrohung für Gender Mainstreaming?

Barbara Stiegler
Gender Mainstreaming: überflüssig oder kontraproduktiv? Eine Diskussion
Kritik an der Strategie des Gender Mainstreaming gibt es aus unterschiedlichen Richtungen: Die einen halten sie für überflüssig, weil sie geschlechtsspezifische Unterschiede als naturgegeben betrachten, die anderen halten sie für kontraproduktiv, weil sie befürchten, dass dadurch Geschlechterrollen eher manifestiert denn aufgelöst werden. Der Beitrag beschäftigt sich mit beiden Argumenten.

Julia Chojecka und Claudia Neusüß
Kein Fortschritt ohne Bewegung
Gender Mainstreaming ist eine politische Strategie, die auf die Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Entscheidungsprozessen zielt. Dabei stehen neue Instrumente sowie klassische Frauenförderungsmaßnahmen zur Verfügung.

Henriette Meseke
Gender Mainstreaming im Europäischen Sozialfonds (ESF)
Programme und Projekte umsetzen und dabei die Strategie des Gender Mainstreaming berücksichtigen. Wie genau funktioniert das? Welche Prozesse laufen dabei ab? Der Beitrag schildert diese Abläufe am Beispiel der Agentur für Gleichstellung im Europäischen Sozialfonds.

Regina Frey
Warum macht Gender Mainstreaming Sinn?
Wird die Strategie des Gender Mainstreaming konsequent angewendet, so trägt sie zu einer generellen Qualitätssteigerung von Arbeitsergebnissen bei, so die Autorin Regina Frey. Sie erläutert dies an drei Beispielen.

Reinhard Krammer
Gender-Kompetenz durch historisch-politische Bildung
Weder der Geschichts- noch der Politikunterricht haben bisher die Kategorie Geschlecht als einen leitenden Gesichtspunkt akzeptiert. Das meint der Autor, Prof. Reinhard Krammer, und fordert Geschlecht als zentrale Dimension sozialer Ungleichheit stärker wahr zu nehmen.

Karin Derichs-Kunstmann
Wie sieht ein gender-sensibles politisches Bildungsangebot aus?
Auf was gilt es zu achten, wenn man ein Bildungsangebot gendersensibel gestalten möchte? Der Beitrag gibt Anregungen für eine reflektierte Unterrichtsgestaltung.

Jutta Allmendinger
Geschlecht als wichtige Kategorie der Sozialstrukturanalyse - Essay
Frauen wollen nicht? Sie haben sowieso bald mit Männern gleichgezogen? Geschlecht steht immer noch für soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Wir brauchen Strukturen, in denen Frauen und Männer ihre Lebensverläufe entfalten können.

Peter Döge
Anerkennung und Respekt - Geschlechterpolitik jenseits des Gender Trouble - Essay
Geschlechterpolitik kann nicht länger von der Idee homogener Geschlechtergruppen ausgehen. Im Sinne des Diversity Management muss sie die Vielfalt unter Frauen und Männern annehmen und benachteiligungsfrei gestalten.
Gender Mainstreaming
GEcel: Civic Education and Learning for Gender Mainstreaming
Von Oktober 2003 bis Januar 2006 haben sieben Partnerorganisationen aus fünf europäischen Ländern unter dem Titel „Politische Bildung und Lernen für Gender Mainstreaming“ zusammengearbeitet. Das Projekt fand im Rahmen des europäischen Förderprogramms „Grundtvig 1“ statt und wurde von der bpb koordiniert. Die Ergebnisse aus der Projektarbeit finden Sie hier.
Frauen in Deutschland
Regierung und Wirtschaft diskutieren derzeit die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote für Führungspositionen. Bisher sind Chefetagen überwiegend von Männern besetzt, obwohl Frauen gleiche oder höhere Abschlüsse, Qualifikationen und Führungskompetenzen besitzen.
Frauenbewegung
In Deutschland ist wieder viel von Frauenbewegung und vom Verhältnis der Geschlechter die Rede. Doch wie verlief der Weg der Emanzipation? Die Geschichte der Frauenbewegung zeigt, an welchem Punkt wir heute stehen und was alles erreicht wurde.
Publikation zum Thema
Geschlechter-
verhältnisse in der Politik
Wie steht es um die Gleichberechtigung der Geschlechter? Was können, was müssen Akteure in Staat, Gesellschaft, Politik (noch) leisten, damit Teilhabe und Chancengleichheit verbessert werden? Die Autorin beleuchtet das Thema aus politikwissenschaftlicher Perspektive.Weiter...