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Veränderungen des Nutzungsverhaltens | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Veränderungen des Nutzungsverhaltens

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Fernsehen und gleichzeitig im Internet surfen (© picture-alliance/dpa)

Wandel der Fernsehlandschaft 

Seit der Durchsetzung des Fernsehens als Massenmedium in den 1950er Jahren hat sich die Fernsehlandschaft in Deutschland grundlegend gewandelt. Gab es zunächst nur die öffentlich-rechtliche ARD, kam in der Bundesrepublik 1963 das Zweite Deutsche Fernsehen hinzu. In der DDR ging das zweite Programm 1969 auf Sendung. In der Bundesrepublik wurde dann in den 1980er Jahren das duale Rundfunksystem eingeführt. Die ersten privat-kommerziellen Sender nahmen ihren Betrieb auf. Seit den 1990er Jahren kam das digitale Bezahlfernsehen hinzu. Inzwischen befinden wir uns in einer Zeit zunehmender Medienkonvergenz, bei der das klassische Fernsehen und das Internet immer stärker miteinander verschmelzen. Diese Entwicklungen bewirkten eine enorme Ausweitung des Programmangebots und eine Veränderung des Nutzungsverhaltens. Aus zunächst einem Sender, der anfangs nur für ein paar Stunden am Abend sendete, entwickelte sich ein Angebot von hunderten frei empfangbaren Programmen, die rund um die Uhr senden, und Inhalten, die zeitunabhängig abgerufen werden können.

Steigende Nutzungsdauer 

Das Zeitbudget der Zuschauer ist jedoch nicht gewachsen. Der Tag hat nach wie vor 24 Stunden, von denen in der Regel acht mit Arbeit, acht mit Freizeit und acht mit Schlaf zugebracht werden. Die durchschnittliche Nutzungsdauer der Medien durch Personen ab 14 Jahren in der Zeit von 5.00 bis 24.00 Uhr hat sich aufgrund der technologischen Entwicklung mit der Einführung neuer Medien erheblich ausgeweitet: Wurden die Medien im Jahr 1980 noch 346 Minuten (5 ¾ Stunden) pro Tag genutzt, waren es im Jahr 2020 566 Minuten, also fast 9 ½ Stunden (inkl. mehrfacher und beiläufiger Mediennutzung). Davon entfielen allerdings im Durchschnitt nur noch 165 Min.) auf das Fernsehen, nachdem der Höchstwert zuvor 2010 bei ca. 221 Min lag und es z. B. 1980 nur 125 Minuten gewesen waren. Diese Zahlen deuten auch darauf hin, dass die Menschen desto mehr Medien parallel nutzen, desto mehr es gibt.

Fernsehen als "Nebenbeimedium"

Beim Fernsehen wird auch Zeitung gelesen oder im Internet gesurft. Für viele Nutzer ist es zu einem "Interner Link: Nebenbeimedium" geworden, das nicht die volle Aufmerksamkeit bindet. Aufgrund des riesigen digitalen TV-Angebots verteilen sich die Einschaltquoten und Marktanteile auf erheblich mehr Sender als noch in den 1970er Jahren. Verschiedene Bildschirmgeräte wie z. B. Smartphones, Tablets und Laptops werden auch parallel zum Fernsehen genutzt, was von Experten mit dem Begriff "Second Screen" umschrieben wird.

Sendungen, die gewissermaßen die ganze Nation vor dem Bildschirm vereinen, sind die Ausnahme geworden. Das gelingt in der Regel nur noch bei Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft während Europa- oder Weltmeisterschaften. 

Vielfältige Medien- und Fernsehnutzung

In vielen Haushalten steht nicht mehr nur ein Fernseher, um den sich die ganze Familie im Wohnzimmer versammelt. Sondern die Ausstattung mit mehreren Geräten – etwa im Kinderzimmer – findet sich immer häufiger, dazu Smartphone, Computer, Spielkonsolen, Tablets, DVD- und Festplattenrekorder, MP3-Player und nach wie vor das Radio, auch wenn Radioprogramme aus aller Welt über das Internet empfangen werden können. Fernsehprogramme werden nicht mehr nur im Fernsehen angeschaut, sondern auch auf dem Computer, Tablet und Smartphone. Die meisten Sendungen stehen bereits kurz nach der Ausstrahlung in den Mediatheken zum Anschauen bereit. Die Fernsehnutzung ist auf diese Weise erheblich vielfältiger geworden und wird es weiter werden.

Medienkonvergenz – Smart-TV

Das herkömmliche Fernsehen und damit die traditionelle Fernsehnutzung wird sich weiter verändern. Medienkonvergenz ist hier das Stichwort: Verschiedene technische Medien wachsen zusammen, indem sie sich ökonomisch und ästhetisch ergänzen und angleichen. Manche Programminhalte werden in verschiedener Form für verschiedene Endgeräte angeboten. Vor allem das Zusammenwachsen von Fernsehen und Internet, das mit Smart-TV, Hybrid-TV (HbbTV) und Connectable-TV bezeichnet wird, hat in den letzten Jahren zugenommen. Fast alle aktuell angebotenen Fernsehgeräte verfügen,mittlerweile über eine eingebaute Internetschnittstelle. Alternativ können TV-Geräte auch mit Peripheriegeräten wie z. B. Set-Top-Boxen internetfähig gemacht werden. Mithilfe dieser lassen sich Onlinevideo- und Livestream-Angebote direkt über den Fernseher abrufen. Auch andere Inhalte sind möglich, wenn entsprechende Apps installiert werden. Die Verbraucher werden dadurch zu aktiven Mediennutzern, die sich ihr Programm am Fernsehgerät aus verschiedenen Quellen individuell zusammenzustellen können. HbbTV ermöglicht es auch, dass jedem Haushalt aufgrund seiner Mediennutzung eine individuelle Werbung gesendet werden kann.

2019 verfügten bereits 51 % der deutschen TV-Haushalte über einen Fernseher mit Smart-TV/ HbbTV (2015: 27,6 %), wobei die Smart-TV Funktion inzwischen auch mehrheitlich von 67 % genutzt wird (2015: 17,6 %).

Zeit-, Ort- und programmunabhängige Fernsehnutzung

"Fernsehen" im 21. Jahrhundert ist kein eindeutiger Begriff mehr. Es hat eine Verschiebung stattgefunden, die alle Aspekte betrifft: Inhalte, Nutzungsform, -zeitpunkt und -ort. Fernsehen heißt nicht mehr nur, sich auf dem Sofa vor dem Fernsehgerät mit dem von den Sendern vorgegebenen Programmangebot zu begnügen. Sondern es heißt auch, sich unabhängig von den Programmstrukturen mit Serien, Shows, Nachrichten, Dokumentationen und Reportagen, Sport und Musik auf verschiedenen Endgeräten zu verschiedenen Zeiten zu beschäftigen: zu Hause oder unterwegs (mobile Fernsehnutzung), allein oder mit anderen zusammen, und zwar dann, wenn es der Tagesablauf und die beruflichen und familiären Anforderungen erlauben. Das klassische Programmfernsehen wird es zwar auf absehbare Zeit weiterhin geben. Es wird aber durch neue Bewegtbildangebote aus dem Internet ergänzt, welche immer häufiger unabhängig von Zeit und Ort, also zunehmend weniger auf dem klassischen stationären TV-Gerät konsumiert werden.

Laut einem Gutachten im Auftrag des ZDF 2016, entwickelt sich das Fernsehen zu einer Art Cloud-TV, das Programmfernsehen, Video-on-Demand, Onlinedienste und zahlreiche begleitende Dienste wie Social Media sowie die Distribution über verschiedene Übertragungswege und Endgeräte bündeln wird. Die Nutzer können dann jederzeit und überall über das Internet auf Mediatheken, Programme und Dienste aller Art zugreifen. Unklar ist, was dies für die einzelnen Sendeanstalten und ihre ökonomische Ausrichtung, also insbesondere auch für das bestehende duale Rundfunksystem in Deutschland bedeutet.

Zukunftsperspektive Cloud TV

Cloud TV als die nächste Generation des Fernsehens


These 3

Zusätzlich zu den linear verbreiteten Programmen werden Inhalte verstärkt auch auf Nachfrage bereitgestellt. Sie können "aus der Cloud" vom Nutzer weitgehend unabhängig von Ort, Zeit und Art des Endgeräts über "streaming" flexibel abgerufen werden.

Was ist Cloud TV?


Im Bewusstsein der meisten Menschen wird insbesondere das öffentlichrechtliche Fernsehen mit linearen Angeboten gleichgesetzt, weil dieses klassische öffentlich-rechtliche Fernsehen seit den 50er Jahren in der Gesellschaft verankert ist. Fernsehangebote waren demnach an ein kalender- und uhrzeitabhängiges Programm gebunden. Mit dem Aufkommen von Aufzeichnungsgeräten und Mediatheken begann eine erste Entkoppelung zwischen zeitgebundenem Programmangebot und Nutzungsmöglichkeiten von Inhalten. Diese Entwicklung erfährt nun mit dem Aufkommen des Cloud TV eine rasante Fortentwicklung. Als Cloud TV wird die vierte Generation des Fernsehens bezeichnet. Es folgt dem terrestrischen Fernsehen, dem Multikanalfernsehen, das die Verbreitungswege auf Kabelnetzen und Satelliten erweitert hat, sowie dem digitalen Fernsehen […]. Cloud TV bündelt Programmfernsehen, Video-on-Demand, Onlinedienste und zahlreiche begleitende Dienste wie Social Media sowie die Distribution über verschiedene Übertragungswege und Endgeräte. Vorteil des Cloud TV ist seine hohe Nutzerfreundlichkeit. Der Nutzer muss keine eigenen Speichermedien dezentral vorhalten, sondern kann jederzeit und überall, sofern breitbandige Internetkonnektivität gegeben ist, auf Mediatheken, Programme und Dienste aller Art sowie auf seine eigenen Daten zugreifen. Alle Endgeräte können ohne aufwändige Verkabelung über die Cloud vernetzt werden.

Quelle: Dieter Dörr / Bernd Holznagel / Arnold Picot: Legitimation und Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Zeiten der Cloud. Gutachten im Auftrag des ZDF, 2016, S. 9f. Download unter: Externer Link: https://www.zdf.de/assets/161007-gutachten-doerr-holznagel-picot-100~original

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