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Qualität im Kinderprogramm | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Qualität im Kinderprogramm

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Das Maskottchen "Goldener Spatz" begrüßt bei der Eröffnung von Deutschlands größtem Kinder-Medien-Festival in Gera die Kinder. (© picture-alliance/dpa)

Unterschiedliche Sichtweisen

Eltern und Kinder haben höchst unterschiedliche Vorstellungen von Qualität. Von Eltern sind meist nur negative Bestimmungen zu hören: Das Programm soll frei von Gewalt und nicht zu schnell in seinem Erzähltempo, seiner Schnittfrequenz und seiner inhaltlichen Abfolge sein, damit die Kinder nicht überfordert werden. Spannung ist zwar erwünscht, aber bedrohlich sollen die Fernsehabenteuer natürlich nicht sein. Auch Fachleute tun sich schwer damit, Qualität im Kinderfernsehen zu definieren.

Qualität in Wissens- und Politiksendungen

Maya Götz, Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), einer Einrichtung des Bayerischen Rundfunks, die auch den Prix Jeunesse veranstaltet, definiert Qualität im Kinderfernsehen so: "Qualität ist zunächst all das, was Kinder dabei unterstützt, ihre Themen zu bearbeiten, ihr Leben zu bewältigen und sich als aktive Teile dieser Gesellschaft zu verstehen. Diese Qualitäten finden sich zum Beispiel in Wissens- und Politiksendungen, in starken Geschichten und Dokumentationen, aber auch in Sendungen, die aus einem erwachsenen Blick vielleicht einfach nur unterhaltend erscheinen".

Definition abhängig vom jeweiligen Standpunkt

Qualitätsbestimmungen sind naturgemäß schwierig, weil sie von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen, weil sie von den jeweiligen Interessenlagen derer abhängen, die hier urteilen: Medienpädagogen folgen anderen Grundsätzen als Betreiber kommerzieller Fernsehprogramme, die eine möglichst hohe Rendite für die Unternehmen erwirtschaften müssen. Aus der Sicht der Eltern ist gutes Kinderfernsehen eines, das die Kinder selbstbewusst und psychisch stark macht, das sie neugierig werden lässt auf eine Welt außerhalb des Fernsehens und der Medien, das sie sozial verantwortungsbewusst und tolerant gegenüber Anderem und Fremdem werden lässt. Wie solche Zielsetzungen in Sendungen umzusetzen sind, hängt davon ab, wie gut die Ideen der Macher sind, ob sie Zeit zur Umsetzung und Erprobung haben und wie umfangreich die finanziellen Mittel sind, die zur Verfügung gestellt werden.

Wichtig: Einblicke in die eigene Kultur

Das gilt sowohl für deutschsprachige als auch für international eingekaufte Sendungen, wobei auch hier eine Balance zu wahren ist: Denn den Einblick in die eigene Kultur, in die eigenen Lebenszusammenhänge bekommen Kinder nicht über die inzwischen medienindustriell hergestellten Zeichentrick- und Anime-Serien. Mit der Frage nach der Qualität beschäftigen sich auch immer wieder die Preisfindungen und Jurys der Kinderfernsehpreise vom "Goldenen Spatz" bis zum "Emil".

Qualität: altersgerecht und Orientierungshilfe

Wie kann man Kindern dabei helfen, sich im Mediendschungel zurecht zu finden? (© picture-alliance/dpa)

Für die Fernsehmacher steht die Unterhaltung im Vordergrund, schließlich wollen auch die werbefreien Sender gesehen werden. Daher formuliert Barbara Biermann, Leiterin des Programmbereichs Kinder und Jugend beim ZDF, ihre Definition aus Sicht der Zielgruppe: Kinder erwarteten ein Programm, "das Spaß macht und ihre Neugier befriedigt", das auf unterhaltsame Weise Geschichten erzähle und, ganz wichtig: "das sie angeht".

Denn "nur wer die Kinder auf Augenhöhe ansprechen kann, vermag auch zu erkennen, welche Bedürfnisse und welche Ansprüche die jungen Zuschauer in ihrem Programm bedient sehen wollen". Siegmund Grewenig, Leiter des Programmbereichs Kinder und Familie beim WDR, zählt gleich zehn Aspekte auf: Kinder in ihrer Lebenswelt ansprechen, Kindern Spaß machen, Kindern Identifikation anbieten, Kindern die Welt zeigen und sie staunen lassen, Kinder informieren, Kindern etwas beibringen, Kinder brauchen Ereignisse, für Kinder erreichbar sein, Kinder ästhetisch ansprechen, Kinder motivieren und sie mobilisieren .

Fernsehen als Orientierungsmedium

Der langjährige KiKA-Programmgeschäftsführer Frank Beckmann nähert sich dem Qualitätsbegriff, indem er sich erst einmal abgrenzt: "Neue Programmanbieter begreifen allein die Tatsache, dass es mehr Sendungen gibt, als Aufwertung des deutschen Kinderfernsehens. Aber was ist besser daran, wenn man dasselbe sieht – nur öfter? Ist es Qualität, nur amerikanisches oder asiatisches Trick-Einerlei anzubieten?". Für den ehemaligen KiKA-Chef ist Fernsehen "das Orientierungsmedium Nummer eins. Es ist deshalb keine Zeitverschwendung, zunächst darüber nachzudenken, welche Werte dieses Medium vermitteln soll. Wir prägen zum Teil die Meinungsbildung von Kindern". Die Frage sollte daher sein, was Kinder brauchen: "Wenn wir Fernsehmacher die Anforderungen an die Kinder mit ihren eigenen Wünschen in Übereinstimmung bringen können, dann kommen wir dem Qualitätsbegriff schon sehr nahe".

Altersgerechte Themenumsetzung

Bei Claude Schmit, Geschäftsführer von Super RTL, bekommen zunächst einmal jene Sendungen die besten Noten, die am meisten Quote machen. Wer das gestellte Ziel nicht erreicht, wird aus dem Programm genommen. Doch was so einfach klingt, ist in Wirklichkeit komplizierte Arithmetik, schließlich gibt es "die Zielgruppe" überhaupt nicht: "Das Kinderpublikum ist vielmehr ausgesprochen heterogen und individuell". Seine Definition: "Qualität im Kinderfernsehen bedeutet, Themen altersgerecht umzusetzen, alle Möglichkeiten dieses faszinierenden Mediums zu nutzen, um Kinder zu fordern, neugierig zu machen und ihre Fantasie und Kreativität anzuregen. Gutes Kinderfernsehen macht Spaß, ist lehrreich und informiert, nimmt seine Zuschauer mit in fremde und neue Welten und erklärt ihnen die eigene". Eine solche Formulierung könnte auch von öffentlich-rechtlichen Kinderfernsehredakteuren stammen. Es kommt also immer darauf an, wie solche Zielsetzungen realisiert werden.

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