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Was ist Lifestyle Migration?

Karen O’Reilly

/ 2 Minuten zu lesen

Der Begriff Lifestyle Migration wird verwendet, um die Migration von vergleichsweise wohlhabenden Personen an Orte zu beschreiben, von denen sie sich die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung oder eine höhere Lebensqualität versprechen. Das Kurzdossier beschreibt unterschiedliche Formen von Lifestyle Migration und fragt nach Rahmenbedingungen und möglichen Folgen dieser Wanderungsbewegungen.

Apartmenthäuser entstehen auf der spanischen Baleareninsel Mallorca. Ein Hinweisschild informiert dazu auf Spanisch, Englisch und Deutsch. (© picture-alliance/ ZB)

Der Begriff Lifestyle Migration wird verwendet, wenn vergleichsweise wohlhabende Personen an Orte ziehen, die ihnen eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung eröffnen oder von denen sie sich eine höhere Lebensqualität versprechen. Der relative Wohlstand ist hierbei der entscheidende Faktor, der es den Migranten ermöglicht, Aspekte der Lebensqualität über andere Werte, etwa Arbeit oder Sicherheit, zu stellen. Lifestyle Migration ist freiwillig, genussorientiert und von kulturellen Vorstellungen geleitet. Lifestyle-Migranten bevorzugen Orte, die Annehmlichkeiten wie gutes Wetter, schöne Landschaft, gute medizinische und soziale Einrichtungen versprechen. Zudem werden sie von sozialen oder kulturellen Aspekten (z.B. ausgeprägter Gemeinschaftssinn; ruhiges Leben) angezogen, die ein erfülltes Leben verheißen. Und schließlich wird lebensstilorientierte Migration häufig durch den vergleichsweise einfachen Zugang zu Visa oder anderen staatlichen Genehmigungen ermöglicht, die anderen Migranten häufig verwehrt bleiben. In den vergangenen Jahren hat Lifestyle Migration territorial immer größere Ausmaße angenommen und verläuft nun auch zwischen Regionen, die durch ehemals koloniale Beziehungen verbunden und von globalen Ungleichheiten geprägt sind. Lifestyle Migration ist also auch von Machtasymmetrien und Privilegien bestimmt.

Lifestyle-Migranten ziehen nicht aus Armut oder wegen widriger Lebensumstände fort; sie suchen keine bessere ökonomische Position im Zielland, wenngleich diese häufig dadurch gegeben ist, dass sie in ein wirtschaftlich schwächeres Land ziehen. Sie migrieren nicht als Arbeitnehmer etwa von international tätigen Unternehmen (Interner Link: Expatriates), wenngleich sie unter Umständen arbeiten müssen, um ihren Lebensstil zu finanzieren; auch suchen sie keinen Schutz vor Verfolgung und bitten nicht um Asyl. Lifestyle-Migranten sind oft Rentner, Selbstständige oder unstetig Beschäftigte. Lifestyle Migration läuft somit den Migrationsformen, mit denen sich Wissenschaft und Politik üblicherweise beschäftigen, entgegen. Die Mehrzahl der weltweiten Wanderungen wird von Armut, politischer Instabilität, Umweltgefahren und mangelhaften Arbeitsmöglichkeiten angetrieben. Denn die meisten Migranten ziehen auf der Suche nach Sicherheit und besseren Lebensstandards von ärmeren in reichere Volkswirtschaften. Daneben existieren zahlreiche weitere Migrantentypen, etwa Zwangsmigranten, Beschäftigte internationaler Firmen, Studenten, Künstler, Journalisten und Unternehmer. Globale Migration ist komplexer geworden, Mischformen der Mobilität werden zunehmend "normal" und eine Vielzahl von Migrationsbewegungen läuft den dominanten und bekannten Strömen entgegen. Lifestyle Migration ist eine dieser Gegenströmungen. In diesem Kurzdossier sollen ihre Ursprünge, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede lebensstilorientierter Migrationen sowie ihre Rahmenbedingung und Auswirkungen näher erläutert werden.

Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers Interner Link: "Lifestyle Migration".

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Dr. Karen O’Reilly ist Professorin für Soziologie und Leiterin der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Loughborough, Großbritannien. Ihr besonderes Interesse gilt der Sozialanthropologie. Seit fast 20 Jahren befasst sie sich mit dem Phänomen der Lifestyle Migration und hat zahlreiche Bücher und Aufsätze dazu veröffentlicht.
E-Mail: E-Mail Link: K.OReilly@lboro.ac.uk