Kurzmeldungen – Deutschland
Zuwanderer investieren erheblich in Bildung und Ausbildung
Zuwanderer in Deutschland setzen sich in hohem Maße für ihre Bildung ein. Das haben das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer gemeinsamen Studie herausgefunden. Demnach haben 35 % der Personen, die ohne abgeschlossene Berufsausbildung nach Deutschland eingewandert sind, bis zur Befragung einen Abschluss erworben oder befinden sich gegenwärtig in einer akademischen oder Berufsausbildung. „Einen erheblichen Handlungsbedarf“ identifizieren die Forscher hingegen in Bezug auf die rechtliche Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen: Nur ein Drittel der Zuwanderer hatte zum Zeitpunkt der Befragung eine Anerkennung beantragt (vgl. Ausgabe 9/13). Die Befragungsergebnisse zeigen außerdem, dass Jobcenter und Arbeitsagenturen bei der Stellensuche nur eine untergeordnete Rolle spielen. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, ihre Arbeitsstelle durch Familienangehörige, Freunde oder Bekannte gefunden zu haben. Ein Fünftel nutzte öffentliche oder private Arbeitsvermittlungen. Zudem stelle Diskriminierung ein großes Hindernis beim Eintritt in den Arbeitsmarkt dar (vgl. Ausgabe 3/14). Jeder zweite Befragungsteilnehmer berichtete von Diskriminierungserfahrungen bei der Arbeitsplatzsuche und bei Behörden. Im Rahmen der Studie werden seit 2013 jährlich 5.000 Personen mit Migrationshintergrund zu ihrer Migrations-, Bildungs- und Erwerbsbiografie befragt.Zum Thema:
- Diskriminierung von Migranten auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
- Deutschland: Erste Jahresbilanz nach Einführung des Berufsanerkennungsgesetzes
Deutsch-Türken emotional an Türkei gebunden
Die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen mit türkischem Migrationshintergrund ist sozial gut integriert. Das ergab eine Ende September veröffentlichte repräsentative Studie des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung im Auftrag der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Drei Viertel der insgesamt 1.000 Befragten gaben an, deutsche Freunde zu haben. Sozialkontakte zu Deutschen am Arbeitsplatz oder im Alltag sind die Regel. Die Ergebnisse der Studie widersprechen der Annahme, die deutsch-türkische Community lebe in einer abgeschotteten Parallelgesellschaft. Allerdings ergab die Studie auch, dass Fragen der generellen Zugehörigkeit und Identität weniger eindeutig beantwortet werden. 73 % der Befragten fühlen sich "doch sehr anders als Deutsche". Nur ein Viertel der Deutsch-Türken empfindet sich Deutschland heimatlich verbunden, 44 % nannten hier die Türkei. 30 % wählten allerdings sowohl Deutschland als auch die Türkei. Überraschend ist, dass die heimatliche Bindung an die Türkei über die Generationen hinweg nicht ab-, sondern zunimmt. Die stärkste Bindung an die Türkei oder an beide Länder besteht nicht etwa in der ersten Einwanderergeneration, sondern bei der zweiten und dritten Generation, deren Angehörige in Deutschland geboren, aufgewachsen und sozialisiert worden sind (vgl. Ausgabe 7/12).Zum Thema:
Migrationsbericht: Bildung schützt nicht vor Armut
Ein hoher Bildungsgrad schützt Menschen mit Migrationshintergrund nicht vor Armut. Das ist ein zentrales Ergebnis des 10. Berichts der Bundesregierung über die Lage von Ausländerinnen und Ausländern in Deutschland, den die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoğuz (SPD) am 29. Oktober in Berlin vorgestellt hat. Demnach liegt die Armutsgefährdungsquote bei Personen mit Migrationshintergrund mit 26,8 % mehr als doppelt so hoch als in der Bevölkerung ohne Einwanderungsgeschichte (12,3 %). Daran ändert auch der Bildungsabschluss wenig. Migranten mit Abitur sind immer noch doppelt so häufig armutsgefährdet wie Personen ohne Migrationshintergrund mit Abitur (20,1 % vs. 8,9 %). Ursächlich seien die etwa doppelt so hohe Arbeitslosigkeit sowie deutliche Einkommensunterschiede im Vergleich zu Personen ohne Migrationshintergrund, heißt es im Bericht. Der 700 Seiten starke Bericht analysiert die Situation der 16 Mio. in Deutschland lebenden Menschen mit Einwanderungsgeschichte (vgl. Ausgaben 3/13, 6/08, 3/05).Zum Thema:
- Deutschland: Bericht belegt höheres Armutsrisiko von Migranten
- Deutschland: Armutsbericht zeigt Benachteiligung von Migranten