Entwicklungsstrategien für Wirtschaft und Gesellschaft
Nachdem sie ihre Unabhängigkeit durchgesetzt hatten, standen die meisten afrikanischen Staaten vor einem schwerwiegenden Problem: das Potenzial ihrer Wirtschaft lag durch den Einfluss der Kolonialmächte am Boden. Strategien für eine nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Industrialisierung und Armutsbekämpfung rückten in den Vordergrund.Auszug aus:
Informationen zur politischen Bildung (Heft 264) - Entwicklungsstrategien für Wirtschaft und Gesellschaft
Einleitung
Als die meisten afrikanischen Länder Ende der fünfziger und zu Anfang der sechziger Jahre ihre politische Unabhängigkeit erlangten, standen sie am Anfang einer Entwicklung, die sehr stark von den ehemaligen Kolonialmächten geprägt war. Afrika hat sich bislang wenig industrialisiert und modernisiert. Als Hauptgründe dafür sind die ungünstigen Startbedingungen nach dem Ende des Kolonialismus zu nennen: Eine einseitige Wirtschaftsstruktur und ein großer ländlicher Subsistenzsektor (Selbstversorgung), in dem die Mehrheit der afrikanischen Bevölkerung bis Mitte der achtziger Jahre lebte, sowie eine unzureichende Wirtschaftspolitik und ungünstige weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen. Bis heute führt der Kontinent vor allem landwirtschaftliche, mineralische und fossile Rohstoffe aus. Dagegen sind die meisten Länder auf die Einfuhr von Investitionsgütern, Maschinen, Fertigwaren, Nahrungsmitteln und Mineralöl angewiesen. Eine leichte Diversifizierung (Ausweitung der Produktionspalette) der Produktion ist in einigen Ländern festzustellen – wie in Simbabwe, Südafrika, Mauritius und Botswana.Seit der Unabhängigkeit haben afrikanische Länder verschiedene Entwicklungsstrategien verfolgt. In den fünfziger Jahren wurde "Wachstum durch Industrialisierung" propagiert und als Armutsbekämpfungskonzept Community Development (Lokale Entwicklung auf dörflicher und städtischer Ebene) verfolgt. In den sechziger Jahren ging man davon aus, daß sich durch Investitionen in die landwirtschaftliche Produktion auch die Beschäftigung und damit die Einkommen der ländlichen Bevölkerung erhöhen würden.
Die siebziger Jahre waren von Umverteilungsansätzen geprägt (Strategien zur Befriedigung bestimmter Grundbedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft, Kleidung, Gesundheit und Bildung sowie eine integrierte ländliche Entwicklung). In den achtziger und neunziger Jahren sollten Marktkräfte und Strukturanpassungsmaßnahmen den Durchbruch erzielen bzw. wenigstens die Voraussetzungen für Wachstum verbessern helfen. Ergänzt wurden diese Konzepte schließlich durch soziale Abfederungsmaßnahmen. Dieses von der UNICEF propagierte Konzept hatte zum Ziel, die negativen Effekte der Strukturanpassungsprogramme insbesondere für die arme Bevölkerung durch soziale Maßnahmen zu lindern, beispielsweise durch Sicherung der Staatsausgaben für Bildung und Gesundheit. Leider waren diese Maßnahmen oft nicht ausreichend.
Seit Ende der achtziger Jahre haben auch die Diskussionen um Nachhaltigkeit Eingang in die afrikanischen Reformbemühungen gefunden. So fanden etwa ökologische Ideen einer nachhaltigen Landwirtschaft Eingang in die Politik, ohne allerdings wirklich wirksam zu werden. Gleichzeitig wurden wichtige Umweltprobleme angepackt wie beispielsweise Maßnahmen zur Eindämmung der Desertifikation (Ausbreitung von Wüsten).