Julius Heeke am 28.09.2012
100 Prozent Republikaner: Weniger Staat
Viele US-Amerikaner wissen sehr genau, wo sie politisch stehen: Blau oder Rot, demokratisch oder republikanisch. Sie stehen ihrer Partei bereits seit Jahrzehnten bei. 30 Jahre sind es bei John Webster Smith. Er ist überzeugter Republikaner – und mag so überhaupt nicht dem Klischee enstprechen.
Raum 112, School of Communication Studies. John Webster Smith sitzt am Schreibtisch und tippt in seine Schreibmaschine. In Braille-Schrift, denn Smith ist blind. Er trägt eine schwarze Sonnenbrille und könnte fast als Ray Charles-Double durchgehen, er ist allerdings viel kräftiger als der US-Musiker.
„Es war ein langer Tag, jetzt gehe ich zu meiner Lieblingsbar um meine Lieblingskellnerin zu treffen“, sagt John Webster Smith. Die Rede ist von der Union-Bar ums Eck und die Kellnerin Noelle ist eine Freundin der Familie. Er verlässt den Raum, schaltet das Licht aus und tastet sich mit seinem weißen Blindenstock den Weg nach draußen. Dabei trifft er zahlreiche Studenten und Kollegen mit denen er angeregt plaudert. Wenn er spricht, tut er es laut und dehnt die Vokale ins Unendliche. Dazu ein starker Südstaatenakzent. Smith hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Er ist beliebt bei den Studenten, auch weil er sie stets zum Lachen bringt.
Man wählt ein Programm
Über Politik spricht er allerdings selten, vor allem nicht mit seiner Frau, denn sie wählt die Demokraten. Die wenigsten seiner Kollegen wissen, dass er die Republikaner wählt und das bereits seit 30 Jahren. Die Frage ob Demokraten oder Republikaner, ist für ihn dabei vor allem eine programmatische Frage. Politik sollte sich nicht zu stark einmischen. Und damit kommen für ihn nur die Republikaner infrage. „Sie suchen ja auch nicht nach Entschuldigungen dafür, Geld verdienen zu wollen. Geld kriegen wollen doch alle! Also, ich zumindest.“Mitt Romney hält er für besser als Barack Obama, denn der republikanische Präsidentschaftsbewerber würde in den ohnehin schwierigen Zeiten weniger Schaden anrichten. Wenn er allerdings von Romney spricht, nennt er ihn nie beim Namen. Für ihn ist er nur „der Kandidat“.