Isabell Hillmann am 11.10.2012
Freiwillige vor! – Volunteers im US-Wahlkampf
Es ist der teuerste Präsidentschaftswahlkampf in der Geschichte der USA. Demokraten und Republikaner investieren mehr als zwei Milliarden Dollar in ihre Kampagnen, um den eigenen Kandidaten ins Weiße Haus zu bringen. Trotzdem funktionieren manche Dinge im US-Wahlkampf auch ohne Geld. Scharen von Volunteers, ehrenamtlichen Helfern, arbeiten an der Parteibasis für den Wahlsieg.Bei den Demokraten im New Yorker Stadtteil Manhattan herrscht reges Treiben. Das Wahlkampf-Büro auf der Upper West Side zwischen der 102. und 103. Straße liegt ein bisschen versteckt hinter einem großen Gerüst. Plakate und Sticker weisen den Weg zum Eingang. Schreibtische füllen den Raum, Menschen sitzen an Telefonen und arbeiten sich durch lange Listen mit Telefonnummern. Auf anderen Tischen liegen Buttons, Magneten und Aufkleber.

New York for Obama

Manhattan macht Wahlkampf in Pennsylvania

Das Büro in Manhattan ist auch deswegen wichtig, weil die Staaten an der Ostküste am Wahltag eine herausragende Rolle spielen können. Wenn die Wahllokale in New York am Abend des 6. November schließen, bleiben sie an der Westküste – zum Beispiel in Los Angeles – drei weitere Stunden geöffnet. In Alaska noch länger. Grund ist die Weite der Vereinigten Staaten, die sich über mehrere Zeitzonen erstrecken. Anders als in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern dürfen in den USA Hochrechnungen aus den östlichen Staaten schon veröffentlicht werden, während andernorts noch gewählt werden kann. Diese Tatsache versucht Wahlkampfmanagerin Cynthia Doty für die Demokraten zu nutzen. ”Die Menschen in den östlichen Staaten, wie zum Bespiel New York oder New Jersey sollen möglichst früh wählen gehen, weil das vor allem die unentschiedenen Wähler in westlichen Staaten durchaus noch bei ihrer Entscheidung beeinflussen kann.” Unter Experten ist allerdings umstritten, ob dieser Effekt funktioniert.
Präsenz auf dem Bürgersteig
Für den Raum New York betreiben die Wahlkampfhelfer vor allem das sogenannte Tabeling. Cynthia Doty sagt, das sei kein Begriff, der im Wörterbuch stehe. Tabeling bezeichnet die Stände auf den Straßen mit Stickern und Buttons. Hier können nicht nur Werbeartikel erworben werden, viel wichtiger ist die Möglichkeit, sich für die Wahl registrieren zu lassen. Gerade dabei ist Doty zufolge die Arbeit der Helfer besonders wichtig. ”Unsere Ehrenamtlichen sprechen mit den Menschen, die an unseren Tischen vorbei gehen. Sie helfen ihnen bei der Registrierung oder überzeugen sie durch Spenden - zum Beispiel mit dem Kauf eines T-Shirts - die demokratische Kampagne zu unterstützen.” Es komme auch vor, dass aus den angesprochenen Passanten neue ehrenamtliche Helfer würden, sagt die Wahlkampfmanagerin. ”Das ist sehr wichtig für uns.”Aber auch aus einem anderen Grund braucht das Wahlkampfbüro in Manhattan die Verkaufs- und Infostände auf dem Bürgersteig. Zum reinen Selbsterhalt. Um die Rechnungen zahlen zu können, müsse man möglichst viele Buttons verkaufen, sagt Cynthia Doty. ”Je nach Button spenden die Menschen 3 bis 5 Dollar.” Das Büro steht finanziell auf eigenen Beinen, Idealismus pur, denn Geld aus der mächtigen Parteizentrale der Demokraten gibt es nicht.