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50 Jahre diplomatische Beziehungen

Martin Kloke

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Am 12. Mai 1965 tauschten Vertreter der Bundesrepublik Deutschland und des Staates Israel Briefe zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern aus. Seitdem hat sich das gegenseitige Verhältnis – trotz Höhen und Tiefen – sehr positiv entwickelt.

Deutschlands Verantwortung: Bundeskanzlerin Angela Merkel betont in ihrer Rede am 18. März 2008 vor der Knesseth die enge Verbundenheit mit Israel. (© picture-alliance / dpa / EPA / Sebastian Scheiner / Pool)

Der jüdische Staat gehört zu jenen Ländern, mit denen Deutschland ein enges Netz wirtschaftlicher, kultureller, zivilgesellschaftlicher und politischer Beziehungen geknüpft hat: Israel ist für die Bundesrepublik der größte Handelspartner im Nahen Osten. Umgekehrt gilt, dass Deutschland nach den USA und China zu Israels drittgrößtem Handelspartner aufgestiegen ist. Heute unterhalten hunderte deutscher Städte und Landkreise, Wissenschafts- und Kultureinrichtungen sowie Schulen und Vereine Kooperations- und Austauschprojekte mit israelischen Partnern – vielfach unterstützt mit öffentlichen Mitteln. Diese Programme sind in ihrer Breitenwirkung ähnlich bedeutsam wie Jugendaustauschprojekte mit französischen, polnischen oder US-amerikanischen Partnern. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft ist mit 4794 Mitgliedern (Stand: 2. 9. 2014), 50 regionalen Arbeitsgemeinschaften und einem bundesweit agierenden Jungen Forum die größte bilaterale Freundschaftsgesellschaft. Obwohl Israel nur 0,015 Prozent der Erdoberfläche bedeckt, beziehen sich zeitweise zehn Prozent der Weltnachrichten in den deutschen Medien auf das kleine Land zwischen Jordan und Mittelmeer. 2014 hat Deutschland die konsularische Vertretung von Israelis in jenen Staaten übernommen, in denen Israel keine Botschaften unterhält.

Das Verhältnis Deutschlands zu Israel wird immer wieder auch durch die Vergangenheit belastet: den Völkermord des nationalsozialistischen Deutschlands an den europäischen Juden. Ein unbedachtes Wort, ein falscher Zungenschlag, ein missglückter historischer Vergleich reißen seelische Wunden auf und gefährden jene zerbrechliche Balance, die in den vergangenen fünf Jahrzehnten unter großen Mühen aufgebaut werden konnte. Neben der Last der Vergangenheit beeinträchtigt auch der israelisch-palästinensische Konflikt die deutsch-israelischen Beziehungen. Aufgrund der fortdauernden Spannungen mit seinen palästinensischen Nachbarn leidet das Ansehen Israels in Gesellschaft und öffentlicher Meinung Deutschlands.

Gleichwohl bilden die Beziehungen zum Staat Israel eine der tragenden Säulen der deutschen Außenpolitik. Dies unterstrich Bundeskanzlerin Angela Merkel 2008 in einer Rede vor dem israelischen Parlament in Jerusalem: "Jede Bundesregierung und jeder Bundeskanzler vor mir waren der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels verpflichtet. Diese historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes. Das heißt, die Sicherheit Israels ist für mich als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar. Und wenn das so ist, dann dürfen das in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben."

Dieses Heft bietet einen Überblick über Höhen und Tiefen der deutsch-israelischen Beziehungsgeschichte. Wer heute eine Bilanz aus 50 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ziehen will, steht auch vor der Frage, wie sich diese Beziehungen in den nächsten 50 Jahren weiterentwickeln werden.

Dr. Martin Kloke ist verantwortlicher Redakteur für die Fächer Ethik, Philosophie und Religion bei den Cornelsen Schulverlagen in Berlin. Daneben befasst er sich seit vielen Jahren mit der deutsch-israelischen sowie christlich-jüdischen Beziehungsgeschichte und hat dazu zahlreiche Beiträge verfasst.