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Strukturen der internationalen Währungs- und Finanzpolitik

Klaus-Peter Kruber Anna Lena Mees Christian Meyer Christian Meyer Anna Lena Mees Klaus-Peter Kruber

/ 21 Minuten zu lesen

IWF-Direktorin Christine Lagarde und der Präsident der Weltbank-Gruppe, Robert Zoellick, auf der jährlichen gemeinsamen Konferenz von IWF und Weltbank 2011 in Washington. (© picture alliance / abaca )

Einleitung

Internationale Wirtschaftsbeziehungen unterscheiden sich von nationalen unter anderem dadurch, dass Ausfuhren in ausländischen Währungen bezahlt werden und dass für Einkäufe im Ausland fremde Währungen benötigt werden. Exporteure bieten fremde Währungen (Devisen) an, Importeure fragen Devisen nach. Es entstehen Märkte, auf denen sich Wechselkurse bilden.

Der Wechselkurs ist der Preis für eine ausländische Währungseinheit (beispielsweise für einen Dollar) ausgedrückt in der Inlandswährung. Im April 2008 musste man für einen US-Dollar 0,63 Euro zahlen, bzw. man erhielt für einen Euro 1,57 US-Dollar. In der ersten Variante spricht man von der Preisnotierung des Dollarkurses, in der zweiten von seiner Mengennotierung. Preis- und Mengennotierung verhalten sich reziprok zueinander, das heißt die eine Notierung ist der Kehrwert der anderen.

Bestimmungsgründe des Wechselkurses

Die Preisbildung für Devisen, zum Beispiel für den US-Dollar, folgt den bekannten Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Mit steigendem Preis des US-Dollars nimmt die Nachfrage nach der US-Währung ab, denn das Einkaufen im Bereich der Dollar-Währung wird, gerechnet in Euro, teurer. Zugleich nimmt das Angebot an US-Dollars zu, denn für Amerikaner wird, gerechnet in Dollar, das Einkaufen in Europa billiger. Der Preis des Dollars bildet sich im Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve.

Die Nachfrage nach Devisen resultiert aus

  • der Nachfrage von Inländern nach ausländischen Waren und Dienstleistungen (Import),

  • der Aufnahme von Krediten im Ausland, dem Kauf ausländischer Wertpapiere oder dem Erwerb ausländischer Unternehmen durch Inländer (Kapitalexport).

Das Angebot an Devisen ist Folge

  • der Nachfrage von Ausländern nach inländischen Waren und Dienstleistungen (Export),

  • der Aufnahme von Krediten im Inland, dem Kauf inländischer Wertpapiere oder dem Erwerb inländischer Firmen durch Ausländer (Kapitalimport).

Hinzu treten Devisenangebot bzw. -nachfrage aufgrund von finanziellen Transaktionen zwischen Staaten oder internationalen Organisationen (zum Beispiel für Entwicklungshilfe oder Zahlungen an die UNO).

Karikatur: Export

Veränderungen der Wechselkurse beeinflussen wiederum den internationalen Handel und den Kapitalverkehr. Kommt es zu einer Aufwertung des Euro - US-Bürger müssen nun mehr für den Euro, Europäer weniger für den Dollar zahlen -, bedeutet das aus deutscher Sicht, dass unsere Ausfuhrgüter, gerechnet in Auslandswährung, teurer werden. Dadurch wird der Export tendenziell gebremst. Andererseits wird das Einkaufen im Dollarraum günstiger, so dass Importe von dort tendenziell steigen und ausländische Produktionsstandorte wechselkursbedingte Kostenvorteile erlangen. Problematisch ist dies für Unternehmen, die ihre Belegschaft und Zulieferer größtenteils in Euro bezahlen und ihre Produkte in US-Dollar verkaufen, wie zum Beispiel der europäische Flugzeughersteller Airbus. In diesem Falle sind Produktionsverlagerungen in den Dollar-Raum ein Ansatz, diesem Problem zu begegnen. Eine Abwertung des Euro und damit gleichzeitig eine Aufwertung des Dollar führt umgekehrt tendenziell zu einer Verbesserung der Exportchancen des Inlands und zu einer Verteuerung der Einfuhren.

QuellentextFallbeispiel: Wechselkursänderungen

Eine deutsche Computerfirma möchte 100 amerikanische Rechner importieren. Bei einem angenommenen Wechselkurs von 1:2 (1 Euro = 2 Dollar) und einem Preis von 1000 US-Dollar in den USA muss der deutsche Importeur 50 000 Euro bezahlen, um 100 000 US-Dollar zu kaufen. Kommt es jedoch zu einer Aufwertung des Dollars (das ist gleichbedeutend mit einer Abwertung des Euros), also zu einem veränderten Wechselkurs (zum Beispiel 1 Euro = 1 Dollar), muss der Importeur 100 000 Euro aufwenden, um die Rechner in den USA bezahlen zu können, sein Geschäft verschlechtert sich und wird möglicherweise unterbleiben.
Aus der Sicht eines US-Amerikaners wirkt sich die Dollaraufwertung anders aus. Beim Wechselkurs 1:2 muss ein amerikanischer Importeur am Devisenmarkt für 200 000 US-Dollar Euros kaufen, wenn er fünf Autos zum Preis von je 20 000 Euro aus Deutschland importieren will. Nach der Dollaraufwertung muss er nur noch 100 000 US-Dollar in 100 000 Euro umwechseln, um die fünf Autos zu bezahlen und er wird sich überlegen, ob er nicht weitere Autos in Deutschland kaufen soll.

Wechselkursschwankungen sind das Ergebnis von Preis- und Zinsunterschieden zwischen In- und Ausland. Steigt zum Beispiel das Preisniveau im Inland stärker als im Ausland, so führt dies zu steigender Nachfrage der Inländer nach Waren und Dienstleistungen im relativ preisstabileren Ausland - es ergibt sich ein Importsog. Devisen werden stärker nachgefragt. Zugleich geht die Nachfrage des Auslands nach inländischen Gütern zurück: Sie werden vergleichsweise teurer, die Exportchancen verschlechtern sich, weniger Devisen werden verdient. Im Ergebnis verschieben sich die Angebots- und Nachfragekurve auf dem Devisenmarkt und gleichen sich bei einem neuen Wechselkurs aus. In unserem Beispiel steigt der Kurs der ausländischen Währung. Man spricht von einer Aufwertung der Auslandswährung bzw. gleichbedeutend einer Abwertung der Inlandswährung. Ebenso können unterschiedliche Zinsniveaus zwischen zwei Ländern Kapitalbewegungen auslösen, die sich über Veränderungen von Devisenangebot und Devisennachfrage auf den Wechselkurs auswirken.

QuellentextWechselkurstheorien

Grundlegend für die theoretische Erklärung von Wechselkursen war lange Zeit die Kaufkraftparitätentheorie, die bis in die klassische Nationalökonomie zurückreicht und in ihrer heutigen Form auf den schwedischen Ökonomen Gustav Cassel (1866-1945) zurückgeht. Sie erklärt den Wechselkurs aus den Güterströmen zwischen zwei Ländern und dem damit verbundenen Angebot bzw. der Nachfrage nach Devisen.
Das Grundmodell geht davon aus, dass zwischen zwei Ländern Freihandel besteht (Transportkosten werden vernachlässigt). Angenommen, ein Barrel Öl kostet in Land A 120 Dollar und in Land B 40 Euro und der Wechselkurs sei zunächst 1: 1. Dann ist es für Händler aus A attraktiv, Öl aus B zu kaufen und verstärkt nach Land A zu importieren. Durch vermehrtes Angebot von Öl in A sinkt dort der Ölpreis, in B steigt er, weil sich das Angebot verknappt. Durch den Handel ändert sich aber auch der Wechselkurs, denn für den Einkauf in B müssen die Händler aus A Euros gegen Dollars nachfragen. Der Dollarkurs sinkt bzw. der Eurokurs steigt. Am Ende dieses Prozesses könnte beispielsweise ein Barrel Öl in Land A 100 Dollar und in Land B 50 Euro kosten bei einem Wechselkurs von 2:1. Umgerechnet zum Wechselkurs ist die Kaufkraft einer Währungseinheit im Inland gleich der im Ausland.
Tatsächlich bilden sich natürlich nicht Wechselkurse für einzelne Güter, sondern diese werden modellhaft zu Güterbündel zusammengefasst, so dass es um die Angleichung der Preisniveaus, nicht jedes einzelnen Preises geht.
Verallgemeinert für ein Güterbündel, das im Inland zum Preis Pi und im Ausland zum Preis Pa angeboten wird, gilt folgende Beziehung: Pa x W = Pi oder umgeformt: W = Pi : Pa.
Der nominale Wechselkurs W entspricht dem Verhältnis des in jeweiliger Landeswährung gemessenen Preisniveaus zwischen dem Inland und dem Ausland.
Neben der absoluten Höhe des Wechselkurses interessiert vor allem seine Änderung. Eine Änderung des Wechselkurses (dW) erfolgt, wenn sich das Preisniveau in einem Land oder in beiden Ländern ändert, mit anderen Worten: wenn die Inflationsraten zwischen zwei Ländern sich unterscheiden: dW = dPi - dPa.
Steigt also das Preisniveau im Inland schneller als im Ausland, wird es attraktiver, im Ausland einzukaufen. Die Nachfrage nach ausländischer Währung nimmt zu (bzw. gleichbedeutend: die heimische Währung wird verstärkt an Devisenmärkten angeboten). Im Ergebnis wird die Währung des Inlands abgewertet bzw. der Wechselkurs der Auslandswährung (in Preisnotierung) steigt.
Die Kaufkraftparitätentheorie erklärt nur Wechselkursänderungen, die durch Preisänderungen im Güterhandel hervorgerufen werden. Das Modell lieferte eine ausreichende Erklärung, so lange internationale Wirtschaftsbeziehungen im Wesentlichen auf Güterhandel reduziert waren. Heute wirken aber neben dem Außenhandel verstärkt internationale Finanztransaktionen auf den Wechselkurs ein. Ihren Einfluss beschreibt die Zinsparitätentheorie.
Dabei wird angenommen, dass bei gleichem Anlagerisiko die jeweiligen Ertragsraten (Renditen) der Anlagemöglichkeiten darüber entscheiden, in welches Land Kapital fließt. Wichtig sind dabei nicht nur bestehende Zinsdifferenzen, sondern auch der Wechselkurs bzw. erwartete Veränderungen des Wechselkurses.
Dies lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen: Ein Sparer erhält bei einem inländischen Kreditinstitut auf ein festverzinsliches Wertpapier eine Verzinsung von vier Prozent bei einjähriger Laufzeit. Bietet eine ausländische Bank ein Papier mit gleicher Verzinsung und Fälligkeit an, ergibt sich die ausländische Rendite erst unter Beachtung des Wechselkurses. Der Sparer muss den Anlagebetrag zunächst in fremder Währung durch Kauf von Devisen zum derzeit geltenden Kurs (Kassakurs) aufbringen. Beispielsweise muss er bei einem Kassakurs von 2:1 für 1000 Dollar 500 Euro zahlen. Zugleich ist es erforderlich, den in einem Jahr gültigen Wechselkurs zu veranschlagen, da zu diesem Zeitpunkt der Anlagebetrag plus Zinsen in heimische Währung zurückgetauscht wird. Erwartet der Anleger einen Anstieg der Auslandswährung, beispielsweise auf 1:1, wird er auch bei gleicher Verzinsung einen Gewinn machen, da er ja in Inlandswährung einen höheren Betrag (1000 Euro) zurück erh
ält. Fällt allerdings der Wechselkurs der Auslandswährung, ergibt sich ein Verlust. Der in einem Jahr gültige Wechselkurs (Terminkurs) kann nur geschätzt werden. Scheut der Anleger das Wechselkursrisiko, kann er die Devisen, die er nach Ablauf der Geldanlage erhalten wird, bereits beim Kauf des Wertpapiers auf dem Devisenterminmarkt verkaufen (Devisentermingeschäft).
Ist die Ertragsrate im Ausland unter Berücksichtigung des Wechselkurses höher als im Inland, wird die Auslandswährung verstärkt gekauft. Damit einher geht ein verstärktes Angebot der Inlandswährung, so dass sich durch Verschiebung von Angebot und Nachfrage eine Abwertung der Inlandswährung ergibt, die die Renditedifferenz ausgleicht. Das Entsprechende gilt für ein anfängliches Renditegefälle zugunsten des Inlands: in diesem Falle wird die Inlandswährung aufgewertet (bzw. die Auslandwährung abgewertet), bis die Zinsdifferenz sich angleicht.

Neben diesen eher langfristig dominanten realwirtschaftlichen Faktoren spielen spekulative und politische Faktoren eine wichtige Rolle. Erwartungen über zukünftige Preis- und Zinsentwicklungen üben maßgeblichen Einfluss auf Angebot und Nachfrage an Devisenmärkten aus. Ein Preisanstieg auf Rohstoffmärkten (etwa bei Erdöl) ist oft weniger die Auswirkung einer bereits eingetretenen Angebotsverknappung, sondern vielmehr das Ergebnis befürchteter Engpässe als Folge einer politischen Krise. Öl wird auf internationalen Märkten in US-Dollar abgerechnet. Um erwarteten Preissteigerungen zuvorzukommen, kaufen Händler und Konsumenten jetzt US-Dollar, dadurch steigern sie die Nachfrage auf den Devisenmärkten und bewirken einen Anstieg des Dollarkurses, der, in Inlandswährung gerechnet, den Preisanstieg bei Erdöl noch multipliziert (self fulfilling prophecy).

Erwartungsänderungen können "ansteckend" wirken und sich rasch ausbreiten ("Herdenverhalten"). Wenn eine Spekulationsblase platzt und plötzlich alle aus der betreffenden Währung "aussteigen" wollen, kann das kurzfristig enorme Verkaufswellen auslösen und erhebliche Wechselkursschwankungen verursachen. Ebenso kann eine durch politische Entwicklungen ausgelöste Kapitalflucht den Wechselkurs eines Landes zum Einbruch bringen. Neuere Ansätze der Wechselkurstheorie erforschen solche Zusammenhänge; sie arbeiten mit spieltheoretischen Modellen und basieren auf der Annahme nicht rationaler Erwartungen.

Es zeigt sich, dass eine Vielzahl von Erklärungen für Wechselkursveränderungen zu berücksichtigen ist, monokausale Ansätze greifen zu kurz. Realwirtschaftliche Einflussfaktoren erklären eher längerfristige Tendenzen der Wechselkursentwicklung, kurzfristige Wechselkursschwankungen lassen sich stärker mit spekulativen Einflüssen erklären.

Wechselkurs- und Währungssysteme

Wechselkurssysteme

Die Austauschbeziehungen zwischen zwei Währungen können auf verschiedene Weise geregelt sein. Man unterscheidet zwischen konvertiblen und nicht konvertiblen Währungen sowie zwischen Systemen mit festen bzw. flexiblen Wechselkursen.

Bei freier Konvertibilität ist es Wirtschaftssubjekten erlaubt, die Währung ihres Landes jederzeit in fremde Währungen bzw. fremde Währungen in die eigene umzutauschen. Freie Konvertibilität ist Voraussetzung für Freihandel und freien internationalen Kapitalverkehr. Beschränkungen der Konvertibilität können sich auf bestimmte Verwendungszwecke beziehen wie beispielsweise die Beschränkung des Umtauschbetrags für Ferienreisen, für die Einfuhr bestimmter Luxusgüter oder für den Kauf ausländischer Wertpapiere.

Werden nahezu alle Außenhandelstransaktionen von solchen Beschränkungen erfasst, spricht man von Devisenbewirtschaftung. Im Außenhandel verdiente Devisen müssen zu einem von der Regierung festgelegten Kurs an die Währungsbehörde (bzw. an die vom Staat kontrollierte Zentralbank) verkauft werden. Für Importe benötigte Devisen müssen bei der Währungsbehörde beantragt werden und werden nach politisch gesetzten Prioritäten nur für bestimmte Zwecke zugeteilt. Devisenbewirtschaftung ist ein Instrument staatlicher Außenhandelslenkung, das in zentralen Planwirtschaften wie im nationalsozialistischen Deutschland und in den ehemaligen kommunistischen Planwirtschaften und auch derzeit noch in manchen Entwicklungsländern praktiziert wird. Die Währungen der meisten entwickelten Länder sind heute konvertibel.

In einem System mit freier Konvertibilität gibt es Übergänge zwischen absolut fixen und völlig freien Wechselkursen. Man unterscheidet

  • Währungssysteme mit unveränderlich fixen Wechselkursen (zum Beispiel die Goldwährung im 19. Jahrhundert),

  • Währungssysteme mit stufenflexiblen Wechselkursen (die Wechselkurse sind grundsätzlich fix, können aber im Bedarfsfall durch Auf- oder Abwertung geändert werden),

  • flexible Wechselkurse mit (glättenden) Interventionen der Zentralbanken (managed floating),

  • frei flexible Wechselkurse (free floating).

Im Falle fester Wechselkurse vereinbaren die Regierungen von zwei oder mehr Staaten einen fixen Wechselkurs (Parität) zwischen ihren Währungen (bei den historischen Goldwährungen ergab sich der Wechselkurs durch den Goldgehalt der Münzen). In der Regel legen sie zugleich eine Bandbreite (zum Beispiel ± 2,5 Prozent) fest, innerhalb derer der Wechselkurs entsprechend den Marktkräften schwanken darf. Erreicht der Wechselkurs die obere oder untere Bandbreite, sind die Zentralbanken der Länder verpflichtet zu intervenieren, um den Kurs innerhalb des Bandes zu stabilisieren.

QuellentextFixe und flexible Wechselkurse

An den Idealtypen voll flexible bzw. absolut fixe Wechselkurse soll die Funktionsweise von Währungssystemen erläutert werden. Wir unterstellen, dass die Inflationsrate in Europa höher als in den USA ist.
Im System flexibler Wechselkurse führt ein rascher Anstieg des Preisniveaus im Euroland verglichen mit den USA zu vermehrter Nachfrage nach Dollars für Importzwecke und zu einem Rückgang der Dollarerlöse durch geringere Exportnachfrage seitens der Amerikaner. Die Nachfragekurve nach Dollar verschiebt sich von N nach N?, die Angebotskurve von A nach A?. Der Wechselkurs des Dollars steigt von W1 auf W2 (Aufwertung des Dollars bzw. Abwertung des Euro; vgl. Abbildung 1). Die mit der Euro-Abwertung verbundene Verteuerung der Einfuhren aus dem Dollarraum macht Importe weniger attraktiv. Umgekehrt verbilligt die Abwertung des Euro inländische Güter aus der Sicht des Auslands, die Exporte nehmen wieder zu. Der Wechselkursmechanismus bewirkt somit eine Tendenz zum Ausgleich der Handelsbilanz.

In einem System fester Wechselkurse führen die gleichen Verschiebungen von Angebot und Nachfrage am Devisenmarkt zu anderen Ergebnissen. Beim festgelegten Wechselkurs W* (Paritätskurs) steigt die Nachfrage nach Dollars auf M1, das Dollarangebot geht auf M2 zurück (vgl. Abbildung 2). Im Umfang von M1-M2 übersteigt die Dollarnachfrage das Dollarangebot, es entsteht ein Zahlungsbilanzdefizit (genauer: Defizit der Devisenbilanz).

Um zu verhindern, dass der Wechselkurs über die vereinbarte Parität steigt, muss die Zentralbank des Eurolandes (die EZB) am Devisenmarkt intervenieren und Dollars im Umfang vom M1-M2 aus ihren Beständen anbieten. Durch den Verkauf gegen Euro erhöht sie das Dollarangebot auf M1. Falls die EZB nicht über genügend Dollars verfügt, muss sie im Ausland Dollar-Kredite aufnehmen, um den Wechselkurs zu verteidigen. Ausländische Zentralbanken können die EZB unterstützen, wenn sie gleichzeitig Euro gegen Dollar aufkaufen. Im Falle eines fundamentalen (nicht bloß vorübergehenden) Zahlungsbilanzungleichgewichts bleibt als weitere Möglichkeit, die festgelegte Parität neu festzusetzen: durch Aufwertung (in unserem Beispiel des Dollars) bzw. Abwertung (in unserem Falle des Euros).

In einem System flexibler Wechselkurse bestimmen Angebot und Nachfrage auf Devisenmärkten den Wechselkurs. Da er den Marktkräften überlassen wird, trägt der Wechselkurs zum Ausgleich unterschiedlicher wirtschaftlicher Entwicklungen zwischen Staaten bei. So führen beispielsweise zunehmende Importe in einem Land zu einer steigenden Devisennachfrage. Diese treibt den Wechselkurs der ausländischen Währung in die Höhe. Dadurch wird die Importnachfrage gedämpft; gleichzeitig verbessern sich die Exportchancen des Inlands. Beide Tendenzen führen zu einem neuen Wechselkurs, bei dem sich Devisenangebot und Devisennachfrage wieder ausgleichen.

Wechselkursschwankungen, insbesondere wenn sie spekulativ bedingt zu kurzfristigen, heftigen Ausschlägen führen, können allerdings erhebliche Preisschwankungen auslösen. Beispiel ist ein abrupter Anstieg der Erdölpreise im Inland oder eine Verteuerung exportierter Güter im Ausland, was Arbeitsplätze im Inland gefährden kann. Schwankende Wechselkurse beeinträchtigen die Planungssicherheit von Importeuren und Exporteuren. Durch Devisentermingeschäfte kann man zwar Wechselkursrisiken absichern, doch ist dies mit zusätzlichen Kosten verbunden. Risiken und Kosten schwankender Wechselkurse gelten als Nachteile des Systems.

Fixe Wechselkurse bieten eine einfache Kalkulationsgrundlage für den internationalen Güter- und Kapitalverkehr. Kursrisiken entfallen, Preise und Zinsen sind unmittelbar vergleichbar. Feste Wechselkurse fördern und verbilligen den internationalen Austausch. Das gilt allerdings nur, solange die Wechselkurse stabil und marktgerecht sind. Bei unterschiedlichen Entwicklungen der Preis- und Zinsniveaus zweier Länder müsste sich der Wechselkurs ändern. Soll er sich nicht verändern, müssen die Zentralbanken intervenieren. Im Falle eines Überangebots an Devisen müsste die Zentralbank diese mit eigener Währung aufkaufen und somit die inländische Geldmenge ausweiten, wodurch eine Inflation begünstigt wird. Im Falle eines Devisendefizits müsste die Zentralbank ihre Devisenreserven auf den Markt bringen. Für solche Interventionen müssen die Zentralbanken internationale Liquidität (Dollars, Euros, Yen) ansammeln und ein System internationaler Kredite aufbauen (siehe unten: Internationaler Währungsfonds).

Zahlungsbilanzdefizite können jedoch nur eine Zeitlang durch Devisenreserven und internationale Kredite ausgeglichen werden. Gelingt es in dieser Zeit nicht, die zugrunde liegenden Ursachen des Defizits (zum Beispiel höhere Inflation im Inland) durch nationale Wirtschaftspolitik (etwa restriktive Geld- und Finanzpolitik) zu beseitigen, kommt es zu fundamentalen Ungleichgewichten, die eine Änderung der festgelegten Parität, das heißt des Umtauschverhältnisses erfordern (beispielsweise eine Abwertung der inländischen Währung). Verzögerte Paritätsanpassungen und die Erwartung bevorstehender Auf- bzw. Abwertungen provozieren spekulative Devisenkäufe und -verkäufe, die die Lage häufig zu einer Währungskrise eskalieren lassen, an deren Ende dann eine vom Markt erzwungene Neuordnung der Wechselkurse steht.

Die Erfahrung mit Systemen fester Wechselkurse (Bretton-Woods-System 1944 bis 1973 siehe S. 51 f.; Europäisches Währungssystem 1978 bis 1998) zeigen, dass solche Krisen von Zeit zu Zeit immer wieder auftraten, wenn die Wirtschaftsentwicklung von Staaten auseinander lief und die Regierungen und Zentralbanken nicht bereit waren, ihre Wirtschafts- und Geldpolitik vorrangig auf die Stabilisierung des Wechselkurses zu konzentrieren. Daher gingen immer mehr Staaten zu einem System flexibler Wechselkurse über. In diesem System entfällt die Interventionspflicht der Zentralbanken. Dies eröffnet nationaler Wirtschaftspolitik, insbesondere der Geldpolitik, prinzipiell größere Handlungsmöglichkeiten als im Falle fixer Wechselkurse. Darin liegen Vorteile flexibler Wechselkurse aus volkswirtschaftlicher Sicht.

Die Frage nach den Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Währungssysteme führt zu keinem einheitlichen Ergebnis. In jedem Falle müssen die Funktionsbedingungen beachtet werden. Mit Vorsicht lässt sich formulieren: Ein System flexibler Wechselkurse hat seine Stärken dort, wo stark auf nationale Politik ausgerichtete Staaten internationalen Handel betreiben. Ein System fester Wechselkurse (oder gar die Abschaffung von Wechselkursen durch Einführung einer gemeinsamen Währung) hat Vorteile, wenn es sich um sehr eng miteinander verflochtene Volkswirtschaften handelt, die eine hohe Konvergenz ihrer wirtschaftlichen Entwicklung erreicht haben. Es kann nur bestehen, wenn die beteiligten Länder zu enger Harmonisierung ihrer Wirtschaftspolitiken bereit sind.

Der Wechselkurs des Euro

In der Weltwirtschaft finden wir gegenwärtig verschiedene Währungssysteme gleichzeitig vor. Zwischen den Währungen der großen Handelsnationen USA (Dollar), Japan (Yen) und den EU-Ländern, die den Euro eingeführt haben, bestehen flexible Wechselkurse. So wurde zum Beispiel der Euro gegenüber dem Dollar seit seiner Einführung 1999 (1 Euro = 1,17 US-Dollar) zunächst deutlich abgewertet (bis auf 1 Euro = 0,83 US-Dollar), seit 2001 stieg der Eurokurs an den Devisenmärkten wieder und hatte im März 2008 mit 1 Euro = 1,57 US-Dollar seinen bisherigen Höchststand erreicht.

Flexible Wechselkurse existieren auch gegenüber dem britischen Pfund und zahlreichen weiteren Währungen. Einige Staaten haben ihre Währungen an den Dollar oder an den Euro angebunden, das heißt, sie richten ihre Geld- und Währungspolitik an der Bezugswährung aus, um den Wechselkurs stabil zu halten. Beispiele sind einige südostasiatische und lateinamerikanische Länder, die ihre Währungen an den Dollar "angehängt" haben.

Auch die Volksrepublik China, mittlerweile eine der größten Welthandelsnationen, hält den Kurs des Yuan stabil zum Dollar. Tatsächlich gilt der Kurs des Yuan als unterbewertet. Die chinesische Regierung ist an einem niedrigen Yuan-Kurs interessiert: Er verbessert Chinas Exportchancen auf den Weltmärkten und in den USA. In der Tat erzielt die Volksrepublik insbesondere gegenüber den USA, aber auch gegenüber Deutschland und vielen anderen Ländern hohe Exportüberschüsse und muss im Gegenzug erhebliche Dollarmengen aufkaufen, um den Dollarkurs zu stützen (bzw. die Yuan-Aufwertung zu verhindern). China hat auf diese Weise mittlerweile enorme Dollarreserven angehäuft, die überwiegend zinsbringend in den USA angelegt sind. Eine über kurz oder lang unvermeidbare Anpassung des Wechselkurses (hier: Aufwertung des Yuan) könnte, so wird befürchtet, zu erheblichen Turbulenzen am Devisenmarkt und auf den internationalen Kapitalmärkten mit nachfolgenden Auf- und Abwertungen mehrerer Währungen führen. Seit kurzem wird von der chinesischen Regierung eine leichte Aufwertung geduldet.

Eine ganz ähnliche Situation gab es um 1960 in Deutschland. Der Kurs der D-Mark war unterbewertet, die deutsche Exportindustrie und unter ihrem Einfluss auch die deutsche Regierung hielten im Interesse der Exportförderung daran fest, bis schließlich doch unter internationalem Druck und im Gefolge von Währungskrisen schwächerer Währungen Wechselkursanpassungen (im Falle der D-Mark: Aufwertungen) vorgenommen werden mussten.

Haushaltsdisziplin in der EU

Die Europäische Währungsunion ist ein Staatenverbund mit eigener Währung und deshalb ohne zwischenstaatliche Wechselkurse. 1999 haben zunächst elf, inzwischen (2008) 15 Länder der Europäischen Union über eine bloße Fixierung der Wechselkurse hinausgehend eine gemeinsame Währung, den Euro, eingeführt. Die Geld- und Währungspolitik in den Mitgliedstaaten der Währungsunion wird von der gemeinsamen Europäischen Zentralbank (EZB) kontrolliert. Die Stabilität der gemeinsamen Währung hängt davon ab, dass die Euroländer eine hinreichend konvergente (übereinstimmende, einheitliche) Wirtschaftsentwicklung aufweisen und eine koordinierte Wirtschaftspolitik verfolgen. Der Wechselkurs fällt ja als Ausgleichsmechanismus im Falle divergierender Inflationsraten aus, die Anpassungslast liegt also auf anderen wirtschaftspolitischen Aktionsfeldern, insbesondere bei den Lohn- und Finanzpolitiken in den einzelnen Mitgliedstaaten. Um zu gewährleisten, dass nur Länder der Währungsunion beitreten, die vergleichbare strukturelle Voraussetzungen mitbringen,wurden Konvergenzkriterien (niedrige Inflationsrate, vergleichbares Zinsniveau, finanzpolitische Stabilität und stabile Wechselkurse) als Eintrittsbedingungen festgelegt. Durch den Stabilitäts- und Wachstumspakt, der Teil des EU-Vertragswerks ist, wurden die Mitgliedstaaten der Währungsunion auf finanzpolitische Disziplin verpflichtet. Mehrere Länder, darunter Deutschland, Frankreich, Portugal, hatten in der noch jungen Geschichte der Währungsunion Probleme bei der Einhaltung der finanzpolitischen Kriterien. Insbesondere lag ihre jährliche Neuverschuldung zeitweilig über dem zulässigen Grenzwert von drei Prozent.

Der Euro hat sich als Bezugswährung für viele weitere europäische Währungen etabliert. Die EU-Staaten, die gegenwärtig noch nicht der Währungsunion angehören, sind grundsätzlich verpflichtet, den Euro als Währung einzuführen, sobald sie die Konvergenzkriterien erfüllen. Großbritannien, Dänemark und Schweden haben jedoch darauf verzichtet, Mitglieder der Währungsunion zu werden.

Der Europäische Wechselkursmechanismus

Um die gegenseitige Information und Koordinierung der Währungspolitiken in der EU zu erreichen und um die Nichtmitglieder an die Erfüllung der Konvergenzkriterien heranzuführen, sind auch die Zentralbankpräsidenten der EU-Staaten, die nicht der Währungsunion angehören, im erweiterten Rat der Europäischen Zentralbank vertreten - allerdings ohne Stimmrecht bei geld- oder währungspolitischen Entscheidungen. Fünf EU-Staaten - Dänemark, Estland, Lettland, Litauen und Slowakei - haben ihre Währungen mit festem Wechselkurs an den Euro gebunden (Wechselkursmechanismus II der EU) und damit faktisch ihre Währungspolitik der EZB übertragen. In Montenegro und im Kosovo ist der Euro gesetzliches Zahlungsmittel, ohne dass diese Länder dem Eurosystem angehören.

Grundpfeiler der Weltwährungsordnung

Die Weltwirtschaftsordnung der Nachkriegszeit basiert im Wesentlichen auf zwei Säulen: der Welthandels- und der Weltwährungsordnung. Neben der wettbewerblichen Ordnung des internationalen Handels, die institutionell in der WTO organisiert ist, stellt die Regelung der internationalen Währungs- und Finanzbeziehungen eine zweite wichtige Ordnungsaufgabe dar. Diese Ordnungsaufgabe untersteht dem Internationalen Währungsfonds (International Monetary Fund, IMF bzw. IWF) und seiner Schwesterorganisation, der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (International Bank for Reconstruction and Development, IBRD). Beide Institutionen wurden auf der Konferenz von Bretton Woods gegründet. Im Juli 1944 fand in diesem Wintersportzentrum, das zur Stadt Carroll im US-Bundesstaat New Hampshire gehört, die United Nations Monetary and Financial Conference statt. Mit Blick auf das sich abzeichnende Ende des Zweiten Weltkriegs wurden hier die Grundlagen für die Neuordnung der Weltwirtschaft nach den Krisen und Katastrophen in der erstenHälfte des 20. Jahrhunderts gelegt. Die 44 Gründerstaaten des IWF verfolgten mit diesem multilateralen Abkommen das vorrangige Ziel, die monetären Voraussetzungen für eine Wiederbelebung und Expansion des Welthandels zu schaffen. Die IBRD (oft "Weltbank" genannt) sollte den Wiederaufbau kriegszerstörter Länder und die Finanzierung internationaler Entwicklungsprojekte fördern. Im Laufe ihrer Geschichte haben sich die Aufgaben beider Institutionen teilweise verändert.

Internationaler Währungsfonds

Der Vertrag über die Gründung des Internationalen Währungsfonds trat am 27. Dezember 1945 in Kraft. Die 44 Gründerstaaten wollten ein System fester Wechselkurse einrichten. Leitwährung sollte der US-Dollar sein, an ihn wurden die Währungen der anderen Mitgliedsländer durch eine festgelegte Parität gekoppelt. Innerhalb einer Bandbreite von plus/minus ein Prozent sollte der Wechselkurs den Marktkräften überlassen bleiben. Drohte der Wechselkurs diese Margen zu überschreiten, waren die Zentralbanken der Mitgliedstaaten verpflichtet zu intervenieren. Als einzige Währung war der US-Dollar seinerseits mit einem festen Kurs an das Gold gebunden. Für die US-Zentralbank bestand die Verpflichtung, US-Dollar aus dem Besitz anderer Länder in Gold umzutauschen. Diese Regelung führte zu einer asymmetrischen Gestaltung des Systems. Die USA waren autonom in ihrer Währungs- und Geldpolitik. Alle anderen Mitglieder mussten ihren Wechselkurs gegenüber dem Dollar durch Devisenmarktinterventionen sicherstellen.

Damit die Mitglieder des Bretton-Woods-Systems die ursprünglich vorgesehenen Wechselkurse halten konnten, wurden Möglichkeiten geschaffen, Kredite zu gewähren. So wurde es Mitgliedsländern, die Ungleichgewichte in der Zahlungsbilanz aufwiesen, ermöglicht, finanzielle Mittel des dafür eingerichteten Fonds in Anspruch zu nehmen. Der Fonds sollte aber nur insoweit Kredite an solche Defizitländer vergeben können, wie er dazu über Einzahlungen seiner Mitglieder in Stand gesetzt wurde. Die Möglichkeit einer eigenen Geldschöpfung war nicht vorgesehen, wodurch der Fonds nur über eine relativ geringe Mittelausstattung verfügte.

Mit dem Bretton-Woods-Abkommen war eine Institutionalisierung der monetären Beziehungen gelungen, die den außenhandelspolitischen Liberalisierungsprozess, der im GATT vorangetrieben wurde, wirksam unterstützte. Die Selbstverpflichtung der Mitgliedsländer, für die Konvertibilität der eigenen Währung zu sorgen und Beschränkungen des Zahlungsverkehrs untereinander abzubauen, erleichterte die Abwicklung des internationalen Warenhandels. Die Möglichkeit zur Inanspruchnahme von Zahlungsbilanzhilfen verbesserte die Chancen, die Wechselkurse zu stabilisieren und handelsbeschränkende Maßnahmen der Mitgliedstaaten im Falle von Zahlungsbilanzproblemen zu vermeiden.

Die Selbstverpflichtung, Wechselkursänderungen nur mit Genehmigung des Fonds vorzunehmen, sicherte ebenfalls ein vergleichsweise hohes Maß an Währungsstabilität und verhinderte einen Rückfall in die "beggar my neighbour-policy" der Zwischenkriegszeit. Damals hatten vielfach Staaten versucht, sich durch die Abwertung ihrer Währung unter das Marktgleichgewicht zusätzliche Exportvorteile zu verschaffen, um Arbeitsplätze zu sichern. Die dadurch betroffenen Länder reagierten in gleicher Weise, so dass es zu regelrechten Abwertungswettläufen kam.

Das Bretton-Woods-System wies jedoch schwerwiegende Gegensätze auf. Ein bedeutender Widerspruch bestand darin, dass den einzelnen Mitgliedsländern große Handlungsspielräume der Einkommens- und Beschäftigungspolitiken bei zunehmender Liberalisierung des Güter- und Zahlungsverkehrs verblieben, gleichzeitig aber ein fester Wechselkurs angestrebt wurde. Stabile Wechselkurse setzen jedoch ein hohes Maß an Übereinstimmung der wirtschaftlichen Entwicklung der beteiligten Länder und der von ihnen praktizierten Wirtschaftspolitiken voraus.

Die Währungsturbulenzen Anfang der 1970er Jahre führten letztlich zum Zusammenbruch des Bretton-Woods-Abkommens. Auslöser dieser Turbulenzen war die Geldmengenerhöhung der USA, die finanzielle Mittel benötigten, um den Vietnam-Krieg zu finanzieren. Weltweit waren zu viele US-Dollars im Umlauf. Dadurch waren die Bindung des Dollars an das Gold und die damit verbundene Goldeinlösegarantie der USA nicht mehr zu halten. 1971 wurde die Konvertibilität des Dollars in Gold aufgehoben.

QuellentextGold und Geld - eine wechselvolle Verbindung

[...] Über die Jahrhundertefolgten ungezählte Währungen und Währungsordnungen. Fast in allen spielten Gold- und Silbermünzen eine zentrale Rolle. Im Mittelalter gingen Goldschmiede dazu über, für hinterlegte Goldmünzen Quittungen auszugeben. Daraus entwickelten sich das Papiergeld und die privaten "Zettelbanken". Von 1844 an durfte die britische Zentralbank neue Banknoten nur noch gegen Ankauf einer genau festgelegten Menge Goldes ausgeben. 1865 folgten mehrere europäische Länder diesem Vorbild, das Deutsche Reich kam 1873 hinzu. Die folgende Periode des "Goldstandards" währte bis 1914. Sie war durch hohe Preisstabilität gekennzeichnet - freilich auch durch hohe Schwankungen bei Einkommen und Beschäftigung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Goldstandard mit dem Bretton-Woods-Währungssystem in modifizierter Form wiederbelebt. Leitwährung war der Dollar, die amerikanische Regierung verpflichtete sich, ihn in Gold einzutauschen. Aufgrund ihrer inflationären Politik konnte sie dies nicht einhalten, am 15. August 1971 wurde die Zusage offiziell widerrufen. Fast überall in der Welt büßte Gold damit seine Rolle als Deckung des Papiergelds ein. Die Stabilität des Geldwerts hängt seither entscheidend davon ab, dass die Notenbanken die Schöpfung von Buch- und Papiergeld so steuern und begrenzen, dass es nicht zu Inflation kommt. Damit die Zentralbanken dies können, wurden ihnen in vielen Ländern politische Unabhängigkeit gewährt.
Das funktioniert: Jedenfalls zeichnen sich die vergangenen zwei Jahrzehnte global durch einen Rückgang der Inflation und hohe Preisstabilität aus. Wie andere Zentralbanken hält auch die Deutsche Bundesbank noch einen beträchtlichen Goldschatz: gut 3400 Tonnen. In der Geld- und Währungspolitik spielt er aber praktisch keine Rolle.

bf. "Gold ist kein Geld mehr", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. Januar 2008

Zwar brach das Bretton-Woods-System 1973 mit dem Übergang der wichtigsten Länder zu flexiblen Wechselkursen zusammen, aber seine institutionelle Hinterlassenschaft bildet auch heute noch einen wichtigen Bestandteil der internationalen Währungs- und Finanzordnung. Das IWF-Abkommen ist mit einigen Änderungen und Erweiterungen als völkerrechtlicher Vertrag nach wie vor gültig. Die Vertragsstaaten verpflichten sich mit seiner Unterzeichnung zur Einhaltung bestimmter Regeln und zur Bereitschaft, sich der Kontrolle einer internationalen Organisation zu unterziehen.

So funktioniert der IWF

Der IWF erfüllt heute unter anderem die Aufgaben, die internationale Zusammenarbeit in der Währungspolitik zu fördern, den Welthandel auszuweiten, die nationalen Geldpolitiken zu überwachen und die Mitgliedstaaten bei der Verbesserung ihrer Finanz- und Wirtschaftspolitik technisch zu unterstützen. Um diesen Verpflichtungen nachzukommen, analysiert er im Rahmen jährlicher Konsultationen mit den Mitgliedstaaten die nationalen Wirtschaftsentwicklungen und Währungspolitiken, überprüft fiskal-, wechselkurs- und geldpolitische Maßnahmen, beurteilt die Auswirkungen der Politik der Mitgliedstaaten auf deren Zahlungsbilanzen und begutachtet halbjährlich die Weltwirtschaftslage.

Eine weitere wichtige Funktion des IWF besteht darin, Mitgliedsländern mit Zahlungsbilanzproblemen zu helfen, diese zu überwinden. Dazu vergibt er Devisenkredite. Die Finanzmittel hierfür stammten ursprünglich zum größten Teil aus Beiträgen der Mitgliedsländer.

Die Höhe des zu entrichtenden Beitrages und der Umfang der Kredite, die von diesen bei Bedarf in Anspruch genommen werden können, richten sich nach einer festgelegten Quote. Diese Quote wird jedem Land entsprechend seiner wirtschaftlichen und finanziellen Leistungsfähigkeit und seinem Anteil am weltweiten Außenhandel zugewiesen.

Aufgrund des gestiegenen internationalen Liquiditätsbedarfs wurden 1967 zusätzliche Währungsreserven in Form von Sonderziehungsrechten (Special Drawing Rights, SDR) geschaffen. Sie entstehen auf Beschluss der Mitgliedsländer und werden entsprechend den Quoten zugeteilt. SDR sind Anrechte, bei Bedarf eigene Währung in konvertible Währung umzutauschen und stellen heute einen wichtigen Bestandteil der internationalen Währungsreserven dar.

QuellentextGold und Geld - eine wechselvolle Verbindung

[...] Über die Jahrhundertefolgten ungezählte Währungen und Währungsordnungen. Fast in allen spielten Gold- und Silbermünzen eine zentrale Rolle. Im Mittelalter gingen Goldschmiede dazu über, für hinterlegte Goldmünzen Quittungen auszugeben. Daraus entwickelten sich das Papiergeld und die privaten "Zettelbanken". Von 1844 an durfte die britische Zentralbank neue Banknoten nur noch gegen Ankauf einer genau festgelegten Menge Goldes ausgeben. 1865 folgten mehrere europäische Länder diesem Vorbild, das Deutsche Reich kam 1873 hinzu. Die folgende Periode des "Goldstandards" währte bis 1914. Sie war durch hohe Preisstabilität gekennzeichnet - freilich auch durch hohe Schwankungen bei Einkommen und Beschäftigung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Goldstandard mit dem Bretton-Woods-Währungssystem in modifizierter Form wiederbelebt. Leitwährung war der Dollar, die amerikanische Regierung verpflichtete sich, ihn in Gold einzutauschen. Aufgrund ihrer inflationären Politik konnte sie dies nicht einhalten, am 15. August 1971 wurde die Zusage offiziell widerrufen. Fast überall in der Welt büßte Gold damit seine Rolle als Deckung des Papiergelds ein. Die Stabilität des Geldwerts hängt seither entscheidend davon ab, dass die Notenbanken die Schöpfung von Buch- und Papiergeld so steuern und begrenzen, dass es nicht zu Inflation kommt. Damit die Zentralbanken dies können, wurden ihnen in vielen Ländern politische Unabhängigkeit gewährt.
Das funktioniert: Jedenfalls zeichnen sich die vergangenen zwei Jahrzehnte global durch einen Rückgang der Inflation und hohe Preisstabilität aus. Wie andere Zentralbanken hält auch die Deutsche Bundesbank noch einen beträchtlichen Goldschatz: gut 3400 Tonnen. In der Geld- und Währungspolitik spielt er aber praktisch keine Rolle.

bf. "Gold ist kein Geld mehr", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. Januar 2008

Seit Mitte der 1970er Jahre wurden weitere Kreditmöglichkeiten geschaffen. Zum Beispiel bestehen neben den oben genannten Krediten, die jedem Mitglied entsprechend seiner Quote ohne Auflagen und Gebühren bereitgestellt werden, Vereinbarungen zur Überbrückung von Zahlungsbilanzdefiziten. Ihre Vergabe ist mit Auflagen bezüglich der Wirtschafts- und Finanzpolitik der betroffenen Staaten verbunden (so genannte Konditionalität).

Wichtigste Währungsreserve ist auch heute noch der US-Dollar (mit einem Anteil von circa 65 Prozent an der gesamten internationalen Liquidität). Stark an Gewicht gewonnen hat in den letzten Jahren der Euro (zwischen 20 und 25 Prozent der Weltwährungsreserven).

Die derzeit 185 Mitgliedsländer des Internationalen Währungsfonds haben sich durch den Vertrag verpflichtet,

  • die eigene Wirtschafts- und Währungspolitik auf das Ziel eines geordneten Wirtschaftswachstums bei angemessener Preisstabilität auszurichten,

  • die Konvertibilität ihrer Währung sicherzustellen,

  • den Zahlungsverkehr für laufende internationale Geschäfte von Devisenbeschränkungen freizuhalten,

  • den gemeinsam gegründeten Fonds mit finanziellen Eigenmitteln auszustatten,

  • diesem Fonds den Zugang zu den nationalen Kapitalmärkten zu ermöglichen,

  • einen Abwertungswettbewerb zu vermeiden,

  • das jeweils gewählte Wechselkursregime dem Fonds anzuzeigen,

  • die eigene Wirtschafts- und Währungspolitik regelmäßig auf die Einhaltung des Vertrages überprüfen zu lassen.

Mit der Übernahme dieser Verpflichtungen erwerben die Vertragsstaaten das Recht, finanzielle Mittel des Fonds in Anspruch zu nehmen, um bei Zahlungsbilanzproblemen die erforderlichen Anpassungsprozesse zeitlich strecken zu können. Die Inanspruchnahme von Mitteln des Fonds ermöglicht es auch, Wechselkursschwankungen zu glätten (so genanntes managed floating) und handelsbeschränkende Maßnahmen zu vermeiden. Ferner können die Mitgliedsländer an den Entscheidungsprozessen des Fonds - insbesondere an der Schaffung von SDR - teilnehmen.

Die wichtigsten Organe des IWF sind der Gouverneursrat, das Exekutivdirektorium und der Generaldirektor. Der Gouverneursrat, der jährlich zusammenkommt, ist das höchste Entscheidungsgremium des Fonds. Hier werden beispielsweise Entscheidungen über eine Änderung von Quoten, über die Neuaufnahme oder den Ausschluss von Mitgliedern sowie die Zuteilung von SDR getroffen. In diesem Rat ist jedes Land mit seinem Gouverneur vertreten und hält Stimmrechte, die nach den oben bereits erwähnten Quoten gewichtet sind. Die Länder mit den höchsten Stimmrechtsanteilen sind (2008) die USA (16,77 Prozent), Japan (6,02 Prozent), Deutschland (5,88 Prozent), Frankreich (4,86 Prozent) und Vereinigtes Königreich (4,86 Prozent). Da Entscheidungen im IWF (beispielsweise über eine Änderung der Quoten oder die Schaffung neuer Sonderziehungsrechte) mit einer Mehrheit von 85 Prozent beschlossen werden müssen, verfügen jeweils die EU-Staaten zusammen und die USA über eine Sperrminorität. Das Exekutivdirektorium ist das ständige Entscheidungsorgan. Seine 24 Mitglieder entscheiden über die Mittelvergabe. Der Generaldirektor ist gleichzeitig der Vorsitzende des Exekutivdirektoriums. Das Amt des Generaldirektors wird traditionell von einem Europäer bekleidet. Dieser Sachverhalt wird vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung der Schwellenländer verstärkt kritisiert.

Weltbank

Wie der Weltwährungsfonds geht auch die Weltbank auf die Beschlüsse der Konferenz von Bretton Woods 1944 zurück. Zusammen mit ihren Tochterinstitutionen bildet sie heute die so genannte Weltbankgruppe. Zu ihr gehören:

  • die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (International Bank for Reconstruction and Development, IBRD), gegründet 1945, 185 Mitgliedsstaaten;

  • die Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association, IDA), gegründet 1960, 166 Mitglieder;

  • die Internationale Finanzkorporation (International Finance Corporation, IFC), gegründet 1956, 179 Mitglieder;

  • die Multilaterale Investitionsgarantie-Agentur (Multilateral Investment Guarantee Agency, MIGA), gegründet 1988, 170 Mitglieder;

  • das Internationale Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (International Centre for the Settlement of Investment Disputes, ICSID), gegründet 1966, 144 Mitglieder.

Geleitet wird die Weltbank von 24 Exekutivdirektoren. Je einer wird von den fünf größten Anteilseignern (USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien) gestellt, die restlichen 19 werden von den übrigen Mitgliedern gewählt.

Die Weltbank

Die Weltbankgruppe fördert die wirtschaftliche Entwicklung durch finanzielle Hilfen, durch Beratung und technische Hilfe. Nach ihrer Gründung konzentrierte sich die Weltbank zunächst auf die Finanzierung des Wiederaufbaus der Infrastruktur im zerstörten Nachkriegseuropa. Seit den 1960er Jahren hat sich ihr Schwerpunkt auf die Finanzierung von Projekten in Entwicklungsländern verlagert. Hier unterstützte sie zunächst den Aufbau von Infrastruktur und Industrie. Seit den 1970er Jahren kamen Förderungsprogramme für die ländliche Entwicklung hinzu. Gemeinsam mit den Vereinten Nationen und der OECD hat die Weltbank "Millennium-Entwicklungsziele" (Millennium Development Goals) formuliert. Darin konzentriert sich die Weltbank auf Entwicklungsförderung und Armutsbekämpfung, wobei sie bei ihren Projekten vermehrt eine gute Regierungsführung (Demokratie, Rechtssicherheit, Vermeidung von Korruption) der Kredit nehmenden Staaten zur Bedingung macht.

Im Fokus der Weltbank steht die Unterstützung der ärmsten Entwicklungsländer, die Schwierigkeiten haben, auf internationalen Kapitalmärkten Kredite aufzunehmen. Dabei nehmen die fünf Unterorganisationen Aufgaben wahr, die sich gegenseitig ergänzen. Die IDA vergibt zinsfreie Kredite mit einer Rückzahlungsfrist von 30 bis 40 Jahren an die ärmsten Länder der Welt. Seit ihrer Gründung stellte die IDA Kredite im Umfang von 161 Milliarden US-Dollar bereit. Zur Finanzierung dieser Kredite ist die IDA vor allem auf die Gelder der wohlhabenden Mitgliedsländer angewiesen. Die IBRD vergibt Kredite zu marktüblichen Zinsen an Staaten mit mittlerem Einkommen. Die Laufzeit dieser Kredite beträgt zwischen 15 und 20 Jahren. Der Vorteil für die Länder, sich bei der IBRD Geld zu leihen, besteht vor allem in dem Rückzahlungszeitraum, der im Vergleich zu kommerziellen Banken länger ist. Die Entwicklungsländer leihen sich von der Weltbank Geld, um spezielle Programme zur Verbesserung des Lebensstandards (Verringerung der Armut, Bereitstellung sozialer Dienste, Umweltschutz und Wirtschaftswachstum) zu finanzieren.

Gesamtvolumen

Die IFC unterstützt die Finanzierung von Projekten im Privatsektor der Entwicklungsländer und stellt Regierungen und Unternehmen Kredite, Garantien, technische Unterstützung und Beratung zur Verfügung. Die MIGA fördert Investitionen in Entwicklungsländern, indem sie ausländische Investoren gegen Verluste durch nichtgeschäftliche Risiken (beispielsweise Enteignung) absichert. Darüber hinaus stellt auch die MIGA technische Unterstützung bereit und hilft den Entwicklungsländern auf diese Weise, Investitionsmöglichkeiten zu fördern. Zudem bietet sie Rechtsberatung, um mögliche Investitionsbarrieren abzubauen. Das ICSID ist das Streitschlichtungsorgan zwischen ausländischen Investoren und ihren Gastländern. Die Weltbankgruppe finanziert sich weitgehend durch die Aufnahme von Kapital auf den internationalen Kapitalmärkten und nur zu einem geringen Teil über ihr Grundkapital (Einlagen der Mitgliedstaaten).

Kritik und Reformansätze

In den letzten Jahren sind Weltwährungsfonds und Weltbank in die Kritik geraten. Dem Weltwährungsfonds ist es bisher nicht gelungen, wirkungsvolle Instrumente gegen durch Spekulationswellen ausgelöste Währungskrisen zu entwickeln. Gefordert wird eine effizientere Koordination der währungspolitischen Interventionen des IWF und der einzelnen Zentralbanken.

Kritisiert werden auch die Konditionen, zu denen der IWF Kredite an Schwellen- und Entwicklungsländer in Zahlungsbilanzschwierigkeiten vergibt. Häufig wurden diesen Ländern Maßnahmenpakete auferlegt, die sich unter den Bedingungen entwickelter Marktwirtschaften bewährt hatten, aber ungeeignet für Staaten waren, in denen die entsprechenden Voraussetzungen (beispielsweise ein entwickeltes Bankwesen oder Steuersystem) fehlen. Ferner wurden oft finanzielle Einsparungen verlangt, die primär zu Lasten der armen Bevölkerung gingen. Nach Auffassung des Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph Stiglitz hat der IWF durch ungeeignete Interventionen in einigen Fällen (zum Beispiel in der so genannten Asien-Krise 1997/98) die Situation sogar verschärft. Die Kritik hat dazu geführt, dass der IWF seine Strategien überarbeitet hat und versucht, sie besser auf die spezifischen Gegebenheiten der Kredit nehmenden Länder einzustellen. Die Vermischung der Aufgaben von Internationalem Währungsfonds und Weltbank wird ebenfalls beanstandet.

Der IWF hat seine Aktivitäten über die Währungspolitik hinaus in die Entwicklungspolitik ausgedehnt. So hat er Kreditprogramme speziell für Entwicklungsländer entwickelt. Dazu gehört die Konzessionäre Armutsreduzierungs- und Wachstumsfazilität (Poverty Reduction and Growth Facility), mit der den ärmsten Staaten zusätzliche Devisenkredite zur Verfügung gestellt werden. Viele Ökonomen halten die Vermengung von Währungs- und Entwicklungspolitik beim IWF für problematisch. Sie fordern, er solle sich auf die Währungspolitik konzentrieren und Entwicklungskredite der Weltbank überlassen.

Der Weltbank wird attestiert, dass sie zwar zahlreiche Entwicklungsländer mit Erfolg bei der Ankurbelung des Wirtschaftswachstums unterstützt habe, die Landbevölkerung aber zu wenig davon profitiere. In Zukunft solle bei Entwicklungshilfekrediten stärker darauf geachtet werden, dass Arbeitsplätze geschaffen und die zu finanzierenden Projekte stärker an den politischen und institutionellen Bedingungen der einzelnen Länder ausgerichtet werden und dass Projekte, die auf eine Verbesserung der Regierungsführung abzielen, mit Vorrang ausgewählt werden.

Die Kritik an Weltwährungsfonds und Weltbank wird zunehmend in der Öffentlichkeit vorgetragen. Vor allem Nichtregierungsorganisationen, beispielsweise die globalisierungskritische Vereinigung Attac, haben durch Publikationen und zum Teil spektakuläre Aktionen anlässlich von IWF- und Weltbanktagungen auf Fehlentwicklungen aufmerksam gemacht.

Auch Entwicklungsländer fordern eine stärkere Berücksichtigung ihrer Interessen in beiden Institutionen. In ihrer Kritik an der Kreditvergabe von IWF und Weltbank geht eine Reihe südamerikanischer Staaten so weit, die "Gegengründung" einer eigenen Entwicklungsbank (Banco del Sur) anzustreben.

geb. 1944, ist Professor für Wirtschaft/Politik und ihre Didaktik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Direktor am Institut für Sozialwissenschaften. Seine wichtigsten Forschungsgebiete sind konzeptionelle Ansätze der ökonomischen Bildung, das Verhältnis von Wirtschafts- und Politikdidaktik, Theoriegeschichte ökonomischen Denkens und Internationale Wirtschaftsbeziehungen. Prof. Kruber hat an der Universität Bonn Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeografie studiert und war danach an den Universitäten Erlangen und Wuppertal tätig. 1975/76 wurde er als Professor an die damalige Pädagogische Hochschule Kiel berufen. Seit 1994 lehrt er an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität in den Lehramtsstudiengängen Wirtschaft/Politik.

E-Mail: kruber@politik.uni-kiel.de

ist nach dem Abschluss ihres Studiums für das Lehramt an Gymnasien (Wirtschaft/Politik und Englisch) als Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschaft/ Politik und ihre Didaktik tätig.

Christian Meyer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Nach dem Abschluss des Studiums Wirtschaft/Politik und Mathematik (Lehramt für Gymnasien) ist er dort am Lehrstuhl für Wirtschaft/Politik und ihre Didaktik tätig.

E-Mail: cmeyer@politik.uni-kiel.de