Der Handel erfüllt eine zentrale Rolle in der Wirtschaft. Händler und Handelsunternehmen übernehmen auf verschiedenen Ebenen den Austausch von Gütern zwischen Produzenten und Konsumenten und werden damit zum Rückgrat der Marktwirtschaft. Das 19. und 20. Jahrhundert waren dabei Zeugen einer deutlichen Beschleunigung der Transformation von weitgehend selbstversorgenden örtlichen Gemeinden in integrierte regionale und nationale Volkswirtschaften bis zur transnationalen Organisation der Güterflüsse der Globalisierung.
Tabelle 1: Wertschöpfungs- und Beschäftigungsanteile des Handels (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Tabelle 1 versucht in langfristiger Betrachtung den Anteil des Handels an der gesamtwirtschaftlichen Aktivität in Deutschland nachzuzeichnen. Im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (vgl. das Interner Link: Kapitel von Rainer Metz) wird hierbei häufig der Handel mit den Branchen Gastgewerbe, Verkehr – Transport der gehandelten Güter – und Kommunikation zusammengefasst. Deren Anteil am Bruttoinlandsprodukt in Deutschland verdoppelte sich von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg von etwa 7,5 auf gut 15 Prozent, ein klares Zeichen für die Ausbreitung der Marktwirtschaft in Deutschland. In der Zwischenkriegszeit stieg der Anteil leicht, in den frühen 1950er Jahren stark an; 20,2 Prozent im Jahr 1952 bilden den historischen Höchstwert. Bis 1980 blieb der Anteil bei durchschnittlich 18 bis 19 Prozent und fällt seitdem langsam, aber stetig, auf derzeit etwa 16 Prozent, knapp über dem Niveau von 1913. Daten zum Handel selbst sind schwieriger zu ermitteln, weisen aber vermutlich eine ähnliche Tendenz auf: Ein leichter Anstieg von Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Zwischenkriegszeit, mit vermutlich deutlichem Anstieg bis Ende der 1950er Jahre (man beachte den Anteil des Einzelhandels am Bruttoinlandsprodukt in diesen Jahren) und seitdem ein Rückgang auf etwa 8 bis 9 Prozent im Handel insgesamt und etwa 3 bis 4 Prozent im Einzelhandel.
Abbildung 1: Entwicklung des Handels: Anteil an den Erwerbstätigen und am BIP (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Tabelle 2 präsentiert einige Kennziffern zur Entwicklung des Einzelhandels auf der Basis von Publikationen des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, wobei viele Indikatoren aufgrund von Veränderungen in der Definition und Erhebungspraxis lediglich für den Zeitraum des Bestehens der "alten Bundesrepublik" vorliegen. Die Zahlen zeigen eine zunehmende Konzentration im Einzelhandel an, sichtbar in der Verringerung der Einzelhandelsunternehmen zwischen 1950 und 1990 von knapp 500 000 auf knapp 400 000; die Zahl für Gesamtdeutschland im Jahr 2000 lag mit 436 000 nur leicht darüber; die letzte verfügbare Publikation zählte 400 000 Einzelhandelsunternehmen im Jahr 2008. Die Verkaufsfläche nahm hingegen über die letzten 40 Jahre stetig zu, auf heute etwa 122 Quadratkilometer. Die Zahl der Insolvenzen stieg bis zur Wiedervereinigung kontinuierlich, trotz zunehmender Interner Link: Handelsspannen, die bis 1997 auf 41,7 Prozent stiegen und seitdem im Fallen begriffen sind. Die letzte verfügbare Angabe zur Handelsspanne weist sie mit 36,3 Prozent im Jahr 2003 aus. Dies dürfte in nicht geringem Maße mit der Zunahme des Internethandels verbunden sein, über den uns leider keine langfristig vergleichbaren Zahlen vorliegen. Die Zahlen zum Umsatz des damals noch über Kataloge abgewickelten Versandhandels im Vergleich zu Warenhäusern für die Zeit bis zur Wiedervereinigung zeigen jedoch, dass es sich vermutlich um einen langfristigeren Trend handelt, da die Wachstumsraten des Versandhandels die der konkurrierenden Warenhäuser bereits seit den 1970er Jahren deutlich übertrafen.
Tabelle 2: Kennziffern zum Einzelhandel (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Auch wenn der Einzelhandel den größeren Anteil an Wirtschaftsleistung und Beschäftigten ausmacht, da seine Aufgabe in der Versorgung der Verbraucher besteht, so sollte die Bedeutung des Großhandels als Verteiler zwischen Produzenten und Einzelhändlern nicht unterschätzt werden.