Der Außenhandel bezeichnet den Teil der heimischen Produktion, die im Ausland abgesetzt wird bzw. den Teil der heimischen Nachfrage, die von nicht in Deutschland produzierten Gütern gedeckt wird. Der Saldo von Importen und Exporten schlägt sich in der Handelsbilanz nieder, die als Teil der Zahlungsbilanz im nächsten Kapitel behandelt wird.
Abbildung 2: Offenheitsgrad, Importe und Exporte (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Um die Werte der Ein- und Ausfuhr langfristig vergleichbar zu machen und verständlich aufzubereiten, wurden zwei Indikatoren berechnet: erstens der Offenheitsgrad, der Importe und Exporte ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt setzt (Import- bzw. Exportquote), und zweitens die realen Exporte pro Kopf, ein Indikator der durchschnittlichen Bruttoproduktion jedes Einwohners für ausländische Nachfrager.
Tabelle 3: Deutsche Einfuhren und Ausfuhren im Gesamtüberblick (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Erkennbar ist eine klar steigende Tendenz im Offenheitsgrad der deutschen Volkswirtschaft vom Beginn der Grafik im Jahr 1850 bis 1879, dem Jahr der "protektionistischen Wende" im Deutschen Reich. Der Anteil der Importe am BIP steigt von durchschnittlich 7,5 Prozent in den frühen 1850er Jahren auf mehr als 17 Prozent in den späten 1870ern, für die Exporte ist die Entwicklung ähnlich, wenn auch etwas weniger ausgeprägt (von 8 auf 13 Prozent). Diese Periode seit etwa 1840 wird international als erste Phase der "Globalisierung des 19. Jahrhunderts" bezeichnet, die zumindest in Teilen eine Folge der Industriellen Revolution in England und der Ausbreitung der Industrialisierung auf dem europäischen Kontinent war, die mit lokaler, regionaler und nationaler Spezialisierung und zunehmendem Austausch von "Überschussproduktion" einherging. Seit etwa 1870 trat diese erste Globalisierung in eine zweite Phase ein, in der insbesondere die europäische Landwirtschaft unter Druck geriet, da durch fallende Transportkosten Getreideexporte aus den USA, dem Südwesten des Russischen Reichs und nach und nach auch aus Südamerika und Australien zunahmen. Die deutsche Reaktion hierauf war eine "protektionistische Wende": Getreide- und Eisenzölle wurden erhöht, um der durch die Gründerkrise getroffenen Industrie des Ruhrgebiets und der Landwirtschaft insbesondere in Nordostdeutschland politischen Schutz vor ausländischer Konkurrenz zu gewähren.
Als Folge dieser Schutzzollpolitik fielen 1880 die Importe deutlich, auf 14 Prozent des BIP, wobei es sich bei einem Teil dieser Verringerung des Offenheitsgrades um ein statistisches Artefakt handeln könnte, verursacht durch die 1880 in Kraft getretene Reform bei der Erhebung der Handelsstatistik. Bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs stieg die Importquote erneut auf 19 Prozent, die Globalisierungskräfte blieben also langfristig bedeutsam. Im Fall der Exporte sind die Schwankungen geringer und das Jahr 1879 stellt keine Zäsur dar. Allerdings fällt der Anteil der Exporte am BIP ab Mitte der 1880er Jahre, um dann bis zum Ersten Weltkrieg erneut deutlich anzusteigen, bis auf 17,8 Prozent im Jahr 1913.
Während des Ersten Weltkriegs und in den ersten Nachkriegsjahren ist die Entwicklung der Reihen sehr volatil und mit Unsicherheit verbunden, was insbesondere mit den hohen, bis Ende 1923 monatlich zunehmenden Inflationsraten erklärt werden kann. Insgesamt zeigt sich beim Außenhandel nach einer Stabilisierung insbesondere der Importe (die deutlich über den Exporten liegen) eine deutlich fallende Tendenz, insbesondere seit Beginn der Weltwirtschaftskrise und während der Zeit nationalsozialistischer Autarkiepolitik und des beginnenden Zweiten Weltkriegs, in dessen Verlauf der Außenhandel erneut zusammenbrach bzw. von Besatzungspolitik und politisch-militärischen Allianzen bestimmt war.
Seit Gründung der Bundesrepublik nahm der Offenheitsgrad stetig zu, von knapp 12 Prozent Anfang der 1950er Jahre bis 24 Prozent im Jahr 1985 bei den Importen, um danach bis Ende der 1990er Jahre bei etwa 20 Prozent zu stagnieren und seitdem auf historische Rekordwerte (35 Prozent im Jahr 2011) anzusteigen, die auch im internationalen Vergleich ungewöhnlich sind.
Bezüglich der Exporte pro Kopf tritt die Internationalisierung des Warenhandels noch deutlicher hervor. Im Referenzjahr 2010 exportierte die deutsche Wirtschaft Waren im Wert von 11 645 Euro pro Einwohner, mehr als doppelt so viel wie noch im Jahr der Wiedervereinigung, als die (inflationsbereinigte) Ausfuhr bei 4 950 Euro pro Kopf lag. Zum Ende der Wirtschaftswunderzeit waren es in der alten Bundesrepublik 1973 2 950 Euro pro Kopf, zu deren Beginn 1950 221 Euro pro Kopf. Vor dem Zweiten Weltkrieg lagen die Werte zwischen etwa 150 Euro pro Kopf zu Beginn der 1880er Jahre und 491 bzw. 528 Euro in den Jahren 1913 und 1929. Insgesamt wuchs der Export pro Einwohner von 1880 bis 2012 um mehr als 9 000 Prozent, oder 3,5 Prozent pro Jahr. (siehe Tab 3)
Abbildung 3: Grobstruktur der Einfuhr (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Die Ausweitung des Außenhandels geht in der Regel mit lokaler, regionaler und nationaler Spezialisierung einher, die in der Güterstruktur des Außenhandels sichtbar wird. Von dieser Spezialisierung hängt ganz wesentlich das Potenzial wirtschaftlicher Entwicklung und wirtschaftlichen Wachstums ab. Die Tabellen 4 und 5 und Abbildung 3 stellen die Grobstruktur der deutschen Im- und Exporte in drei Kategorien dar: Nahrungs- und Genussmittel, Halbwaren und Rohstoffe zur gewerblichen bzw. industriellen Verarbeitung und Fertigwaren bzw. Industrieerzeugnisse. Vor dem Ersten Weltkrieg machten Industrierohstoffe und Fertigprodukte den größten Anteil an den deutschen Importen aus, gefolgt von Nahrungs- und Genussmitteln und Fertigwaren. In der Zwischenkriegszeit blieb dieses Muster weitgehend bestehen, wobei allerdings kurzfristig, bis 1950, der Anteil der Nahrungs- und Genussmittel stark anstieg und derjenige von Industriegütern zurückging. Seit 1950 sind ein stetiger Trend zur Abnahme der Bedeutung von Nahrungsmitteln im deutschen Import und ein ebenso deutlicher Trend zur Zunahme der Industrieimporte zu beobachten. Im Jahr 2012 betrug der Anteil der Nahrungs- und Genussmittel noch knapp 8 Prozent, während es sich bei annähernd 65 Prozent aller Importe um Industrieerzeugnisse handelte. Ähnliche Tendenzen sind auch bei den Exporten deutlich. Der Anteil der Nahrungs- und Genussmittel fiel von 1878 bis 1961 stetig, von 33,0 auf 2,1 Prozent, und stieg seitdem leicht wieder an, auf 5,7 Prozent 2012. Der Anteil der Industrie-rohstoffe und -vorprodukte fiel ebenfalls, mit kurzfristigen Anstiegen, von durchschnittlich 25 Prozent vor dem Ersten Weltkrieg auf 11 Prozent im Schnitt der 1960er und 1970er Jahre bis auf 6 Prozent in den Jahren seit 2001. Der Anteil der Ausfuhr von Fertigwaren und Industriegütern nahm hingegen stetig zu, von etwa 50 Prozent in den 1870er Jahren auf mehr als 85 Prozent seit der Wiedervereinigung. Die zunehmende Konzentration der Im- und Exporte auf den Austausch von Industriewaren für Industriewaren zwischen Deutschland und der Welt folgt einem deutlichen Trend in der Weltwirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg, in dem Muster des Austausches von Rohstoffen gegen Industriegüter zunehmend dem sogenannten intra-industriellen Handel weichen. Dieser spiegelt zunächst einmal den Umstand wider, dass bei steigenden Einkommen die Nachfrage nach Nahrungsmitteln zwar absolut steigt, aber relativ zu der nach anderen Gütern abnimmt. Darüber hinaus ist die Dominanz des intra-industriellen Handels das Ergebnis der zunehmenden Industrialisierung weiter Teile der Welt und ebenso einer stetig zunehmenden globalen Verflechtung von Wertschöpfungsketten. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs und verstärkt seit den 1980er Jahren werden industrielle Produktionsprozesse in einzelne Fertigungsschritte zerlegt, deren Fertigung an verschiedenen Standorten in aller Welt erfolgt. (siehe Abb 3)
Dies zeigt sich auch in der Betrachtung der deutschen Im- und Exporte auf Güterebene, die sich aufgrund der deutlichen Veränderungen sowohl der Wirtschaftsstruktur als auch der sie widerspiegelnden Kategorien der offiziellen Handelsstatistik in langfristiger Perspektive schwierig gestaltet. Im Jahr 1865 waren die wichtigsten Importgüter des Deutschen Zollvereins Baumwolle, Schafwolle (beide für die aufstrebende Textilindustrie), Kaffee, Wollgarn und Seide, während die wichtigsten Exportgüter Seiden- und Halbseidentuche, Wolltuch, Baumwolltuch (allesamt Erzeugnisse der Textilindustrie) sowie Weizen und Steinkohle waren. Tabelle 4 zeigt, dass Baumwolle und Wolle bis etwa 1950 bedeutende Importgüter blieben, heute aber – mit der Verlagerung der Textilproduktion insbesondere nach Asien – bedeutungslos geworden sind. Die Folgen dieser Verlagerung in der zunehmenden Bedeutung von Bekleidungsimporten seit den 1960er Jahren sind in Tabelle 4 erkennbar.
Tabelle 4: Güterstruktur der deutschen Einfuhren (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Tabelle 5: Güterstruktur der deutschen Ausfuhren (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Ebenso nahm in den 1870er Jahren die Bedeutung des Weizens als Exportgut rapide ab, Exporte von Textilien verloren in der Zwischenkriegszeit an Bedeutung und Steinkohle ist seit Mitte der 1960er Jahre kein bedeutendes Exportgut mehr. In der Handelsstatistik für 2010 dominieren bei den Importen Erdöl, Personenkraftwagen, Erdgas, Medikamente und Autoteile das Bild, während es bei den Exporten vor allem Kraftfahrzeuge und Teile derselben, medizinische und pharmazeutische Produkte, Flugzeuge und Maschinen sind. (siehe Tab 4, Tab 5)
Abbildung 4: Herkunft/Ziel der Ausfuhr/Einfuhr nach Kontinenten (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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In den Tabellen 4 und 5 kann für einige dieser Güter verfolgt werden, dass ihre Bedeutung am Im- bzw. Export erst seit den 1960er Jahren, im Fall der Medikamente erst in den letzten 20 Jahren wirklich bedeutend wurde. Der Anteil von Personenkraftwagen an den deutschen Exporten war zum Beispiel 1960 doppelt so hoch wie 1950 und etwa 30-mal so hoch wie 1925. Während die Bundesrepublik Deutschland zum bedeutenden Automobilexporteur wurde, stieg gleichzeitig seit den 1960er Jahren auch der Anteil derselben Produkte an den Importen an, sodass Kraftfahrzeuge und ihre Teile heutzutage sowohl die wichtigsten Import- als auch Exportgüter Deutschlands sind – ein weiterer Indikator für die Zunahme intra-industriellen Handels ebenso wie auch der grenzübergreifenden Organisation der Produktion in multinationalen Unternehmen. In der pharmazeutischen Industrie sind ähnliche Tendenzen zu beobachten. Ein weiterer bedeutender Punkt ist der starke Anstieg von Erdöl und Erdgas unter den deutschen Importen, 1872 noch allenfalls als Leucht- und Schmiermittel verwendet. Erdöl gewann erst mit dem Aufkommen der chemischen Industrie und besonders mit der Verbreitung von Pkws in weiten Bevölkerungsteilen sowie der Verdrängung von Kohle- durch Öl- bzw. Dieselheizungen an Bedeutung, mit besonderen Folgen in den Ölkrisen der 1970er und frühen 1980er Jahre, in denen aufgrund drastischer Preisanstiege der Anteil von Erdöl an den deutschen Importen auf bis zu 12,9 (1974) bzw. 13,4 Prozent (1981) zunahm, im Vergleich zu durchschnittlich 6 Prozent zwischen 1964 und 1973.
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Seit 1880 liegen ebenfalls zuverlässige Zahlen zur geografischen Verteilung des Außenhandels vor, aufgeschlüsselt in den Tabellen 6 und 7 nach den wichtigsten Herkunfts- und Zielländern sowie nach Kontinenten. Trotz Globalisierung und zunehmender Integration von Transport- und Kommunikationsnetzwerken wurde über den gesamten Zeitraum der Großteil des Handels deutscher Unternehmen mit anderen deutschen Regionen abgewickelt und der Großteil des deutschen Außenhandels mit anderen europäischen Ländern. Über die letzten 130 Jahre wurden im Schnitt 75 Prozent der deutschen Exporte nach Europa versandt, 66 Prozent der deutschen Importe stammten von hier. 13 Prozent der Importe stammten aus Amerika, das seinerseits 18 Prozent der deutschen Exporte abnahm. Die Anteile Asiens lagen im Schnitt bei 10 Prozent der Im- und 8 Prozent der Exporte, während insgesamt etwa 5 Prozent des deutschen Außenhandels mit Afrika und Ozeanien abgewickelt wurden. Im Zuge der Globalisierung des 19. Jahrhunderts fiel der Anteil Europas an den deutschen Importen von knapp 90 auf etwa 60 Prozent, wobei Großbritannien, Österreich-Ungarn und Russland den größten Anteil an den Importen aufwiesen. Der fallende Anteil Europas erklärt sich vor allem durch verstärkte Importe aus Amerika, unter denen die USA etwa die Hälfte und Kanada und der Süden Südamerikas einen bedeutenden Anteil ausmachten. Die Zunahme dieses Handels, fast ausschließlich aus Nahrungs- und Genussmitteln sowie Industrierohstoffen bestehend, wird unter dem Begriff der "Getreideinvasion"
Tabelle 7a: Regionale Struktur der deutschen Ausfuhren (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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In der Zwischenkriegszeit verfestigten sich diese Muster, wobei der Anteil Amerikas und Asiens noch leicht zunahm. Dies betraf vor allem Britisch-Indien, Niederländisch-Indien (Indonesien) sowie China bei der Einfuhr und Britisch-Indien und Japan bei der Ausfuhr, während insbesondere das nun zur Sowjetunion gewordene Russische Reich an Bedeutung verlor und im Osten Deutschlands mit der Zweiten Polnischen Republik ein neuer Nachbarstaat entstand.
Tabelle 7b: Regionale Struktur der deutschen Ausfuhren (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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In der Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis etwa 1992 nahm der Anteil Europas an den deutschen Im- und Exporten stetig zu, ein Prozess, der mit der Schaffung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und ihrer Vertiefung zum Europäischen Binnenmarkt einherging. Der leichte Fall des europäischen Anteils am deutschen Außenhandel von 72,7 Prozent der Importe 1992 bzw. 77,5 Prozent der Exporte 1991 auf 69,0 bzw. 68,9 Prozent im Jahr 2012 ist vor allem auf einen langfristigen Trend zurückzuführen: Die Zunahme des Anteils der Importe aus und, etwas weniger deutlich, der Exporte nach Asien, die auf die wirtschaftliche Entwicklung Südostasiens, Chinas und des indischen Subkontinents zurückzuführen ist. Deren bedeutendste Auswirkung ist seit etwa der Jahrtausendwende der Aufstieg Chinas, das 2009 und 2010 wichtigste Bezugsquelle deutscher Importe war, 2011 und 2012 allerdings wieder von den Niederlanden abgelöst wurde. Chinas Bedeutung als Absatzmarkt deutscher Exporte ist ebenfalls sprunghaft gestiegen, sein Anteil an den deutschen Exporten liegt aber 2012 noch unter dem Frankreichs, der USA, Großbritanniens und der Niederlande.
Die unterschiedliche Stellung Chinas als Import- und Exportpartner weist auf das folgende Kapitel hin, die Darstellung und Erläuterung der Zahlungsbilanz, in der neben den Ergebnissen der Handelsbilanz auch die über den Güterverkehr hinausgehende Integration Deutschlands in die Weltwirtschaft deutlich wird, etwa bezüglich des Austausches von Dienstleistungen (wie Tourismus) und Kapitalflüssen.