Die Daten zu Handel und Verkehr als Wirtschaftsaktivitäten werden im Zusammenhang der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (siehe Kapitel 13), der Betriebs- und Berufszählungen (siehe Kapitel 18) sowie der Umsatzsteuerstatistik (siehe Kapitel 7) ermittelt. Die Daten zu Beschäftigungsanteilen aus der sogenannten Branchenverdienststatistik hat Rüdiger Hohls in seiner Dissertation für die Jahre von 1885 bis 1985 aufgearbeitet.
Offizielle Statistiken zur Einfuhr und Ausfuhr für ein mehr oder weniger homogenes Gebiet gibt es seit der Gründung des Deutschen Zollvereins, der ein einheitliches Zollgebiet seiner selbstständigen Mitgliedsstaaten schuf und gleichzeitig zur Aufteilung der im Staatshaushalt bedeutenden Importzolleinnahmen ein Zentralbüro (mit Sitz in Berlin) gründete. Dieses errechnete aufgrund der von den Zollbehörden der einzelnen Mitgliedsstaaten mitgeteilten Angaben zu Zoll- und Branntweinsteuereinnahmen und der Bevölkerung und Außengrenzlinie die jedem Mitgliedsstaat zustehenden Einnahmen. Die hieraus seit 1842 publizierten "Statistischen-Uebersicht[en] über Waaren-Verkehr und Zoll-Ertrag im Deutschen Zoll-Vereine", auch bekannt als "Kommerzialnachweisungen", stellen jedoch keine Handelsstatistik im modernen Sinne dar, da sie lediglich die Menge ein- und ausgeführter Güter nach Zolltarifklassen und Grenzabschnitten sowie die entsprechenden Zolleinnahmen ausweisen, jedoch weder Angaben über Wert der betreffenden Gütermengen noch über Herkunft und Verbleib machen. Mit der Reichsgründung nahm eine Kommission zur Modernisierung der Zollvereinsstatistik ihre Arbeit auf, die dazu führte, dass ab 1872 Angaben über Wert und Ziel der deutschen Exporte veröffentlicht wurden, wobei die Anmeldepflicht auch für zollfreie Güter, insbesondere Exporte, und eine wirklich verlässliche Wertermittlung erst ab 1880 erreicht wurden. Im Umkehrschluss ergibt sich, dass für den Zeitraum vor 1880 Angaben zu zollfrei eingeführten Gütern und insbesondere den in fast allen Fällen zollfreien Exporten mit relativer Vorsicht zu behandeln sind. Die Literatur hebt immer wieder hervor, dass das Interesse an der Kontrolle der Korrektheit der Ausfuhrdeklarationen auf Seiten der Zollbehörden gering gewesen sei, da mit dieser keine Zolleinnahmen erzielt werden konnten.
Für die Zeit vor 1872 liegen verschiedene zeitgenössische, inoffizielle Schätzungen vor, die die "nackte Centnerstatistik"
Zum Weiterlesen empfohlen
Peter E. Fäßler: Globalisierung, Köln 2007.
Ronald Findlay / Kevin H. O‘Rourke: Power and Plenty. Trade, War, and the World Economy in the Second Millenium, Princeton 2007.
Heinz-Gerhard Haupt: Konsum und Handel. Europa im 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 2003.
Ralph Jessen / Lydia Langer: Transformations of Retailing in Europe after 1945, Farnham 2012.
Christopher Kopper: Handel und Verkehr im 20. Jahrhundert, München 2002.
Lydia Langer: Revolution im Einzelhandel. Die Einführung der Selbstbedienung in Lebensmittelgeschäften der Bundesrepublik Deutschland (1949 –1973), Köln 2013.
Jürgen Osterhammel / Niels P. Petersen: Geschichte der Globalisierung: Dimensionen, Prozesse, Epochen, München 2007.
Cornelius Torp: Die Herausforderung der Globalisierung: Wirtschaft und Politik in Deutschland 1860 – 1914, Göttingen 2005.
Rolf Walter: Geschichte der Weltwirtschaft. Eine Einführung, Köln 2006.
Handelsspanne
Differenz zwischen Bezugs- und Netto-Verkaufspreis (exkl. Steuern) einer Ware in Prozent des Netto-Verkaufspreises. Nicht zu verwechseln mit dem Gewinn, da in der Handelsspanne alle Kosten des Handels mit Ausnahme des Bezugspreises der Waren (Mieten, Löhne und Gehälter, Werbung, etc.) enthalten sind.