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Folge 07: So verbreiten sich Fake News Gerüchteverbreitung: Das Internet ist der größte Schulhof der Welt

Stanley Vitte

/ 4 Minuten zu lesen

Stellt Euch vor, jemand verliert auf dem Schulhof sein Smartphone. Niemand hat den Verlust mitbekommen und weiß die Wahrheit. Aber natürlich überlegen viele Freunde, was genau passiert sein könnte. Einer hat die Vermutung, dass ein neuer Achtklässler namens Toni das Handy geklaut haben könnte ...

So verbreiten sich Fake News

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So verbreiten sich Fake News

Wie verbreiten sich Fake News und wie unterstütze ich womöglich unabsichtlich die Fake News-Macher? n 10 Folgen beschäftigt sich der Youtuber Mr. Trashpack mit sogenannten Fake News und verwandten Phänomenen und präsentiert praktische Tipps und Tools im Netz.



Die wenigsten werden nun bei der Hausmeisterin oder bei Toni selbst nachfragen, ob das wirklich stimmt. Auch die Polizei wird wahrscheinlich niemand rufen, da vielen klar ist, dass Gerüchte oft auch falsch sein können. Dennoch reden Schüler über den vermeintlichen Vorfall. Einige erzählen es weiter, weil sie solche Geschichten krass finden. Einige, weil sie Toni nicht kennen oder nicht mögen. Und wieder andere verbreiten das Gerücht aus reiner Langeweile oder weil sie gerade nichts Spannenderes zu erzählen haben. Das Problem dabei: Obwohl Toni am Tag des Handyverlusts überhaupt nicht in der Schule war, sprechen immer mehr Leute immer häufiger über den Diebstahl und erwähnen dabei seinen Namen.

Das Prinzip stille Post: "Toni … war das nicht der, der klaut?“

Fake News: Gerüchte verbreiten sich (© bpb)

Wenn dann auch noch seine Lehrer und Eltern von der Sache erfahren, bleibt Toni nur noch ein Mittel, nämlich den Vorfall offiziell richtig zu stellen. Während das an der eigenen Schule noch möglich scheint, könnte Tonis scheinbarer "Einstieg in die Gangster-Szene“ im Internet noch viel schlimmere Konsequenzen haben.

Fake News (© bpb)

Faker könnten aus dem Gerücht über Toni richtige Skandal-News machen, indem sie schreiben: "Augenzeugen berichten, der 14-jährige Toni M. habe die Handys seiner Mitschüler schon immer sehr genau beobachtet. Laut Insidern treibt er sich auf vielen Schulhöfen rum, weil er Teil einer Diebesbande ist. Organisierte Kriminelle beklauen unschuldige Minderjährige. Deutschland ist nicht mehr sicher!“ Wenn sie dazu noch ein Foto von Toni veröffentlichen mit der Unterschrift: "die Polizei sucht diesen kriminellen Jugendlichen, bitte helft und teilt dieses Foto“, wird aus einem Gerücht eine Fake News, die verunsichert, negative und manchmal auch fremdenfeindliche Gefühle schürt.

1 mal geklickt, 1.000 mal geteilt

Menschen teilen häufig Nachrichten, ohne Inhalte und Quellen zu überprüfen. Das gilt besonders online. Wo Fakten und Beweise fehlen, werden Meinungen ausgetauscht. Die Nachricht vom Handydieb Toni, der schnell zum organisierten Verbrecher wird, wird ohne Überprüfung geglaubt. Das Gerücht und die emotionale Erzählung bewegt mehr als die Frage, ob es tatsächlich stimmt.

Fake News (© bpb)

Während man im direkten Austausch nur einigen Freunden von dem Vorfall erzählt, wird die Fake News in sozialen Netzwerken mit allen möglichen Bekannten geteilt, die sie wiederum in ihre Netzwerke weitergeben. Hier liegt der Knackpunkt, frei nach dem Motto: 1 mal geklickt, 1.000 mal geteilt. Fake News "funktionieren“, wenn alle diese Personen – bewusst oder unfreiwillig – helfen, die Lüge zu verbreiten – und das geschieht im Eiltempo. Und was bei Facebook oder Twitter die Runde macht, wird nicht selten auch bei WhatsApp oder Snapchat weitergereicht – und das nicht in mehreren Tagen, nein, dafür reichen oft nur wenige Minuten!

Bewusste Täuschung: Fake News können großen Schaden anrichten

Mit Hilfe der sozialen Medien kann eine Falschmeldung also schnell mehrere tausend Menschen erreichen. Wenn sie zudem mit vermeintlich lustigen Grafiken vom "Klau-Toni“ kursieren, Boulevardmedien das Thema aufgreifen ("Diebes-Banden im Vormarsch – müssen wir unsere Handys verstecken?“) oder in Talkshows darüber reden ("Innere Sicherheit – hat Merkel versagt?“), haben die Faker ihr Ziel erreicht. Toni dagegen hat kaum noch eine Chance zur Richtigstellung. Das schadet nicht nur kurzfristig seinem Ruf, sondern kann ihm auch Zukunftschancen verbauen. Arbeitgeber, bei denen er sich um eine Ausbildung bewirbt, googeln seinen Namen und halten ihn für einen Kriminellen. Und das alles nur, weil im Internet ein Gerücht kursierte, dass wenig überprüft aber tausendfach geteilt wurde. Aber nicht nur wegen solcher Folgen für die Betroffenen sind Fake News zu verurteilen, sondern eben auch, weil sie wichtigen gesellschaftlichen Werten wie Ehrlichkeit widersprechen – und auch journalistischen Grundsätzen wie der Faktentreue.

Filter-Tipps:

  • Die Verbreitung von Gerüchten und Lügen kann für die Betroffenen schlimme Folgen haben. Das gilt vor allem online, weil falsche Meldungen hier viel schneller viel mehr Menschen erreichen und viel schwerer zu korrigieren sind.

  • Was einmal im Umlauf ist, bekommt man kaum aus der Welt. Deshalb sollte man immer überlegen, ob und wie sehr man etwas teilt. Erst denken, dann klicken!

Quellen:

Wolf-Dieter Rühl: Wie verbreiten sich Fake News? Externer Link: https://www.unicepta.com/ueber-unicepta/news-presse/news-presseinfos/wie-verbreiten-sich-fake-news.html

Craig Silverman: Recent research reveals false rumours really do travel faster and further than the truth. Externer Link: https://firstdraftnews.com/recent-research-reveals-false-rumours-really-do-travel-faster-and-further-than-the-truth/

Renate Köcher: Interessen schlagen Fakten. Externer Link: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/allensbach-umfrage-interessen-schlagen-fakten-14889066.html

Elizabeth Kolbert: Why facts don't change our minds. Externer Link: http://www.newyorker.com/magazine/2017/02/27/why-facts-dont-change-our-minds

Peter Turi: "Psychologie heute“: Unsere Schwäche für Fake-News liegt in den Genen. Externer Link: http://www.turi2.de/aktuell/psychologie-heute-schwaeche-fuer-fake-news-in-den-genen/

Pascal Schneiders: "Gegen Fake News ist niemand immun“. Externer Link: http://www.ard.de/home/ard/Was_die_Wissenschaft_zu_Fake_News_sagt/3733254/index.html

Laura Spinney: How Facebook, fake news and friends are warping your memory. Externer Link: http://www.nature.com/news/how-facebook-fake-news-and-friends-are-warping-your-memory-1.21596

Jasmin Schneider: "Lösung und Problem liegen beim Nutzer und den Massenmedien“. Externer Link: https://www.welt.de/kultur/article162205805/Loesung-und-Problem-liegen-beim-Nutzer-und-den-Massenmedien.html

Constanze Kurz: Gerichtsurteil. Keine einstweilige Verfügung gegen Facebook im Merkel-Selfie-Fall. Externer Link: https://netzpolitik.org/2017/gerichtsurteil-keine-einstweilige-verfuegung-gegen-facebook-im-merkel-selfie-fall

Sascha Lobo: Mob und Gegenmob. Externer Link: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/koeln-silvester-mob-und-gegenmob-kolumne-a-1070724.html

Alle Links wurden zuletzt abgerufen am 27.6.2017.

Zum Zwecke der Gleichstellung wird in unseren Texten frei zwischen Genderformen gewechselt.

Fussnoten