M 04.1.06 Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit
Für junge Menschen, die bei der Jobsuche größere Probleme haben, sind Lohnsubventionierungen oder niedrigere Sozialbeiträge denkbar. Es handelt sich dabei um Maßnahmen, die Firmen dazu bewegen, sie einzustellen. Da sie teurer sind, sollten solche Maßnahmen allerdings nur für solche junge Menschen verwendet werden, die mit sehr großen Herausforderungen bei der Jobsuche zu kämpfen haben. Wichtig ist, sie nicht von dem regulären Arbeitsmarkt abzuschotten.
Doch all das sind nur kurzfristige Maßnahmen. Zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit müssen die europäischen Regierungen auch langfristige Reformen im Bildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt umsetzen – denn nur so werden die Barrieren zur Seite geschafft, die neuen Jobs im Wege stehen.
Eine der Ursachen der heutigen Jugendarbeitslosigkeit ist beispielsweise die Deregulierung der 1990-er Jahre: Arbeiter mit Vollzeitverträgen wurden enorm geschützt, während die Regeln für Teilzeitstellen abgeschafft wurden. Immer mehr junge Menschen wurden daher in Teilzeit angestellt – und bei einer Rezession als erstes entlassen.
Seither hat es viele Reformen gegeben, um diese Dualität* auf dem Arbeitsmarkt abzuschaffen – auch die OECD fordert das seit Jahren. Es bedeutet aber nicht, dass flexible Teilzeitverträge komplett verboten gehören: Für junge Leute sollen sie aber zu eine Sprosse in der Karriereleiter darstellen und langfristig zur Anstellung führen. Denn: Auch wenn Teilzeitjobs bei einer Rezession als erstes verschwinden, sind sie noch immer das erste, was bei einer Wirtschaftserholung neu entsteht. Kein Grund, Teilzeitjobs also durchweg zu verteufeln
Aber: Teilzeitjobs können zur Falle werden wenn sie schlecht sind. Wenn sie beispielsweise zu kurz sind, um Fähigkeiten zu vermitteln. Oder wenn Arbeitgeber sich ausschließlich auf Teilzeitkräfte verlassen, um damit den Auflagen einer Festanstellung zu entgehen. Die Länder müssen diese Tricks besser verhindern, um ihren Arbeitsmarkt vor Missbrauch zu schützen.
Von Spanien lernen
Leider ist es trotz der vielen Initiativen gab, Jugendarbeitslosigkeit zu senken, noch keine verlässlichen Erkenntnisse über ihren Erfolg. Strukturelle Maßnahmen brauchen ihre Zeit, bevor Ergebnisse erkennbar sind. Ein Beispiel dafür ist die Initiative „EU Youth Guarantee“, die viele Länder noch umsetzen wollen. Gleichzeitig hat die Jugendarbeitslosigkeit auch eine wirtschaftszyklische Komponente, d.h. es entstehen erst allmählich neue Jobs, mit denen die Arbeitslosigkeit sinken kann.
Umso wichtiger wird es sein, dass die Mitgliedsstaaten der EU in Zukunft enger miteinander kooperieren. Die Kluft zwischen Ländern mit niedriger Jugendarbeitslosigkeit (wie Deutschland) und solchen mit hoher (wie Spanien) wird stets größer. Diese Länder können voneinander lernen und eventuell sogar gemeinsame Projekte zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit beschließen. Länder mit Erfolg bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit können demonstrieren, wie es gemacht wird. Daher kann Spanien von Deutschland lernen – und beispielsweise qualifizierte Ausbildungsplätze neben den traditionell akademischen Ausbildungswegen anbieten. Gleichzeitig sollte Spanien eine Lektion für Deutschland sein: Die dortigen Verhältnisse zeigen, wohin die fortschreitende Aufteilung des Arbeitsmarktes in niedrig entlohnte Teilzeitjobs und gut bezahlte Vollzeitstellen führen kann.
Aus: Glenda Quintini: Die Teilzeitfalle, The European vom 24.02.2014 http://www.theeuropean.de/glenda-quintini--3/8024-eu-massnahmen-gegen-die-jugendarbeitslosigkeit--2 (Abruf vom 20.3.2014)
*Dualität bezieht sich auf die zwei Vertragsarten: Vollzeit und Teilzeit
Arbeitsaufträge
- Welche Ursachen hat die hohe Quote der Jugendarbeitslosigkeit?
- Stelle Vor- und Nachteile der Dualität von Voll- und Teilzeitjobs heraus.
- Diskutiert was die EU tun kann, um das Problem der Jugendarbeitslosigkeit zu lösen und notiert Eure Ergebnisse auf dem Auswertungsplakat.
Das Arbeitsmaterial ist
