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Methodisch-didaktischer Kommentar | Bewegtbild und politische Bildung | bpb.de

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Methodisch-didaktischer Kommentar

Sarina Lacaf

/ 2 Minuten zu lesen

Ausgehend von der spezifisch weiblichen Perspektive, die „Der Himmel wird warten“ einnimmt, rückt diese Aufgabe die Rolle von Frauen und Mädchen im radikalen Islamismus in den Fokus. Es werden die patriarchale Rollenverteilung im Islamismus beleuchtet sowie Narrative herausgearbeitet, mit denen junge Frauen für den Islamismus gewonnen werden sollen. Der Bedeutung der Vollverschleierung kommt im Diskurs um die Stellung der Frau ebenso wie im Film eine zentrale Rolle zu. Die Frage nach der Schuld von Frauen und Mädchen in islamistischen Szenen wird im Film angedeutet, aber nicht explizit ausgearbeitet. Die Aufgabe greift diese Frage auf und verknüpft sie mit der in Deutschland aktuellen Diskussion um die Strafbarkeit von Rückkehrerinnen aus IS-Gebieten.

Zur Annäherung an das Thema äußern die Schüler*innen ihre Assoziationen zu einem prägnanten Filmstill aus „Der Himmel wird warten“. Dieses zeigt das widersprüchliche Bild einer vollverschleierten Frau, die entgegen der Vorschriften musiziert. Anschließend sammeln die Schülerinnen und Schüler ihr Vorwissen über die Rolle der Frau im Islamismus.

Während der Filmsichtung richten die Schüler*innen ihre Aufmerksamkeit vor allem auf das weibliche Rollenbild, das Mehdi Mélanie nahelegt. Als Frau soll sie sich durch sexuelle Unberührtheit, religiöse Pflichterfüllung und Hörigkeit gegenüber dem Mann auszeichnen. Mehrfach formuliert er einen Besitzanspruch. Ihre Zuspitzung finden all diese Aspekte in der Vollverschleierung der Frau. Ein Filmausschnitt, der sich auf die Bedeutung der Vollverschleierung konzentriert, erweitert dieses Bild: Es geht dabei nicht nur um den vermeintlichen Schutz der Frauen vor den Blicken der Männer, sondern Dounia Bouzar zufolge auch um eine gezielte Entindividualisierung. Anhand eines weiteren Ausschnitts kontrastieren die Schüler*innen die romantische Vorstellung von der Heirat eines schützenden „Prinzen“ mit der Realität, die angeworbene Mädchen nach der Ausreise in die Kampfgebiete erwartet. Das bis hierher erarbeitete Wissen kontextualisieren die Schüler*innen durch die Lektüre eines Artikels, der Hintergründe zu Geschlechterrollen, Hinwendungsmotiven von Frauen und Mädchen, genderspezifischen Online-Ansprachen und Aktivitäten von Frauen in der islamistischen Szene gibt. Im Plenum wird diskutiert, warum für manche Mädchen möglicherweise eine Attraktivität von streng vorgegebenen Rollenvorbildern ausgehen könnte.

Im letzten Teil der Aufgabe recherchieren die Schüler*innen zu der aktuellen Diskussion um den Umgang mit Rückkehrerinnen aus IS-Gebieten. Auf der Basis ihrer Recherche erläutern sie, warum es in vielen Fällen schwierig ist, zwischen Täterinnen und Opfern zu unterscheiden. Im nächsten Schritt übertragen sie die Problematik auf die beiden Protagonistinnen des Films.

Sarina Lacaf ist studierte Filmwissenschaftlerin. Als freie Filmvermittlerin und Autorin verfasst sie filmpädagogische Begleitmaterialien und leitet Schulklassenworkshops und Lehrkräftefortbildungen, unter anderem für kinofenster.de, DOK.education München, DOK Leipzig, das Kinderfilmfest im Land Brandenburg und LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans. In verschiedenen Positionen hat sie außerdem für das DOK.fest München, die Kinemathek Hamburg und die Cinémathèque Leipzig gearbeitet.