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Zur Definition des Begriffs Inklusion (2) | bpb.de

Zur Definition des Begriffs Inklusion (2) Überlegungen als Beitrag zur Definition eines Begriffs (aus Sicht der Politikdidaktik)

Anja Besand

/ 2 Minuten zu lesen

Politische Bildung ist nicht alleine für Inklusion zuständig denn "Inklusion ist ein in allen gesellschaftlichen Teilbereichen interdependent verlaufender Transformationsprozess, der darauf abzielt, jedem Menschen auf Grundlage seiner individuellen Bedarfe Zugang und Teilhabe zu und an allen Lebensbereichen zu verschaffen" (Jugel). Nichtsdestotrotz kommt der politischen Bildung mit ihrer Vermittlungsposition zwischen dem Bildungsbereich und dem politischen Bereich in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle und Verantwortung zu. Ziel politischer Bildung ist es nämlich nicht alleine – ja nicht einmal im Besonderen –, zukünftige politische Eliten mit dem nötigen politischen Struktur- und Handlungswissen auszustatten, das diese benötigen, um politische Verantwortung übernehmen zu können, sondern allen Bürgerinnen und Bürgern Urteils- und Handlungskompetenzen zu vermitteln, damit sie ihre Bürgerrolle in einer Demokratie verantwortungs- und selbstbewusst ausfüllen können.

Dieser Aufgabe wurde die politische Bildung in der Vergangenheit oft nicht ausreichend gerecht. So gelingt es im Rahmen von Angeboten zur politischen Bildung oft schwer Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, die sich nicht schon von alleine für politische Fragen und Probleme interessieren (vgl. Shell, Kohl/Calmbach, Schiele u.Ä.). Zudem haben wir im Rahmen politischer Bildung häufig große Schwierigkeiten Angebote zu entwickeln, die sprachliche Hürden niedrig halten und damit Einstiegsmöglichkeiten auch für nicht akademische, nicht gymnasial sozialisierte, nicht herkunftsdeutsche oder sprachbegabte Zielgruppen zu eröffnen. Gerade in diesen Bereichen hat die politische Bildung Nachholbedarf und die Bemühungen, die sich beispielsweise unter dem Dach der Bundeszentrale für politische Bildung in den letzten Jahren und Monaten abzeichnen, sind aus diesem Grund durchweg zu begrüßen.

Wenn Inklusion darauf abzielt, jedem Menschen auf Grundlage seiner individuellen Bedarfe Zugang und Teilhabe zu und an allen Lebensbereichen zu verschaffen, müssen wir gleichzeitig aber auch darauf achten, die Debatte um eine inklusive politische Bildung nicht auf spezielle Zielgruppen zu beschränken, sondern vielmehr die Exklusionsmechanismen in den Mittelpunkt zu nehmen, die zum Ausschluss bestimmter Gruppen führen.

Wir brauchen in diesem Sinn keine spezielle politische Bildung für Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder eine spezielle politische Bildung für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, sondern vielfältige Angebote zur politischen Bildung, die den individuellen Bedarfen und Interessen von unterschiedlichen Menschen angepasst sind.

Fussnoten

Frau Prof. Dr. Anja Besand ist Professorin für Didaktik der politischen Bildung an der Technischen Universität Dresden