Wahl-O-Mat machen
Diese Unterrichtseinheit zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler auf eine Diskussion mit Gästen einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung vorzubereiten.Unterrichtseinheit – Konzeption
Übersicht
Thema: | Wahl-O-Mat, Wahlthemen |
Zeit: | 90 Min / 2 Unterrichtsstunden |
Inhalte: | Erstellung eigener Wahl-O-Mat-Thesen als Diskussionsgrundlage für ein Politiker/innen-Gespräch |
Ziele: | |
Methodik: | Gruppenarbeit, Plenum, Internet-Recherche |
Materialien: | |
Ziel
Diese Unterrichtseinheit zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler auf eine Diskussion mit Gästen einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung vorzubereiten.
Im Gespräch mit den dort eingeladenen Gästen sollen die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage der selbst entwickelten Thesen einen ausgewählten Themenbereich vertieft diskutieren.
Phase 1: Einstieg
Schritt 1: ImpulsAls Impulssequenz könnte ein gemeinsamer Durchlauf eines Wahl-O-Mat mit der Klasse dienen. (zur Durchführung s. S. 3) Soweit dies nicht schon bekannt ist, sollte die Unterrichtseinheit sowie deren Ziele der Klasse kurz dargelegt werden.
Dauer Plenum: etwa 10 Min.
Material: Infoblatt "Wahl-O-Mat Durchlauf" (s. S. 3)
Schritt 2: Aufgabenstellung
Die Lehrerin/der Lehrer stellt einen oder mehrere vorab festgelegte Themenbereiche vor, zu dem/denen recherchiert und Thesen gebildet werden sollen. Dies sollte jeweils ein Themenbereich sein, der nicht oder nicht detailliert im Wahl-O-Mat vertreten ist (Kommunalpolitik, Schulpolitik etc.). Es werden bis zu drei Arbeitsgruppen gebildet, die jeweils ein Themenfeld bearbeiten. (Alternativ dazu kann der Fokus auch auf einem Themenbereich liegen, der untergliedert und auf mehrere Arbeitsgruppen verteilt wird.) Die Arbeitsgruppen erhalten jeweils ein Infoblatt mit Hinweisen zur Durchführung ihrer Aufgabe.
Dauer Plenum: etwa 10 Min.
Material: Infoblatt "Thesen finden"
Hinweise
Ggfs. können die Schülerinnen und Schüler bereits vorher beauftragt werden, Presseartikel oder Parteiprogramme zu recherchieren und mitzubringen, um sich bereits im Vorfeld zu orientieren.
Phase 2: Sammeln
Die Arbeitsgruppen haben die Aufgabe im Brainstorming-Verfahren Thesen zu ihrem Themengebiet zu sammeln. Die Methode des Brainstorming soll sicherstellen, dass in dieser Phase das Sammeln Vorrang vor Bewertungen, Auswahl und Streichungen hat. Diese freie Methodik wird durch den Themenrahmen einerseits, der Internet-Recherche zu Aussagen und Positionen der Parteien andererseits sowie Hinweisen zur Qualität von Thesen gestützt.Dennoch sollten die Gruppen eine maximale Thesenanzahl (z.B. 10) nicht überschreiten. Über alle Gruppen hinweg sollte der Rahmen bei einer Gesamtzahl von etwa 30 Thesen liegen (die in der nächsten Phase wieder stark reduziert wird). Das Gruppenergebnis ist eine Liste mit Thesenvorschlägen, die zur Präsentation im Plenum auf einzelne Karten übertragen werden.
Arbeitsgruppen, etwa 20-25 Min.
Material: Infoblatt "Thesen finden" (s. S. 3)
Phase 3: Auswählen
Ausarbeiten, Kürzen, Pointieren, Thesen streichenIm Plenum stellen die Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse vor. These für These wird an eine geeignete Wand gehängt und in drei Schritten behandelt:
- These wird vorgestellt (Gruppenmitglied).
- Fragen/Anmerkungen aus dem Plenum
- Abstimmung über den Status der These
Bei der Abstimmung des Plenums darüber, welchen Status die jeweilige These erhalten soll, stehen drei Merkmale zur Auswahl:
- These streichen - roter Punkt
- These annehmen - grüner Punkt
- These prüfen - gelber Punkt (evtl. Alternativen hinzufügen, umformulieren)
Phase 4: Endredaktion
Jede Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, ihre Thesensammlung anhand der Statusempfehlungen zu überarbeiten. Im Ergebnis soll die Gruppe sich abschließend auf eine Auswahl einigen, deren Umfang sich anteilig an der Gesamtzahl der Thesen (etwa 15-20) orientiert (z.B. bei drei Arbeitsgruppen 5-7 Thesen je Gruppe).Die Gruppe einigt sich schließlich noch darauf, wer die Thesen etwa bei einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung vorträgt
Arbeitsgruppe, etwa 15-20 Min.
Diskussion
Diese Thesen können entweder für eine Podiumsdiskussion mit Politikern oder auch für E-Mail Anfragen an die Parteien genutzt werden.
Podiumsdiskussion
Bei einer Podiumsdiskussion haben die Schülerinnen und Schüler an geeigneter Stelle die Möglichkeit, anhand ihrer Thesen mit den geladenen Gästen (politische oder sachkundige "Prominenz" der Diskussionsrunde) in die Diskussion einzusteigen.
Wenn es die Veranstaltung ermöglicht, können die Schülerinnen und Schüler jeweils eine Karte mit einer These aufhängen und vorlesen. Der angesprochene Gast soll kurz seine Position nennen (stimme zu, stimme nicht zu oder neutral) und erhält die Möglichkeit, kurz (! nur 2 Sätze!) eine Erläuterung dazu zu geben. Die Moderatorin/der Moderator achtet dabei streng (Stoppuhr) auf die Einhaltung der Zeit.
Die Position der angesprochenen Gäste wird für die weitere Diskussion auf den Karten gut sichtbar notiert.
Wenn sich keine Gelegenheit für eine direkte Diskussion ergibt, können die erarbeiteten Thesen können aber auch per E-Mail an die Parteien oder besser noch an die Direktkandidaten versendet werden.
Auch bei dieser schriftlichen Variante sollte den Angeschriebenen die Gelegenheit zu einer kurzen Erläuterung gegeben werden. Außerdem sollte der Unterrichtsrahmen erläutert werden, in dem diese Thesen entstanden sind. Im Anschreiben an die Politiker muss unbedingt ein Abgabedatum eingefügt werden und ein Hinweis, für welchen Zweck und welche Veröffentlichung die Antworten gebraucht werden (z.B. für die Auswertung in der Klasse oder eine Veröffentlichung auf der Schulwebsite).
Infoblatt "Wahl-O-Mat Durchlauf"
Der Wahl-O-Mat wird für alle sichtbar präsentiert - am Besten per Beamer an die Wand projiziert. Programmbedienung und Moderation während des Durchlaufs sollte von zwei Personen übernommen werden. Die Moderation führt entweder die Lehrerin bzw. der Lehrer oder eine Schülerin bzw. ein Schüler. Die zweite Person, die das Programm bedient, sollte jeweils die nächste These laut und deutlich vorlesen. Die Moderatorin/der Moderator fragt ggf., ob die These verständlich ist und führt bei Bedarf Klärung herbei. Anschließend fordert sie/er dann zu einem Stimmungsbild auf. "Wer stimmt zu?" - "Wer stimmt nicht zu?" – "Wer stimmt neutral?"Hinweis
Die Position "neutral" wird gewertet und kann eine hohe Übereinstimmung mit einer Partei darstellen, die ebenfalls neutral gestimmt hat. Die Position "Überspringen", die der Wahl-O-Mat als vierte anbietet, kann bei einem gemeinsamen Durchlauf ignoriert werden, zumal diese Position nicht gewertet wird.
Das Ergebnis der Mehrheitsentscheidung wird für den Wahl-O-Mat genommen.
Der reine Durchlauf von etwa 10 Minuten sollte möglichst zügig und zusammenhängend durchgeführt werden, um den dramaturgischen Spannungsbogen zu erhalten. Kurze Statements auf Zuruf können erfolgen, solange sie das Tempo nicht über Gebühr drosseln.
Diskussionen zu einzelnen strittigen Thesen sollten zugunsten einer anschließenden Diskussion zunächst zurückgestellt und dann wieder aufgegriffen werden.
Infoblatt "Thesen finden"
AufgabeDie Gruppe hat nun die Aufgabe, eigene "Wahl-O-Mat-Thesen" zu einem vorgegebenen Themengebiet zu formulieren. Dies geschieht in zwei Schritten:
- Schritt 1: Brainstorming um Thesenvorschläge zu sammeln
- Schritt 2: Einigung auf maximal 10 gute Thesen
Tipps zum Brainstorming
Das Brainstorming ist eine Methode, im "Gedankensturm" möglichst viele Ideen zu sammeln.
Alle Ideen werden gesammelt. Dazu müssten ein oder zwei Gruppenmitglieder die Vorschläge auf Papierbögen notieren oder jedes Gruppenmitglied schreibt die eigenen Vorschläge auf Karten und hängt sie an eine Pinwand zu den anderen.
Damit bei dieser kreativen Phase eine möglichst gute Sammlung entsteht, sollten Sie auch auf Folgendes achten:
- Formulieren Sie Ihre Vorschläge als These, nicht nur als Stichwörter.
- Achten Sie bei Ihren Thesenvorschlägen darauf, dass sie zum Themenbereich passen.
- Wenn Ihnen zu einer These eines Gruppenmitglieds etwas einfällt, so ändern Sie nicht dessen These, sondern machen Sie dazu einen eigenen Formulierungsvorschlag.
Regel | schlechte These | gute These |
Einfach und verständlich formulieren | Reduzierung beschulter Personenzahlen pro Schulungsentität. | Weniger Schüler pro Klasse! |
"Fachsprache" vermeiden | Auf den Punkt gebracht | |
In einer These nicht zwei Aussagen miteinander verknüpfen. | Erhöhung der Mehrwertsteuer für den Ausbau von Ganztagsschulen. | Flächendeckender Ausbau von Ganztagsschulen! |
zwei verbundene Aussagen | Auf eine Forderung beschränkt | |
Thesen sollen strittig sein und die Parteien unterscheiden | Saubere Energie nutzen | Den Bau von Windkraftanlagen finanziell stärker fördern. |
niemand wird dagegen sein | Konkretes ist oft strittig. | |
Möglichst verneinende Thesen vermeiden, wenn sie dadurch schwerer verständlich werden. | Keine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken verhindern. | Die Laufzeiten der Atomkraftwerke sollen verlängert werden. |
Doppelte Verneinung! | Eindeutig formuliert | |
Genaue Zahlen vermeiden, wenn deren Größe variabel diskutiert werden kann. | Rente soll um 3 % erhöht werden. | Bei Landtagswahlen: Wählen ab 16 Jahre. |
3 % oder 4 % oder ...? | Altersangabe ist hier unstrittig | |
Außerdem sollten die gesamte Thesensammlung ein ausgewogenes thematisches und politisches Verhältnis (von "rechten" und "linken" Thesen) anstreben.