Zufriedenheit mit der öffentlichen Verwaltung
Bürokratie bezeichnet die auf Gesetzen und Verordnungen basierende geregelte staatliche Verwaltung. Sie ist für das Funktionieren einer modernen Gesellschaft unerlässlich und schützt vor privater und staatlicher Willkür. Übermäßige Bürokratie jedoch verärgert die betroffenen Personen und oft die öffentliche Verwaltung selbst und kostet unnötig Zeit und Geld. Spätestens wenn Bürgerinnen und Bürger eine Behörde aufsuchen, nehmen sie Bürokratie ganz unmittelbar wahr. Persönliche oder familiäre Anlässe, beispielsweise die Geburt eines Kindes, die Hochzeit, aber auch tragische Ereignisse wie der Tod einer nahestehenden Person oder der Verlust des Arbeitsplatzes sind in der Regel mit einer ganzen Reihe von Behördenkontakten verbunden. Dabei müssen die betroffenen Personen in diesen Lebenslagen rechtliche Regelungen aus verschiedenen Rechtsbereichen, Gesetzen und Verordnungen gleichzeitig berücksichtigen. So haben beispielsweise Eltern bei der Geburt eines Kindes Vorschriften aus dem Melde-, Standes-, Steuer- und Sozialversicherungsrecht zu beachten. Aus diesem Grund untersucht die Lebenslagenbefragung des Statistischen Bundesamtes, wie sich derartige Bündel an Bestimmungen auf die Interaktion zwischen betroffenen Personen und zuständigen Behörden auswirken. Die Erhebung nimmt die Perspektive der Betroffenen ein und misst deren Zufriedenheit mit der öffentlichen Verwaltung in 22 ausgewählten Lebenslagen.
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Lebenslagenbefragung und Reisen durch die Behördenlandschaft
Um die relevanten Ämter auszuwählen, erstellte das Statistische Bundesamt im Vorfeld der Befragung sogenannte Reisen durch die Behördenlandschaft. Hierzu bestimmte es gemeinsam mit betroffenen Personen sowie Expertinnen und Experten für jede einzelne Lebenslage, welche Behörden Bürgerinnen und Bürger gewöhnlich zu kontaktieren haben. Es wurde ermittelt, welche Anforderungen dabei zu erfüllen sind, beispielsweise welche Unterlagen sie vorlegen müssen. Im Ergebnis liegen für jede Lebenslage Reisen durch die Behördenlandschaft vor, die einen Eindruck dessen vermitteln, was betroffene Personen wann und mit wem innerhalb einer Lebenslage zu veranlassen haben. Die Informationen hat das Statistische Bundesamt unter www.amtlich-einfach.de in Form von interaktiven Grafiken veröffentlicht.
Es handelte sich um die zweite Lebenslagenbefragung nach der Premiere von 2015, sodass erstmalig ein Zeitvergleich möglich ist. Nach einem allgemeinen Überblick über die Ergebnisse werden die drei Lebenslagen Heirat, Scheidung beziehungsweise Aufhebung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft und Geburt eines Kindes im Detail untersucht.
Autor: Daniel Kühnhenrich
Herausgeber: Statistisches Bundesamt (Destatis)