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Buchmalerei | bpb.de

Buchmalerei

Die B. besitzt zwei Gattungen, die Koran- bzw. Buchillumination und die illustrierende Miniaturmalerei. Zur ältesten Tradition gehört die Koranillumination, die mit der Abschrift des Interner Link: Korans bereits im 7.– 8. Jh. einsetzt. Abgesehen von Markierungen nach dem fünften und zehnten Vers werden die Überschriften mit Zierbändern, Ranken oder stilisierten Lebensbaummotiven dekoriert. Bereits in umayyad. Zeit (7.– 8. Jh.) konnten die Frontispize des Korans vollseitig mit Architekturen dekoriert werden, später nutzte man diese Seiten für kostbar gestaltete Ornamentkompositionen, häufig mit Blattgold und Silber be­reichert. Zuweilen werden auch die Schlussblätter des Korans dekoriert. Seit dem 14. Jh. wurden auch andere Bücher kostbar illuminiert. Die Miniaturmalerei entwickelte sich v. a. in Irak im 12.– 13. Jh. zu einer eigenen Kunstgattung, die vermutlich in der Übersetzung griechischer Bücher ins Arabische ihren Ursprung fand. In erster Linie wurden naturwissenschaftliche Werke übertragen und mit Illustrationen versehen, etwa Bücher zur Botanik, Astronomie, Geographie und Heilkunde. Im 12.– 13. Jh. entwickelte sich parallel eine Miniaturmalerei, die Erzählungen illustriert, mit Zentren in Bagdad, wohl auch Basra und Mosul. Aus dieser Zeit ist uns der Maler der Maqāmāt des Ḥarīrī (Interner Link: Arab. Literatur) bekannt, Yaḥyā ibn Maḥmūd al-­Wāsiṭī, der das Manuskript 1237 geschrieben, illustriert, signiert und mit Datum versehen hat. Etwa in derselben Zeit lässt sich die Miniaturmalerei in Iran nachweisen, deren erste Werke uns jedoch kaum überliefert und allenfalls durch Keramikmalerei zu erahnen sind. Zu den Hauptthemen der persischen Miniaturmalerei gehört die Illustration des Königsbuches, des Shāhnāme des Firdausī (um 980, Interner Link: Persische Literatur). Unter der mongol. Herrschaft der ĪI­khāniden (Interner Link: Dynastien) und deren Nachfolgern (13.– 14. Jh.) setzte eine vom Hof geförderte B. ein mit dem Zentrum in Tabriz, die v. a. die Weltgeschichte illustrieren sollte. Bezeichnend für diese Malerei ist das Zusammenfließen unterschiedlicher Stile und Vorlagen aus der byzantin. und chines. Welt sowie aus der Tradition der «Bagdader Schule». Eine vom Hof geförderte Entwicklung der B. lässt sich im persisch-­irak. Raum unter verschiedenen Dynastien beobachten, die in der timurid. Malerei des 15. Jh. und in der safawid. Malerei des 17.– 18. Jh. in Iran ihren Höhepunkt findet. Aus der Zeit des 15.– 17. Jh. ist durch ein Traktat über die Malerei eine Großzahl von Meisternamen überliefert. – Eine Maltradition, deren Einfluss noch in der Malerei der Capella Palatina in Palermo zu beobachten ist, existiert ebenso im syrisch-­ägypt. Raum. Fragmente, die bei Grabungen in Fustat/Kairo gefunden wurden, zeigen, dass es eine vielfältige Malerei in Ägypten gegeben hat. Unter den Mamluken erstarrte im 14. Jh. das höfische Malschema und fand ein Ende. Eine Malschule ist auch im Westen, d. h. Andalusien, im 11. Jh. nachzuweisen, mit Illustrationen naturwissenschaftlicher Bücher. Ein Manuskript der Liebesgeschichte von Bayad und Riyad (möglicherweise aus dem 13. Jh.) beweist, dass auch Romane illustriert wurden. Eine eigene Schule entstand unter den Osmanen in Istanbul im 16. Jh., deren Vertreter lebhaft Szenen des Hofes und der Hofetikette wie auch die Eroberungen der osman. Sultane illustrierten. In Indien förderten die Mogulherrscher im 16.– 17. Jh. die Miniaturmalerei, die auf der persischen Tradition aufbaute und durch europäische Einflüsse erweitert wurde. In der Moderne ist die B. zugunsten der Tafelmalerei als schöpfer. Vorgang aufgegeben worden. (Interner Link: Malerei)

Literatur: Canby, S.: Persian Painting, 1993, Nachdr. 1997. – Ettinghausen, R.: Arabische Malerei, 1962. – Gray, B.: Persische Malerei, 1961. – Lings, M.: The Qur’anic Art of Calligraphy and Illumination, 1976. – Rogers, J.: Mughal Miniatures, 1993.

Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Barbara Finster, Universität Bamberg, Islamische Kunst und Archäologie

Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.

Fussnoten