Haushalte und Familien
Familien sind immer noch die Kernform gesellschaftlichen Zusammenlebens. Was aber unter 'der Familie' zu verstehen ist, hat sich in den vergangenen zwei Jahrhunderten deutlich geändert.

Auf der anderen Seite haben die Einpersonenhaushalte am stärksten zugenommen: von 6 Prozent im Deutschen Reich 1871 auf 40 Prozent in Deutschland 2011. Gerade dieser Indikator verdeutlicht den Auflösungsprozess des vorindustriellen Haushalts am besten: Kinder verlassen den elterlichen Haushalt heute ebenso wie damals, gliedern sich aber nicht als Lehrlinge, Dienstpersonal etc. einem fremden Haushalt an, sondern haben eine eigene Wohnung und bilden somit einen Einpersonenhaushalt. Dasselbe gilt für Geschiedene und Personen am anderen Ende der Altersskala: Nicht mehr Erwerbstätige höheren Alters leben überwiegend nicht mehr im Haushalt ihrer Kinder, sondern in eigenen Wohnungen.
Auf der Haushaltsebene lässt sich dieser Auflösungsprozess des vorindustriellen Haushalts durch die Entwicklung der Haushalte mit Familienfremden einerseits und der Haushalte mit drei Generationen andererseits demonstrieren. 1910 waren im Deutschen Reich 26 Prozent aller Haushalte solche mit Familienfremden; bis 1970 hatte sich in der Bundesrepublik dieser Anteil auf 1,5 Prozent vermindert. Haushalte mit drei Generationen machten dort 1957 noch 8 Prozent aller Haushalte aus und 1989 noch 2 Prozent; im vereinigten Deutschland waren es 1999 noch 1,3 Prozent.
