Handel als Wirtschaftsaktivität
Die Entwicklung in den letzten Jahrhunderten zeigt, dass Handelsströme ins In- und Ausland stark zugenommen haben. Damit einher ging Wohlstandswachstum.Der Handel erfüllt eine zentrale Rolle in der Wirtschaft. Händler und Handelsunternehmen übernehmen auf verschiedenen Ebenen den Austausch von Gütern zwischen Produzenten und Konsumenten und werden damit zum Rückgrat der Marktwirtschaft. Das 19. und 20. Jahrhundert waren dabei Zeugen einer deutlichen Beschleunigung der Transformation von weitgehend selbstversorgenden örtlichen Gemeinden in integrierte regionale und nationale Volkswirtschaften bis zur transnationalen Organisation der Güterflüsse der Globalisierung.[1] Während in der Frühen Neuzeit vor allem Güter gehandelt wurden, die am jeweiligen Bestimmungsort nicht produzierbar und daher sehr teuer waren – vor allem Luxuswaren wie Schmuck, wertvolle Stoffe oder exotische Gewürze –, werden spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch unscheinbare und im Vergleich zu ihrem Gewicht wesentlich weniger wertvolle Güter wie Getreide, Kohle oder Eisenbahnschienen über große Entfernungen transportiert. Ermöglicht wurde diese Entwicklung durch sinkende Handelskosten, insbesondere durch den Ausbau von Eisenbahnnetzen, die Schiffbarmachung von Flüssen, den Bau von Kanälen und Straßen und die Vereinheitlichung des Münz- und Zollwesens. Während im 18. Jahrhundert Selbstverbrauch und lokale Direktvermarktung für große Teile der Produzenten in Deutschland – damals in erster Linie Landwirte und Kleinhandwerker wie Schuhmacher oder Schreiner – üblich waren, sind diese Vermarktungsformen heute auf wenige Branchen beschränkt, deren Produkte nur kurzfristig haltbar sind, etwa Bäckereien und Restaurants. Ein Großteil des übrigen Warenflusses wird vom Handel organisiert, in Form von Groß- und Einzelhandel, Import- und Export-Unternehmen, Boutiquen, Warenhäusern und Versandhandel. All diese Formen des Handels existieren, weil sie Produzenten und Konsumenten zueinander bringen und dabei Waren an einem Ort und zu einem Zeitpunkt einkaufen, wo sie besonders günstig sind, und an einem Ort und zu einem Zeitpunkt verkaufen, wo "gute Preise" zu erzielen sind. Dieses Handeln ist ein zentrales Element in einer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft, denn es erfüllt drei grundlegende Funktionen. Zum Ersten ist der Handel eine Voraussetzung für die komplexe Arbeitsteilung einer modernen Wirtschaft, in der Produktionsvorgänge in viele einzelne Schritte gegliedert werden und erst so Spezialisierung und Rationalisierung ermöglichen. Zum Zweiten schafft der Handel Märkte, indem er das enorm vielfältige Angebot mit der Nachfrage an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten zusammenbringt. Schließlich trägt der Handel dazu bei, dass sich Preise zwischen regionalen Märkten und über die Zeit hinweg angleichen.


