Rassistischer Hass im Word Wide Web
Die weltweite Vernetzung von Neonazis im Internet
Durch die rassistische Erweiterung der NSDAP-AO bekommen die in der Doom-Grundversion anonym gehaltenen Gegner eine reale Entsprechung. Und damit wächst auch die Transfereignung der Spielehandlung in die reale Welt – das Spiel wird realistischer. Der Vizepräsident des Landesamt für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg warnte beim Aufkommen von "Nazi-Doom" vor fließenden Übergängen zwischen Virtualität und Realität: "Wenn man jetzt bedenkt, das man bei einem Tötungsakt drei Dinge benötigt, eine Waffe, das Können und den Willen, und man bedenkt darüber hinaus, dass gewalttätige Videospiele zwei davon dem Spieler liefern, nämlich das Können und den Willen, und wenn darüber hinaus dann den Spieler eine Waffe und ein ganz reales Szenario vorgegeben wird, dann werden solche gewalttätigen Videospiele zu Mordsimulatoren." (Zit. aus: ZDF, Kennzeichen-D, 25.5.2000)"Nazi-Doom" ist nur ein Spiel im menschenverachtenden Angebot der NSDAP-AO. Andere Spiele heißen "KZ-Rattenjagd" oder "Die Säuberung". Neben der NSDAP-Aufbau-Organisation stellt der auch rassistische Musik-Vertrieb "Resistance Records" einen rechtsextremistischen Ego-Shooter ins Netz. Eigentümer des Handels ist die Gruppe "National Alliance", die derzeit als die "größte und aktivste Neonazi-Organisation in den Vereinigten Staaten" gilt. (www.adl.org, 9.7.2007) Das 2002 erschienene Computerspiel hat den Namen "Ethnic Cleansing" (ethnische Säuberung).
In der Rolle eines Skinhead oder eines KuKluxKlan-Manns gilt es einen virtuellen Rassekrieg zu führen. Die Handlung beginnt in einer virtuellen Stadt, die von "predatory subhumans" (="räuberischen Untermenschen") und ihren Jüdischen Herren beherrscht wird. Hinter den "predatory subhumans" verbergen sich dann in der Spielhandlung Schwarze oder Poncho tragende Latinos, die es allgegenwärtig zu töten gilt. (www.adl.org, 9.7.2007) Am Ende des Spieles steht eine Art Endschlacht im "Jüdischen Kontrollzentrum" gegen den (damaligen) Premierminister von Israel, Ariel Sharon.
Reaktionsschnelles Erschießen von Schwarzen
Die ebenfalls amerikanische Organisation "White Arian Resistance" hat eine eigene Rubrik "Rassist Games" zum downloaden im Netz. (www.restist.com/, 10.7.2007) In "Border Patrol" beispielsweise muss der Spieler die Grenze gegen mexikanische Einwanderer freikämpfen, in anderen Games geht es um das reaktionsschnelle Erschießen von Schwarzen. Weitere Spiele heißen "Nigger Doom", "SA Mann", "Rattenjagd – Kill the Jew Rats" oder "Nigger Hunt". Hierzu heißt es: "Safari in Afrika – töte alle Nigger, die Du töten kannst". (www.restist.com/racistgames/index.htm, 18.8.2007) Die Internet-Sektionen der Nazis entsprechen dem "Stürmer" des 21. Jahrhunderts. Mit rassistischen Jokes, Comics und downloadbaren Spielen wie "Aryan 3" oder "Shoot the Blacks" werden die Köpfe der jugendlichen Besucher der Webseiten mit rassistischen Vernichtungsfantasien aufgeladen. Die Propagandisten eines neuen Genozids sind genau einen Mouseclick weit von den Kinder- und Jugendzimmern entfernt.Die Eignung des Internets zum Transport ihrer Hass-Botschaften ist den Rechtsextremisten bewusst. Nicht umsonst bietet die NSDAP-Aufbau-Organisation auf ihrer Webseite NS-Handylogos und Klingeltöne – Nazi-Propaganda, ganz dicht an der Lebenswelt ihrer jugendlichen Besucher. Auf der Webseite, die sich in über 20 Seiten präsentiert, präsentiert die braune Organisation eine Art Schnellkurs zur Nutzung des Internets für illegale NS-Agitation. In der Rubrik "Wie Du das Internet als Propagandawaffe nutzen kannst" (www.nazi-lauck-nsdapao.com/gerip.htm, 9.7.2007) fordert die NSDAP/AO: "Verbreite Links! Besuche andere nationale Netzseiten und bringe die Anbieter dazu, Links mit der NSDAP/AO auszutauschen" oder Werbe für NS-Computerspiele! Besuche Chaträume und Foren über Computerspiele und sende folgende Nachricht: Neues Computerspiel – GRATIS zum Herunterladen bei (....)." (www.nazi-lauck-nsdapao.com/gerip.htm, 9.7.2007)
Länderübergreifende Arbeitsteilung: US-Neonazis produzieren für den deutschen Markt
Neben zahlreichen volksverhetzenden Angeboten, die von den Rechtsextremisten gratis ins Netz gestellt werden, dient das Internet auch als Verdienstquelle. Von den über 90 rechtsextremistischen Vertrieben in Deutschland bieten ebenfalls die meisten ihre Produkte im Internet an. Der Verkauf über das World Wide Web bietet für Käufer und Verkäufer zahlreiche Vorzüge (vgl. Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein Westfalen 2006, Düsseldorf 2007, S. 93):- Ein Onlineshop kann ohne großen Aufwand eingerichtet und verwaltet werden.
- Miete und Personalkosten sind bei einem Internetvertrieb kaum vorhanden.
- Der Verkauf ist nicht an Ladensöffnungszeiten gebunden.
- Beim Onlineverkauf kommt es nicht zur Konfrontation mit dem politischen Gegner.
"Wir werden keinen dieser Brut vergessen, Ein jeder kriegt ganz einfach, was er braucht, Erschießen und erhängen und dann allesamt verbrennen, Und nicht nur hier, in anderen Ländern auch. Und gibt es auf der Welt dann keinen Juden mehr Wird unser Deutschland endlich wieder frei. Dann holen wir uns Polen, was sie uns einst gestohlen Und die SS ist wieder mit dabei."Andere Titel bei "NS 88" wie die CD-"B.Z.L.T.B." der Band "Hassgesang", werben mit einem KZ-Lagerbild auf dem Booklet. Auch dieser Titel ist indiziert, die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) schätzt ihn nicht nur als jugendgefährdend, sondern auch als strafbar ein. (BAnz. Nr. 41, 28.02.2004 ; vgl. BPJM Aktuell 3/2006, S. 64) Inhalt der CD ist neben derben antisemitischen Ausfällen auch eine Glorifizierung Adolf Hitlers, der im achten Lied der CD mit dem Titel "18" ("18" ist in der Neonazi-Szene eine Kurzbezeichnung für Adolf Hiter; "18" steht für "AH", den ersten und achten Buchstaben im Alphabet ) als "leuchtende Figur" angepriesen wird: "Adolf Hitler – Im Kampf für unser Land Adolf Hitler – sein Werk verteufelt und verkannt Adolf Hitler – du machst es uns vor Adolf Hitler – Sieg Heil tönt zu dir empor." (zit. aus: Entscheidung Nr. 6571 (V) vom 11.2.2004, S. 7; vgl. zur Begründung der Indizierung auch S. 16 f)