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65 Jahre Marshallplan | Hintergrund aktuell | bpb.de

65 Jahre Marshallplan

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Vor 65 Jahren (5. Juni 1947) kündigte US-Außenminister George C. Marshall einen Plan zum wirtschaftlichen Wiederaufbau der zerstörten Länder Europas an. Das "European Recovery Program" hat den Wiederaufbau Deutschlands und Europas beschleunigt.

Aufbauprogramm in Recklinghausen im Zuge des Marshallplans (Bundesarchiv, Bild 183-20671-0014 / Fotograf: o. Ang.) Lizenz: cc by-sa/3.0/de

Eine nahezu vollständig zerstörte Infrastruktur, politische Instabilität und brachliegende Industrieanlagen kennzeichneten das Europa der Nachkriegszeit. Zudem mangelte es im harten Winter 1946/47 an Heizmaterial und Lebensmitteln.

Ein großer Teil der europäischen Wirtschaftskraft war durch den Krieg zerstört worden. Mit einem daniederliegenden Außenhandel und Produktionsausfällen drohte eine weltweite Wirtschaftskrise.

Plan zur Sanierung der europäischen Wirtschaft

Am 5. Juni 1947 hielt US-Außenminister George C. Marshall an der Universität Harvard eine Rede zur Sanierung der europäischen Wirtschaft. Sie sollte in die Geschichte eingehen: Laut Marshall war es den Europäern angesichts der katastrophalen Umstände nicht möglich, selbstständig wieder auf die Beine zu kommen. Er war davon überzeugt, dass der Aufbau eines demokratischen und friedlichen Europas nicht ohne internationale Wirtschaftshilfe gelingen würde.

Die USA waren an einer stabilen politischen Lage in Europa interessiert und sie wollten ein Gegengewicht zum Einfluss Moskaus schaffen, zumal in Frankreich und Italien kommunistische Parteien vor Wahlsiegen standen. Außerdem zielten die USA auf den Aufbau zuverlässiger Handelspartnerschaften, um über Exporte ihre Wirtschaft zu stützen.

Am 3. April 1948 wurde nach den Vorschlägen Marshalls ein einheitliches Hilfsprogramm beschlossen. Das als Marshall-Plan bekannt gewordene European Recovery Program (Europäisches Wiederaufbauprogramm) wurde zwar auch der Sowjetunion und den Staaten Mittel- und Osteuropas angeboten. Moskau lehnte jedoch auf einer Konferenz im Juli 1947 die Hilfe ab und verbot Ländern seines Einflussbereichs die Teilnahme.

Materielle und finanzielle Hilfen

Der Marshall-Plan umfasste materielle sowie finanzielle Hilfen: Waren, Sach- oder Lebensmittel sowie technische Unterstützung, aber auch Zuschüsse und Darlehen in einem Gesamtwert von 13,3 Milliarden US-Dollar wurden 17 westeuropäischen Ländern zur Verfügung gestellt.

Großbritannien erhielt mit etwa 3,5 Mrd. US-Dollar den größten Anteil, Frankreich bekam ca. 2,8 Mrd. US-Dollar und Italien 1,5 Mrd. US-Dollar. An vierter Stelle folgte Deutschland mit 1,4 Mrd. US-Dollar, die es in Form von Krediten erhielt. 1953 lief der Marshallplan aus. Nach Beschluss der Londoner Schuldenkonferenz musste Deutschland bis 1966 jedoch nur eine Milliarde Dollar zurückzahlen – der Rest wurde erlassen.

Die Förderungen richteten sich vorerst auf den Wiederaufbau der zentralen Grundstoff- und Investitionsgüterindustrien. In den Folgejahren wurde der Schwerpunkt auf den Ausbau der Energieversorgung und des Verkehrswesens gelegt. Danach konzentrierten sich die Aktivitäten zunehmend auf die Unterstützung der exportierenden Industrien und auf die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen.

Beitrag zum deutschen "Wirtschaftswunder"

Die tatsächlichen ökonomischen Impulse des Marshallplans sind bis heute umstritten. Die Mittel, die ab 1948 nach Deutschland flossen, dürften den Wirtschaftsaufschwung der 1950er Jahre jedoch erheblich beschleunigt haben.

Die Teilnahme am Hilfsprogramm kann als erster Schritt zur Westintegration der Bundesrepublik gesehen werden. Voraussetzung für die Realisierung des Marshall-Plans war, dass sich die europäischen Staaten auf einen gemeinsamen Wirtschaftsplan einigten. Zur Unterstützung des Plans wurde die Organisation für Europäische Wirtschaftliche Zusammenarbeit eingerichtet (OEEC), die Vorgängerin der heutigen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

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