Die Ressource Wasser
Fehlende Sanitäranlagen und mangelnde Hygiene: Etwa
2,6 Milliarden Menschen haben weltweit keinen ausreichenden Zugang zu Toiletten. Vom 17. bis zum 23. August 2008 diskutieren Experten bei der jährlichen Weltwasserwoche in Stockholm über die sanitäre Grundversorgung.
Täglich sterben etwa 5.000 Kinder an Durchfallerkrankungen. Der Großteil dieser Erkrankungen wird durch verschmutztes Wasser, nicht vorhandene Toiletten und nicht entsorgte Fäkalien verursacht. Fehlende Sanitäranlagen und unzureichende Abwasseraufbereitung tragen zu den schlechten hygienischen Bedingungen in vielen Ländern bei. Heute leidet nach Angaben der Vereinten Nationen ein Fünftel der Weltbevölkerung an Wasserknappheit. Mit dem Bevölkerungswachstum wird diese Zahl bis 2025 voraussichtlich auf 30 Prozent steigen. Besonders stark betroffen sind Südostasien und das südlich der Sahara liegende Afrika. Die Vereinten Nationen haben 2008 zum "Internationalen Jahr der sanitären Grundversorgung" ausgerufen. Auch die diesjährige
Weltwasserwoche steht unter dem Motto "Fortschritte und Perspektiven für
Wasser: Für eine saubere und gesunde Welt".
Die mangelnde hygienische Grundversorgung ist in vielen Ländern direkt mit
der Wasserknappheit verknüpft: Weil Wasser in Entwicklungsländern knapp und
kostbar ist, wird es nicht für das Fortspülen von Fäkalien eingesetzt. Eine
Aufbereitung des verschmutzten Wassers zu Trinkwasser wäre zu kostspielig.
Nach Schätzungen der Weltbank würden rund 10 Milliarden Dollar benötigt, um
das Abwassermanagement zu verbessern und die Verbreitung von einfachen,
hygienisch sicheren Toilettensystemen zu fördern. Diese Investition wäre
allerdings lohnenswert: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in einer
Studie errechnet: Jeder hier eingesetzte Euro würde ökonomisch betrachtet
das neunfache an Wirkung erzielen. Im Gegenzug seien die Kosten für das
Nichthandeln um ein Vielfaches höher. So hätte beispielsweise die
Investition in eine bessere Sanitärversorgung die Cholera-Epidemie 1991 in
Peru verhindern können. Unhygienische Lebensverhältnisse und die damit
einhergehenden Krankheiten haben außerdem negative Auswirkungen auf die
Produktivität eines Landes: Jährlich gehen in den Entwicklungsländern
dadurch mehr als 1,2 Milliarden Arbeitstage verloren. "Fehlende sanitäre
Grundversorgung ist ein gewaltiges Entwicklungshemmnis, das dringend mehr
Aufmerksamkeit braucht", erklärte Erich Stather, Staatssekretär im
Bundesentwicklungsministerium.
Deutschland hat in den vergangenen Jahren sein Engagement auf dem Gebiet der
sanitären Versorgung verstärkt und gehört zu den drei größten Geberstaaten:
Pro Jahr stellt es 350 Millionen Euro für den Bereich Wasser und Abwasser
bereit. Hierzu zählt auch die sanitäre Grundversorgung. Mit der Förderung
von Trinkwasserprojekten ist immer auch die Wiederaufbereitung von
Abwasser verbunden. Derzeit investiert die Bundesrepublik rund 30 Prozent der
gesamten bilateralen Fördersumme für den Wassersektor in den
Abwasserbereich. Neben dem Bau von Abwasserleitungen,
Wasseraufbereitungsanlagen und Latrinen umfasst dies auch die Verbreitung
von "produktiven Sanitärsystemen", die Abwasser zur Herstellung von Biogas
oder Dünger nutzen. Auch Aufklärungskampagnen, die gesundheitsförderndes
Verhalten zum Ziel haben, gehören zu den Hilfeleistungen. Allein dadurch
könne die Zahl der Durchfallerkrankungen bei Kindern um bis zu 45 Prozent
reduziert werden, sagte Karin Kortmann, Parlamentarische Staatssekretärin im
Bundesentwicklungsministerium.