Olympische Spiele in China
In Peking beginnen am Freitag die Olympischen Sommerspiele. Doch nicht
nur in sportlicher Hinsicht blickt die Welt in den nächsten Wochen nach
China. Menschenrechtsverletzungen, die Tibet-Frage, und staatliche Zensur
stehen ebenso im Interesse der Weltöffentlichkeit.
Die Tibet-Frage hatte die Vorbereitungen Pekings auf die Sommerspiele immer wieder überschattet. Zahlreiche Aktivisten nahmen das sportliche Großereignis bereits im Vorfeld zum Anlass, um auf die Menschenrechtssituation der Tibeter aufmerksam zu machen. Die Tibeter fordern mehr kulturelle Autonomie und politische Teilhabe und beklagen die Unterdrückung ihrer Religion durch die chinesische Regierung. Im März eskalierte der Konflikt in der chinesischen Provinz. Das gewaltsame Vorgehen Chinas gegen friedliche Proteste der Tibeter löste eine Welle weltweiter Solidaritätskundgebungen für die Tibeter aus. Bis heute ist es westlichen Reportern nicht möglich, unabhängig aus der Provinz zu berichten.
Vier Tage vor der Eröffnungsfeier wurde am Montag (04.08.2008) in der chinesischen Provinz Xinjiang ein Anschlag auf eine chinesische Polizeistation verübt. Dabei wurden 16 Polizisten getötet. Chinesische Behörden machen uigurische Separatisten für den Anschlag verantwortlich. Die Uiguren klagen wie die Tibeter über eine kulturelle und politische Unterdrückung.
Peking hatte bereits mehrmals vor einer massiven terroristischen Bedrohung während der Spiele gewarnt. Die Sicherheitsvorkehrungen in der chinesischen Hauptstadt könnten kaum höher sein. Zehntausende Polizisten patrouillieren durch Peking. Dennoch gelang es zwei Briten und zwei US-Amerikanern einen Tag vor den Spielen (07.08.2008) auf dem Olympia-Gelände zwei große Transparente mit der Forderung nach Freiheit für Tibet an 40 Meter hohen Masten aufzuhängen.
Neben der Tibet-Politik Chinas rückten in den vergangenen Monaten auch Themen wie Pressezensur, Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit. Mit der Vergabe der Spiele an China wurde vielfach die Hoffnung auf einen demokratischen Wandel verbunden. Viele sehen sich nun enttäuscht. Zwar attestieren politische Beobachter dem "Land der Mitte" einige Fortschritte im Bereich der Umweltpolitik und der Justiz. Nach wie vor kritisch wird jedoch die Menschenrechtslage bewertet. Human Rights Watch warf der chinesischen Führung vor, ihre Versprechen auf ganzer Linie gebrochen zu haben. "Die Pekinger Spiele haben eine Rückwärtsbewegung bei einigen fundamentalen Grundrechten ausgelöst", sagte Sophie Richardson, die Asienbeauftragte der Menschenrechtsorganisation. Auch Präsident George W. Bush hat am Donnerstag (07.08.2008) in Bangkok während einer Rede vor ausländischen Diplomaten die Situation in China kritisiert. Die USA seien "tief besorgt" über die Menschenrechtslage und die Religionsfreiheit in dem autoritären Staat.