EU-Sozialbericht beklagt Kinderarmut
Fast jedes fünfte Kind in Europa lebt in Armut oder ist davon bedroht. Das stellte die EU-Kommission am Montag bei der Vorstellung ihres Jahresberichts über Sozialschutz und soziale Eingliederung in Brüssel fest. Insgesamt 19 Millionen Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre seien betroffen.

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Seit sechs Jahren ist das Niveau der Kinderarmut in der EU unverändert hoch. Und die Experten der EU-Kommission machten bei der Präsentation des Berichts wenig Hoffnung, dass sich das sobald ändern werde. Zwar machte EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla klar, dass die Kinderarmut eine große gesellschaftliche Herausforderung sei. Sie schmälere die "Chancen für eine gute Zukunft", denn arme Kinder seien schlechter in der Schule und anfälliger für kriminelle Taten. Bislang aber haben sich die Sozialminister der 27 EU-Staaten nicht auf gemeinsame Zielwerte einigen können. Die Armutsbekämpfung bleibt damit allein Sache der Mitgliedsländer.
Besonders erfolgreich sind dabei laut EU-Kommission die skandinavischen Länder, die Niederlande, Zypern, Slowenien und Österreich. Eine aktive Beschäftigungspolitik werde hier mit "relativ hohen und effektiven Sozialleistungen" verbunden. Zusätzlich gebe es meist gute Betreuungsangebote für Kinder berufstätiger Eltern.
In Deutschland liegt die Kinderarmut laut Bericht mit 12 Prozent unter dem EU-Durchschnitt. Dennoch mahnte der EU-Bericht, dass die Beschäftigungsrate von Müttern in Deutschland mit 60 Prozent "relativ niedrig" sei. Und obwohl die Arbeitslosenraten in Deutschland merklich gesunken sei, seien bei fast jedem zehnten Kind beide Eltern arbeitslos. Schätzungen besagen, dass in Deutschland inzwischen mehr als 2,5 Millionen Kinder mit dem Sozialhilfeniveau von 207 Euro pro Monat oder sogar weniger auskommen müssen.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die Alterarmut ist fast überall in Europa in den letzten drei Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen. Am Freitag befassen sich die Sozialminister in Brüssel mit dem Bericht.