Zusammenrücken beim Nato-Gipfel
Bei der Nato-Konferenz in Vilnius zeigen sich große Differenzen im
Militärbündnis. Während die USA von ihren Bündnispartnern mehr Engagement im
umkämpften Süden Afghanistans fordern, lehnen die Deutschen eine Ausweitung
ihres Einsatzes ab.
Eine "dunkle Wolke" sieht US-Verteidigungsminister Robert Gates über dem Nato-Verteidigungsbündnis:
Diese mahnenden Worte richten sich vor allem an Deutschland. Seit 2001 unterstützen deutsche Soldaten im vergleichsweise ruhigen Norden Afghanistans den zivilen Wiederaufbau des Landes. Zudem ist die Bundeswehr hauptverantwortlich für die Ausbildung der afghanischen Armee und stellt Tornados für landesweite Aufklärungsflüge. Nach dem Willen der USA und Großbritanniens soll Deutschland seinen Einsatz auch auf den weitaus gefährlicheren Süden des Landes ausweiten. Bisher kämpfen hier die Amerikaner, Briten, Kanadier und Niederländer gemeinsam gegen die Taliban. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung erteilte dieser Forderung vorerst eine Absage: Das Mandat des Bundestages erlaube keinen dauerhaften Einsatz im Süden. Allerdings sei man bereit, im Sommer eine schnelle Eingreiftruppe (Quick Reaction Force/QFR) von bis zu 250 Soldaten in den Norden Afghanistans zu entsenden, um die norwegische Einheit abzulösen. Die deutschen Soldaten sollen dort schützen, helfen, vermitteln aber im Notfall auch kämpfen. Damit würde Deutschland erstmals eine Kampftruppe nach Afghanistan schicken. Jung bekräftigte aber, dass dies keine generelle Abkehr der bisherigen Afghanistan-Strategie bedeute.
Den Einsatz der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan genehmigte der Weltsicherheitsrat im Rahmen einer UN-Resolution im Dezember 2001. 26 NATO-Staaten sowie elf weitere Länder sind an dem Einsatz der insgesamt 43.000 Soldaten beteiligt. Deutschland stellt mit 3.500 Soldaten das drittgrößte Truppenkontingent.
Während sich der Einsatz der ISAF-Schutztruppe zunächst nur auf Kabul und das nähere Umfeld erstreckte, sind die Soldaten mittlerweile im ganzen Land tätig. Besonders kritisch ist die Lage im südlichen Afghanistan, wo es häufig zu Kampfhandlungen zwischen Anhängern der Taliban und den Schutztruppen kommt.