Gedenken an Mauerbau
Mit der Berliner Mauer nahm das von Winston Churchill geprägte Schlagwort vom "Eisernen Vorhang" konkrete Gestalt an. Deutschland gedenkt am 13. August des Mauerbaus vor 46 Jahren und seiner Folgen.

Am 24. August 1961 kam erstmals ein Mensch beim Versuch ums Leben, die Berliner Mauer zu überwinden. Bis heute gibt es keine genauen Zahlen von Maueropfern und Menschen, die bei Fluchtversuchen an der innerdeutschen Grenze starben. Aus dem Zwischenbericht eines Forschungsprojekts "Die Todesopfer an der Berliner Mauer, 1961-1989" des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam (ZZF) geht hervor, dass bis zum Fall der Berliner Mauer mindestens 133 Menschen an der Berliner Mauer starben. Das Forscherteam um den Historiker Hans-Hermann Hertle stützt sich bei seiner Arbeit auf amtliche Todesopfer-Listen und Zeitzeugenberichte. Laut dem Bericht kamen mehr als die Hälfte der Opfer in den ersten fünf Jahren nach Mauerbau zu Tode. Ein Großteil der Todesopfer waren junge Männer zwischen 16 und 30 Jahren. In zwanzig Fällen stehen die Recherchen noch aus. Das Projekt soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Die Zahl der Opfer für die gesamte innerdeutsche Grenze gibt die Forschungsstelle mit 270 bis 780 Toten an.
Nach der Wiedervereinigung im Oktober 1991 wurden mehr als 240 Strafverfahren mit oft mehreren Angeklagten gegen Grenzsoldaten und Angehörige der militärischen und politischen Führung der DDR geführt. Das höchste Strafmaß, siebeneinhalb Jahre Freiheitsstrafe, erhielt der ehemalige Verteidigungsminister der DDR, Heinz Kessler.
Am Samstag, kurz vor dem 46. Gedenktag, veröffentlichte die Zeitung "Magdeburger Volksstimme" ein Dokument aus dem Magdeburger Außenarchiv der Birthler-Behörde aus dem Jahr 1973. Darin erteilt die Einsatzkompanie des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) einer Spezialeinheit bei den Grenztruppen uneingeschränkt den Schießbefehl gegen DDR-Flüchtlinge. Um einen allgemeinen Schießbefehl handelt es sich dabei nicht. Zudem ist das Dokument nicht neu. Der Befehl tauchte bereits im Zusammenhang mit dem 1997 erschienenen Band "DDR-Geschichte in Dokumenten" von Matthias Judt auf. Die Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, will nun prüfen, inwieweit das Dokument strafrechtliche Maßnahmen gegen MfS-Verantwortliche ermögliche. Der Leiter der Gedenkstätte für Stasi-Opfer in Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, sagte, das Dokument sei ein Beleg dafür, dass die Geschichte der DDR noch längst nicht zu Ende erzählt sei.