Prozess gegen Liberias Ex-Staatschef Taylor
Vor einem Sondertribunal in Den Haag hat am Montag das Verfahren gegen
Liberias ehemaligen Präsidenten Charles Taylor begonnen. Ihm werden
Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bürgerkriegs im benachbarten
Sierra Leone vorgeworfen. Der Angeklagte erschien jedoch nicht zur
Verhandlung.
Ermittlungen zufolge zettelte Taylor zuvor bereits 1989 in seinem eigenen Land Liberia einen blutigen Bürgerkrieg an, der erst 2003 ein Ende fand. Mindestens 200.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Die Anklage des Sondertribunals betrifft jedoch nur Taten, die von der RUF nach einem ersten Friedensabkommen zwischen ihr und der Regierung Liberias 1996 begangen wurden. Das Gericht wirft Taylor vor, den Bürgerkrieg bewusst forciert zu haben, um sich persönlich zu bereichern. Erst auf Druck von zwei Rebellengruppierungen musste der Diktator 2003 ins nigerianische Exil fliehen.
Bereits 2002 hatten die Vereinten Nationen und die Regierung Sierra Leones ein Sondertribunal gegen Taylor vereinbart, die Anklage wurde ein Jahr später erhoben. Die nigerianische Regierung lehnte jedoch zunächst seine Auslieferung ab. Erst im März 2006 erklärte sich der damalige Staatschef Olusegun Obasanjo bereit, Taylor auszuliefern. Doch noch immer fürchtet man Taylors Einfluss in der Region. Aus Sicherheitsgründen wurde daher der Prozess nach Den Haag verlegt.
Zum ersten Prozesstag erschien Taylor nicht. Sein Anwalt verlas zu Beginn des Verfahrens einen langen Brief, in dem Taylor erklärte, er habe kein Vertrauen, dass das Gericht "auf faire und unparteiische Weise" Recht spreche. Der Anwalt verließ im Anschluss entgegen der Proteste der Vorsitzenden Richterin den Saal. Das Verfahren, das rund 18 Monate dauern soll, wird von drei Richtern aus Uganda, Nordirland und Samoa geleitet. Die Todesstrafe darf der Gerichtshof nicht verhängen.