Schule und Integration
Schule in Not: Der schriftliche Hilferuf des Lehrerkollegiums an der Rütli-Hauptschule in Berlin-Neukölln hat eine bundesweite Debatte über scheiternde Integration und Gewalt an deutschen Schulen ausgelöst.
Die öffentliche Debatte dreht sich derweil vor allem um die Voraussetzungen für eine gelingende Integration an Schulen. Das deutsche Schulsystem sei nicht auf die Einwanderergesellschaft eingerichtet und würde lernschwache, sozial auffällige Kinder aus armen und nichtdeutschen Familien chancenlos in Hauptschulen "abschieben", so der Tenor vieler Zeitungskommentare. Es fehle an Mitteln für die individuelle Förderung und frühen Deutschunterricht. Auch das dreigliedrige Schulsystem geriet unter Beschuss. So forderte die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft die langfristige Abschaffung aller Hauptschulen. Ein weiteres Thema der Debatte ist die Gewalt an Schulen. Zwar ist die Zahl so genannter Raufunfälle an deutschen Schulen zwischen 1993 und 2003 ebenso zurückgegangen wie die Gewaltakte gegen Lehrer, wie die "Süddeutsche Zeitung" am Samstag berichtete. Dennoch wurden Stimmen nach härteren Sanktionen für Jugendstraftäter laut. In einem Interview mit der "FAZ" wies der Bielefelder Gewalt- und Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer darauf hin, die wirkliche Ursache der Gewalt liege in der Desintegration an Schulen: "Wer nicht integriert ist, verschafft sich seine Anerkennung auf andere Art."