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Kriminalitätsfelder | Innere Sicherheit | bpb.de

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Kriminalitätsfelder

/ 4 Minuten zu lesen

Was ist "kriminell"?

Wie viel Kriminalität gibt es?

2010 wurden in Deutschland 5,9 Millionen Straftaten registriert. Sie werden in der "Polizeilichen Kriminalstatistik" (PKS) erfasst. Am häufigsten wurden 2010 Diebstähle registriert: Mit 2,3 Millionen waren es knapp 39 Prozent aller Straftaten. Als Gewaltkriminalität wurden über 200.000 Fälle erfasst. Doch die Statistik hat ihre Schwachstellen: Sie gibt nur die Zahl der polizeilichen Ermittlungen wider. Ob anschließend ein Gericht tatsächlich ein Urteil fällt, wird nicht registriert. Zudem fehlt das sogenannte Dunkelfeld – jene Straftaten, die nicht gemeldet werden.

Was ist strafbar?

Von Autodiebstahl über Bilanzfälschung bis hin zu Mord: Die Bandbreite strafbarer Handlungen ist groß. Das Strafgesetzbuch definiert, was als strafbar gilt, was die Vergehen unterscheidet und wie schwer sie sind. Bei einem Diebstahl werden Dinge unrechtmäßig entwendet – ein Raub ist dagegen dadurch gekennzeichnet, dass die Täter Gewalt androhen oder einsetzen. Es gibt Straftaten, bei denen die Folgen unmittelbar sichtbar sind wie bei Sachbeschädigung oder Gewalttaten – aber auch Delikte, die oft im Verborgenen bleiben wie Rauschgift- oder Korruptionsdelikte.

Gewaltkriminalität und Gewaltexzesse

Gewalttaten gilt oft besondere Aufmerksamkeit. Sie erzeugen Furcht, Ratlosigkeit und Unsicherheit. Vor allem nach Gewaltexzessen junger Menschen im öffentlichen Raum werden immer wieder höhere Strafen gefordert. Richtern wird in vielen Fällen vorgeworfen, zu milde zu urteilen. Die abschreckende Wirkung von Strafen ist umstritten. Viele Fachleute fordern stattdessen mehr Prävention. Die Gewaltkriminalität ist zwischen 2007 und 2010 zurückgegangen.

Sexuelle Gewalt

Als Sexualverbrechen zählen Vergewaltigung sowie sexuelle Nötigung. Auch Sexualverbrechen erschüttern immer wieder die Öffentlichkeit. 2010 wurden in der PKS über 7.700 Fälle erfasst. Fachleute gehen davon aus, dass die Dunkelziffer bei Sexualverbrechen groß ist. Laut PKS sind Jugendliche bei Sexualdelikten überdurchschnittlich betroffen. Der Umgang mit Sexualstraftätern nach der Haft wird heftig diskutiert – hier gilt es den Schutz der Gesellschaft und das Recht von Haftentlassenen auf Resozialisierung abzuwägen.

Mord und Totschlag

Das Strafgesetzbuch unterscheidet Totschläger und Mörder. Letztere handeln aus besonders verwerflichen Gründen, wie Habgier oder Grausamkeit. Mord erfolgt auch im Zusammenhang mit Sexualverbrechen sowie Raub. Auf Mord steht eine lebenslange Freiheitsstrafe. In Krimis geht es fast immer um Mord. Laut Statistik ist dieses besonders schwere Delikt im Vergleich zu anderen Straftaten relativ selten. 2010 wurden in der PKS über 2.200 Fälle von Mord und Totschlag erfasst.

Die Kriminalität im Internet wächst

Abofallen, Phishing und Trojaner: In den letzten Jahren sind eine ganze Reihe von Begriffen für kriminelle Bedrohungen im Internet bekannt geworden. Doch dahinter stecken klassische Straftaten: von Betrug und Erpressung bis hin zu Sabotage. Für viele Internet-Nutzer sind die Gefahren diffus und sorgen für Unsicherheit. Laut Fachleuten hat sich mittlerweile eine globale Schattenwirtschaft im Netz etabliert. Im Jahr 2010 wurden laut PKS rund 240.000 Verbrechen über das Internet begangen.

Wirtschaftskriminalität verursacht Milliardenschäden

Ob Betrug oder Untreue: Im Bereich Wirtschaftskriminalität geht es im Kern um finanzielle Bereicherung. Zu den bekannten Formen zählen auch Insiderhandel, Wettbewerbsverzerrung oder Konkursdelikte. Der finanzielle Schaden ist in diesem Bereich der Kriminalität besonders hoch: Laut PKS lag er im Jahr 2010 bei insgesamt rund 8,4 Milliarden Euro. Das BKA vermutet zudem eine hohe Dunkelziffer. Die Aufklärungsquote lag dennoch bei über 90 Prozent.

Organisierte Kriminalität: strukturiert und planmäßig

Die Organisierten Kriminalität (OK) ist dadurch gekennzeichnet, dass dauerhaft Strukturen aufgebaut werden, um planmäßig Straftaten zu begehen. Kritiker sagen, in Deutschland werde die OK unterschätzt. Oft geht es um Drogenhandel, aber auch Erpressung oder illegale Abfallentsorgung. In Deutschland prägen vor allem deutsche und türkische Gruppen die OK. Laut BKA lag der Gesamtschaden im Jahr 2010 bei 1,6 Milliarden Euro.

Extremisten greifen die Ordnung des Staates an

Der Verfassungsschutz unterscheidet zwischen Rechts- und Linksextremismus, Ausländerextremismus sowie Islamismus. Extremismus bedeutet den Angriff auf die freiheitlich demokratische Grundordnung. Zumeist gehen damit Gewaltstraftaten einher. Der Verfassungsschutz stufte für das Jahr 2009 über 26.000 Personen als rechtsextrem und über 31.000 als linksextrem ein. Als ausländerextremistisch gelten z.B. einzelne Anhänger der Kurdenpartei PKK. Ende 2010 wurden über 37.000 Menschen als Islamisten eingestuft.

Terroristen wollen Angst und Schrecken verbreiten

Extremistische Gewalt kann in Terrorismus übergehen. Auch hier geht es um den Angriff auf die bestehende Ordnung, verbunden mit (systematischen) Anschlägen. Der Terror der RAF wurde in den 70er Jahren zu einer großen Herausforderung für die politische Ordnung in Deutschland. Nach den Anschlägen in den USA 2001 rückte der islamistische Terror in den Fokus. Dass es ihn auch in Deutschland gibt, zeigte unter anderem 2006 der versuchte Bombenanschlag auf Regionalzüge. Mit Bekanntwerden der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) im November 2011 wurde Kritik laut, der Rechtsterrorismus sei in Deutschland unterschätzt worden.

Fussnoten