Inhaltsbeschreibung
Lügen, so Ramita Navai, ist in Teheran eine notwendige Überlebensstrategie. In ihren Reportagen widmet sich die iranisch-britische Journalistin unterschiedlichsten Doppelleben, bei Frauen wie Männern, sowohl in der Oberschicht als auch in den sozialen Randbereichen. Sie erzählt von nach außen hin angepassten Oppositionellen, heimlichen Prostituierten und Sexdarstellerinnen, Drogensüchtigen und scheinbar frommen Familienvätern, die nach Thailand statt nach Mekka pilgern. Offenbar haben die Menschen in Teheran allen Grund, Teile ihres Lebens verborgen zu halten: Im "Gottesstaat" Iran werden Verstöße gegen die geltenden "Sittengesetze" mit aller Härte verfolgt.
Navais Geschichten sind erhellend und erschütternd zugleich und geben einen tiefen Einblick in die Realitäten Teherans. Sie zeigen, wie ein repressiver Staat Abweichungen gnadenlos bestraft, ein lähmendes Klima der Angst erzeugt und Menschen die Verleugnung ihrer Identität abverlangt. Zugleich zeigen sie aber auch, woraus die iranische Gesellschaft wie jede andere besteht: aus Individuen mit eigenen Anschauungen, Lebensentwürfen, Träumen und Begierden, so unterschiedlich diese auch sein mögen.