Inhaltsbeschreibung
Als die Sowjetunion Anfang der 1990er-Jahre zusammenbrach, glaubten viele Beobachter, die liberale Demokratie sei fortan auch in Osteuropa ein konkurrenzloses Modell. Durch die Erfolge autoritärer und illiberaler Akteure in den vergangenen Jahren wird jedoch deutlich, dass sich diese Prognose nicht bestätigt hat. Ivan Krastev und Stephan Holmes zeichnen nach, wie das westliche Modell seine Strahlkraft in den ehemaligen Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes verloren hat und warum ein Großteil der Bevölkerung eine Politik des Nationalismus und der Abschottung zu befürworten scheint, die sie auch als Abwehr westlicher Bevormundung und Zurücksetzung begreift.
Die Autoren deuten die versuchte Übernahme des liberalen Modells in Osteuropa als einen Akt der "Nachahmung", der letztlich einem Entfremdungsprozess geführt und Gefühle von Minderwertigkeit und Unzulänglichkeit hinterlassen habe. Hierzu hätten demographische Prozesse wie die Abwanderung junger, gut ausgebildeter Menschen ebenso beigetragen wie ökonomische Transformationsprozesse, Korruption und wachsende soziale Ungleichheit, aber auch der so genannte Krieg gegen den Terror oder die globale Finanzkrise, durch die das westliche Modell massiv an Vertrauen eingebüßt habe.