Inhaltsbeschreibung
Im Oktober 1923 rief Mustafa Kemal, später bekannt als Atatürk („Vater der Türken“), die Republik Türkei aus und beendete so ein Jahrzehnt des Krieges und der Gewalt. Diese Umbruchszeit sei für die weitere Geschichte der modernen Türkei bis heute zentral, so der Islamwissenschaftler Maurus Reinkowski. Auf die Gebietsverluste des Osmanischen Reiches im Ersten Balkankrieg 1912 folgte der an der Seite der Mittelmächte verlorene Erste Weltkrieg, der mit massiver, auch innerer Gewalt gegen ethnisch-konfessionelle Minderheiten, insbesondere gegen die Armenier, einherging. Durch den von Mustafa Kemal angeführten Unabhängigkeitskrieg bis 1923 konnte eine Zersplitterung des Staatsgebiets abgewendet und die Basis der türkischen Staatsgründung gelegt werden.
Reinkowski stellt die Entwicklung der Türkei seit dieser Zeit dar. Er macht auf Gegensätze aufmerksam, die die Geschichte überdauerten und prägten – etwa den zwischen Säkularismus und Inanspruchnahme der Religion für die nationale Identität. Reinkowski zeichnet den Weg der Türkei bis in die Gegenwart nach, der von der autoritär durchgesetzten Modernisierung unter Atatürk über – durch die Militärputsche 1960 und 1980 unterbrochene – Phasen der politischen und gesellschaftlichen Liberalisierung bis zur seit 2013 zu beobachtenden Re-Autokratisierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan führe.