Inhaltsbeschreibung
Christopher Brownings erstmals 1992 erschienene Studie über das Reserve-Polizeibataillon 101 und dessen Rolle bei der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik gilt auch rund 30 Jahre später als wegweisendes Buch der NS-Täterforschung. Browning zeigt, wie diese rund 500 „ganz normalen“ Männer im Zuge der Aktion Reinhardt an Deportationen und Massenerschießungen der jüdischen Bevölkerung in Osteuropa und somit unmittelbar am Holocaust beteiligt waren. Seine Auswertung von Ermittlungsakten führt die schrittweise Brutalisierung und Verrohung der Polizisten im Krieg vor Augen, die auch repräsentativ für das Verhalten vieler deutscher Täter im Nationalsozialismus steht.
Es wird ebenfalls deutlich, dass das Polizeibataillon eine heterogene Gruppe darstellte und dass es auch für seine Mitglieder immer Handlungsoptionen gab. So war es durchaus möglich, sich der Beteiligung an Mordaktionen zu entziehen, ohne dafür bestraft zu werden. Brownings Untersuchung macht aber auch deutlich, dass die Gruppe der Männer mit moralischen Skrupeln im Angesicht der monströsen Verbrechen nur einen verschwindend geringen Teil des Bataillons ausmachte.