Die Reise ins Reich | bpb.de

Lange Zeit hielt man die sogenannten Reichsbürger für seltsame, aber eher harmlose Spinner und Sektierer, für gescheiterte Existenzen mit Fantasieausweisen, die sich vor Bußgeldern und Steuerpflicht drücken wollen. Obwohl das auf einzelne Protagonisten der Szene zutreffen mag, reicht das Milieu sehr viel weiter und stellt eine immense Gefahr dar – wie die Ende 2022 vereitelten Umsturzpläne einer Gruppe Reichsbürger erneut verdeutlichten.
Tobias Ginsburg hat bereits weit vor diesen Entwicklungen undercover in der Reichsbürger-Szene recherchiert und schon dort die krude Allianz aus militanten Neonazis, chronisch Verschwörungsgläubigen, Esoterikern und parteipolitisch Organisierten beobachtet, die später im Zuge der Proteste gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie große mediale Beachtung finden sollte.
In seiner investigativen Recherche unter falscher Identität, die er um ein Kapitel zu eben diesen Coronaprotesten erweitert hat, taucht Ginsburg in die Welt der Reichbürger ein, trifft auf Rädelsführer und Vordenker, aber auch auf deren mal skurrile, mal verblüffend bürgerliche und mitunter gar bemitleidenswerte Gefolgschaft. Dabei macht er klar, dass zum ideologischen Kern der Bewegung nicht nur die Ablehnung der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Staatsorgane gehört, sondern auch Antisemitismus, faschistischer Verschwörungswahn und die Verachtung der Demokratie.