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Glossar | Demografischer Wandel | bpb.de

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Glossar

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Altenquotient: Im Altenquotienten wird die ältere (oft nicht mehr erwerbstätige) Bevölkerung auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bezogen, beispielsweise die Zahl der Menschen im Alter von 65 und mehr Jahren auf 100 Menschen im Alter von 20 bis unter 65. Es gibt unterschiedliche Altersabgrenzungen wie 15 oder 20 Jahre nach unten und 65 oder 67 Jahre nach oben, beispielsweise „Altenquotient 20/67“.

Babyboomer: Die Babyboomer-Generation bezeichnet die Personen, die in den geburtenstarken Jahrgängen der 1950er- und 1960er-Jahre geboren wurden.

Bestandserhaltungsniveau: entspricht dem Geburtenniveau, bei dem der Erhalt der Elterngeneration durch die Kindergeneration gesichert ist. Dies trifft ein, wenn von 1.000 Frauen eines Geburtsjahrgangs bis zu ihrem 49. Lebensjahr 1.000 Mädchen geboren werden, die selbst das gebärfähige Alter erreichen. Um die Generation auszugleichen, ist in Ländern des globalen Nordens eine zusammengefasste Geburtenziffer von 2,1 Kindern pro Frau notwendig.

Bevölkerungsdiagramm: grafische Darstellung des Altersaufbaus einer Bevölkerung in einem Koordinatensystem, bei der auf der x-Achse die Anzahl von Männern (meist links) und Frauen (meist rechts) in den einzelnen Altersgruppen übereinander abgetragen werden.

Bevölkerungspyramide: älterer Fachbegriff für ein Bevölkerungsdiagramm. Im Speziellen die Darstellung der Altersstruktur vor dem Demografischen Übergang, d.h. in Deutschland um 1900. Nach Abschluss des Demografischen Übergangs – in Deutschland seit 1950 – ähneln Bevölkerungsdiagramme eher der Form eines Tannenbaumes, einer Urne oder einer Glocke.

Bevölkerungsvorausberechnungen: Die Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung werden mit der sogenannten Kohorten-Komponenten-Methode generiert, bei der die Geburtsjahrgänge (Kohorten) nach Geschlecht für jedes einzelne Vorausberechnungsjahr hypothetisch fortgeschrieben werden. Dabei werden Annahmen zur künftigen Entwicklung der Geburten, der Sterblichkeit sowie der Zu- und Fortzüge nach Alter und Geschlecht getroffen. Die Annahmen basieren auf Untersuchungen von früheren Verläufen der genannten Komponenten. Die Vorausberechnung der Bevölkerung geht von der tatsächlichen Bevölkerung zu einem bestimmten Stichtag aus und wird für jedes einzelne Jahr des Vorausberechnungszeitraums durchgeführt. Die bereits lebenden Jahrgänge werden hierbei in die nächsthöhere Altersstufe übernommen, indem sie um erwartete Sterbefälle vermindert sowie um den jeweiligen Wanderungssaldo korrigiert und die Lebendgeborenen hinzugefügt werden.

Dekomposition: ist eine statistische Methode, bei der ein Sachverhalt in mehrere Komponenten zerlegt wird. Dadurch lässt sich der Einfluss verschiedener Komponenten auf die Entwicklung eines Phänomens berechnen. Anwendungsbeispiele in der Demografie sind Phänomene wie beispielsweise Todesursachen oder Geburtenrückgänge.

Die Demografie: eine Forschungsdisziplin, die die Struktur und die Dynamik von Bevölkerungen untersucht. Die Größe und Struktur von Bevölkerungen verändern sich durch Geburten, Sterbefälle oder Wohnortwechsel. Demografische Faktoren sind Fertilität, Mortalität und Migration. Im Gegensatz zur Demografie ist die Bevölkerungsforschung ein breiterer Begriff, der auch Faktoren wie Bildung, Gesundheit, Lebenszufriedenheit, Mobilität und Einstellungen berücksichtigt.

Demografischer Wandel: Er beschreibt die Veränderungen von Bevölkerungsgröße und Altersstruktur durch veränderte Geburtenzahlen, Sterbezahlen und Wanderungen. Heute ist der demografische Wandel in den westlichen Industriestaaten durch geringe, unter dem Bestandserhaltungsniveau liegende Geburtenzahlen und eine steigende Lebenserwartung charakterisiert. In seiner Folge altern und schrumpfen die Bevölkerungen. Diese Entwicklungen können durch Migration teilweise aufgefangen werden. Die Bevölkerungsstruktur ist seit jeher im Wandel begriffen, jedoch fordert das heutige Ausmaß einschneidende Anpassungen in vielen Gesellschafts- und Politikbereichen.

Eugenik: auch Erbgesundheitslehre oder Rassenhygiene, ist ein pseudowissenschaftliches Konzept, das in der menschlichen Evolution dazu beitragen soll, das menschliche Erbgut zu verbessern, indem genetisch positive Eigenschaften gefördert werden sollen. Diese Lehre unterschätzt jedoch die Komplexität genetischer Prozesse, ist ethisch hochgradig problematisch und führte in der Geschichte in mehreren Ländern zu menschenverachtenden Maßnahmen.

Fertilität: die Zahl der Geburten einer Person, eines Paares, einer Gruppe oder einer Bevölkerung (Fruchtbarkeit). Die Fertilität bestimmt gemeinsam mit der Mortalität und der Migration die Entwicklung der Bevölkerungszahl. Als Maß für die Fertilität wird meist die Geburtenhäufigkeit in Form der zusammengefassten Geburtenziffer verwendet. Liegt diese unterhalb des sogenannten Bestandserhaltungsniveaus, schrumpft die Bevölkerung.

Geburtendefizit: In einer Region herrscht ein Geburtendefizit, wenn in einem definierten Zeitraum die Zahl der Lebendgeborenen geringer ausfällt als die Zahl der Sterbefälle.

Geburtenrate: siehe zusammengefasste Geburtenziffer

Generationenvertrag Der Generationenvertrag bezeichnet das Prinzip einer Sozialversicherung im Umlageverfahren, bei dem die im Erwerbsalter befindliche Generation die Rente der Älteren finanziert. Einen tatsächlichen Vertrag gibt es – anders als der Begriff vermuten lässt – jedoch nicht.

Identitätspolitik: eine Politik, die Bedürfnisse einer benachteiligten Gruppe betont und die Zugehörigkeit zu der Gruppe als Verteilungskriterium für ökonomische Ressourcen oder die politische Partizipation in den Vordergrund stellt.

Kohortenspezifische Geburtenrate (Cohort Total Fertility Rate, CTFR): Die kohortenspezifische Geburtenrate (oder endgültige Kinderzahl) misst im Gegensatz zur Periodenfertilität die Anzahl der tatsächlich geborenen Kinder pro Frau eines Geburtsjahrgangs (= Kohorte). Dieses Maß ist weniger großen Schwankungen unterworfen als die Periodenfertilität. Allerdings kann die CTFR erst endgültig nachvollzogen werden, nachdem der betreffende Frauenjahrgang das Alter von 50 Jahren erreicht und damit das gebärfähige Alter verlassen hat (die nach diesem Alter noch geborenen Kinder sind in ihrer Größenordnung zu vernachlässigen).

Lebenserwartung: Die durchschnittliche Lebenserwartung gibt an, wie viele Jahre ein Mensch unter den Sterblichkeitsverhältnissen des betreffenden Kalenderjahres im Durchschnitt noch zu leben hat. Sie ist ein zusammengesetztes hypothetisches Maß und unterstellt, dass die altersspezifischen Sterbewahrscheinlichkeiten des jeweils betrachteten Jahres für das gesamte Leben gelten würden. Mit zunehmendem Alter erhöht sich die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen – zum einen, indem das Sterberisiko der bereits durchlebten Jahre entfällt, und zum anderen durch die Veränderung der Sterblichkeitsverhältnisse im Zeitverlauf. Berechnet wird die durchschnittliche Lebenserwartung mit Hilfe der Sterbetafel. Dies erfolgt für jedes einzelne Altersjahr über die altersspezifischen Sterbewahrscheinlichkeiten. Am bekanntesten ist dabei die Lebenserwartung bei Geburt. Bei der Lebenserwartung für die anderen Altersjahre spricht man von der ferneren durchschnittlichen Lebenserwartung.

Medianalter: Jede Bevölkerung lässt sich nach dem Alter in eine jüngere und eine ältere Hälfte teilen, das entsprechende Teilungsalter wird als „Medianalter“ bezeichnet. Der Median, auch Zentralwert genannt, ist demnach der Wert, der genau in der Mitte einer Datenverteilung liegt.

Migration: Veränderung der Zahl und Zusammensetzung einer Bevölkerung eines bestimmten Gebietes durch Zu- und Abwanderungen gegenüber dem Ausland (Außenwanderungen) oder gegenüber anderen Regionen des gleichen Landes (Binnenwanderungen).

Migrationshintergrund: Zu den Personen mit Migrationshintergrund einer Bevölkerung gehören die ausländische Bevölkerung – unabhängig davon, ob sie im Inland oder im Ausland geboren wurde – sowie alle zugewanderten Personen unabhängig von ihrer Nationalität. Daneben zählen zu den Personen mit Migrationshintergrund auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten Ausländerinnen und Ausländer sowie eine Reihe von in Deutschland geborenen Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus dem Migrationsstatus der Eltern ableitet. Dies gilt auch für deutsche Kinder (Nachkommen der ersten Generation) von Spätaussiedlern und Eingebürgerten und zwar auch dann, wenn nur ein Elternteil diese Bedingungen erfüllt.

Mortalität: Die Mortalität (auch Sterblichkeit) wird von biologischen, medizinischen und sozioökonomischen Determinanten sowie von der individuellen Lebensweise beeinflusst. Als Maß für die Mortalität wird unter anderem die Sterberate verwendet.

Nettoreproduktionsrate: misst, in welchem Maße eine Frauen- bzw. Elterngeneration durch ihre Nachkommen (ohne Wanderungen) ersetzt wird. Sie lässt sich berechnen durch die Zahl der Mädchen, die bei einem bestimmten Niveau der Mortalität pro Frau geboren werden. Ist die Nettoreproduktionsrate größer als 1, wächst die Bevölkerung; ist sie kleiner als 1, sinkt sie. Bei einem Wert von 1 ist die Bevölkerung konstant.

Ökologischer Fußabdruck: Nachhaltigkeitsindikator, der die Umweltbelastung einer Person oder eines Landes misst, beispielsweise für Wasser, Kohlendioxid oder Müll. Der ökologische Fußabdruck gibt an, wie viel Fläche an Acker, Weide oder Wald notwendig ist, um den Lebensstil einer Person oder eines Landes nachhaltig zu ermöglichen.

Opportunitätskosten: ökonomische Größe, die keine realen Kosten bezeichnet, sondern den entgangenen Nutzen, der bei zwei Alternativen durch die Entscheidung für die eine und damit gegen die andere Möglichkeit entsteht. Opportunitätskosten einer Elternschaft sind beispielsweise das entgangene Einkommen, das eine Mutter und/oder ein Vater während der Elternzeit auf dem Arbeitsmarkt verdient hätte.

Renteneintrittsalter: Das formelle Renteneintrittsalter ist das Lebensalter, ab dem gesunde Arbeitnehmende normalerweise die Erwerbstätigkeit beenden können und aus der gesetzlichen Rentenversicherung abschlagsfrei Rente beziehen. Es wird politisch festgelegt. Davon ist das tatsächliche Renteneintrittsalter zu unterscheiden, das angibt, in welchem Alter Personen tatsächlich in Rente gegangen sind.

Säuglingssterblichkeit: Die Säuglingssterblichkeit ergibt sich als Zahl aus der im ersten Lebensjahr gestorbenen Kinder je 1.000 Lebendgeborene. Starb um 1870 in Deutschland noch jedes vierte Kind innerhalb des ersten Lebensjahres, so ist mit gegenwärtig rund 3,3 Sterbefällen je 1.000 Lebendgeborenen das Niveau sehr niedrig.

Sterblichkeit: siehe Mortalität

Umlageverfahren: (siehe Generationenvertrag)

Wanderungssaldo: berechnet sich aus der Differenz zwischen Zu- und Abwanderung. Wenn der Wanderungssaldo in einem Jahr ein positives Vorzeichen hat, wird von einer Nettozuwanderung gesprochen.

Zensus: Deutschland führt alle zehn Jahre einen Zensus – auch Volkszählung genannt – durch. Im Rahmen des Zensus werden grundlegende Daten über die Bevölkerung und die Wohnungssituation in Deutschland erhoben. Auf Basis der ermittelten Bevölkerungszahlen werden zum Beispiel die Wahlkreise eingeteilt und die Stimmenverteilung der Länder im Bundesrat festgelegt. Auch der Länderfinanzausgleich, die Berechnungen für EU-Fördermittel und die Verteilung von Steuermitteln beruhen auf den Zensusdaten. Zudem dienen die Ergebnisse auch als Basis für die Auswahl der Stichprobenerhebungen, für die Hochrechnung des Mikrozensus oder als Basis für die Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes. Durchgeführt wird der Zensus vom Statistischen Bundesamt und den Statistischen Landesämtern. Bei den Erhebungen vor Ort tragen auch die Kommunen wesentlich zum Gelingen bei. Die nächste Erhebung findet im Mai 2022 statt; Externer Link: www.zensus2022.de

Zusammengefasste Geburtenziffer (Total Fertility Rate, TFR): ist eine hypothetische Kennziffer und gibt an, wie viele Kinder je Frau geboren würden, wenn für deren ganzes Leben die altersspezifischen Geburtenziffern des jeweils betrachteten Kalenderjahres gelten würden. Sie errechnet sich aus der Summe aller 35 altersspezifischen Geburtenziffern der Altersjahrgänge 15 bis 49 für ein Kalenderjahr (Periodenfertilität). Sie ist die am häufigsten verwendete Kennziffer zur Charakterisierung des aktuellen Geburtenniveaus, weil die tatsächlichen durchschnittlichen Geburtenzahlen je Frau erst dann festgestellt werden können, wenn die Frauen das gesamte gebärfähige Alter durchlaufen haben. Die zusammengefasste Geburtenziffer hat den Nachteil, dass sie durch das Vorziehen von Geburten in ein niedrigeres oder das Verschieben in ein höheres Lebensalter beeinflusst wird.

Quellen / Literatur

Zusammengestellt u. a. aus und von: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR), Martin Bujard

Fussnoten

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