Kalkutta
Abgehängte Megastadt, trotz Kultur und Tradition
Der Fluss Hooghly, Nebenarm des heiligen Ganges, prägt mit seinen breiten Brücken das Bild Kalkuttas. Die Millionenstadt liegt am östlichen Rand Indiens und war einst politisches Zentrum.Überblick
Kalkutta liegt am östlichen Rand Indiens, nahe der Grenze zu Bangladesch. Mit über 14 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist die Metropolregion zurzeit die achtgrößte urbane Agglomeration weltweit. In Indien rangiert Kalkutta nach Mumbai und Delhi auf Platz drei der bevölkerungsreichsten Städte des Landes.Kalkutta liegt im westlichen Gangesdelta am Fluss Hooghly, einem Mündungsarm des Ganges – dem heiligen Fluss der Hindus. Zum Kern der wachsenden Metropolregion Kalkutta gehören gleich zwei Städte: Kalkutta, das am östlichen Ufer des Hooghly liegt und Howrah am westlichen. Die beiden Zwillingsstädte sind durch mehrere Brücken über den Hooghly hinweg miteinander verbunden. Doch die Hierarchi ist eindeutig: Kalkutta ist die bedeutsamere der beiden Städte.
Das moderne Kalkutta wurde Anfang des 17. Jahrhunderts gegründet und erlebte einen rasanten Aufstieg. Bis 1911 war Kalkutta Hauptstadt der britischen Kolonialmacht in Indien. Doch spätestens mit der Unabhängigkeit Indiens 1947 verlor Kalkutta zunehmend an Bedeutung. Mit der Teilung des Subkontinents rutschte die Stadt an den östlichen Rand des Landes. Tausende von Flüchtlingen aus Ostpakistan, dem heutigen Bangladesch, strömten nach 1947 in die Stadt. Hinzu kamen Binnenmigranten: Bis heute kommen viele von ihnen aus dem nahen Bundesstaat Bihar, einem der ärmsten Indiens. Kalkutta platzte schier aus allen Nähten: Es entstanden illegale Siedlungen, teils Slums. Heute hat Kalkutta den Ruf eines Armenhauses. Der Name der Stadt ist eng mit der Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa verbunden, die in Kalkutta ein Hospiz gründete und sich bis zu ihrem Tod 1997 um Sterbende, Waisen und Kranke kümmerte. Aber Kalkutta ist auch ein wichtiges Zentrum Indiens für Kunst und Kultur.