Propaganda findet schon seit der Antike als Mittel der Meinungsbeeinflussung im Krieg Verwendung, etwa in Form von Reden oder Liedern. Mit dem Aufkommen der modernen Massenmedien wie Hörfunk, Film und Fernsehen sowie dem Internet, durch die eine große Anzahl Menschen in kürzester Zeit erreicht werden kann, hat sich die Bedeutung der Propaganda und deren Ausmaß jedoch enorm erweitert. Seit dem Ersten Weltkrieg werden in allen größeren kriegerischen Auseinandersetzungen Medien als Mittel der Propaganda gezielt und umfassend eingesetzt. Anhand von sieben Kriegen im 20. und 21. Jahrhundert soll die Rolle und der Einsatz von Propaganda im Krieg aufgezeigt werden.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg wurde Propaganda erstmals in großem Umfang als Mittel der Kriegsführung eingesetzt. Sie spielte eine entscheidende Rolle bei der Mobilisierung der Bevölkerung für den Krieg. Neben Flugblättern, Postkarten und Plakaten hielten zahlreiche Fotografen die Ereignisse auf den Schlachtfeldern fest. Auch der Film wurde als Mittel eingesetzt, um über das Geschehen an der Front zu berichten. Im Vergleich zu Fotografie und Zeitung hatte der Film, der erst 1895 erfunden worden war, jedoch nur geringe Bedeutung. Gerade einmal 141 Spiel- und Nachrichtenfilme über den Krieg wurden in Großbritannien produziert, in Deutschland waren es deutlich weniger. Die Filme, die entstanden, hatten stark patriotischen Charakter. Sie sollten dazu dienen, die Bevölkerung von der eigenen Überlegenheit und der Richtigkeit des Krieges zu überzeugen.
Sowohl Deutschland als auch die alliierten Nationen hatten staatliche Behörden eigens zum Zweck der gezielten Verbreitung von Propaganda eingerichtet. Im Deutschen Reich war dies das Bild- und Filmamt, kurz BUFA genannt. Diese Behörden schickten Fotografen und Kameramänner an die Front, Mitarbeiter kontrollierten und zensierten die Aufnahmen.
Deutsche Propagandapostkarte mit der Darstellung verwundeter und zerlumpter Soldaten der Triple Entente. (© Deutsches Historisches Museum, Berlin)
Deutsche Propagandapostkarte mit der Darstellung verwundeter und zerlumpter Soldaten der Triple Entente. (© Deutsches Historisches Museum, Berlin)
Das Leid und Elend des Krieges wurde in den von der BUFA freigegebenen Mediendarstellungen enorm verharmlost. Die deutschen Soldaten wurden siegesgewiss und heldenhaft dargestellt. Daneben wurden Propagandamaterialien auch von privaten Verlegern herausgegeben. Diese machten sich häufig über die Kriegsgegner lustig und stellten sie als Schwächlinge und Verlierer dar.
Zweiter Weltkrieg
Bereits kurz nach der Machtübernahme Hitlers 1933 wurde das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter der Leitung von Joseph Goebbels gegründet. Rundfunk, Presse und Filmwirtschaft wurden ihrer Freiheiten beraubt. Sie gerieten unter staatliche Kontrolle und hatten der nationalsozialistischen Ideologie zu folgen. Im Zweiten Weltkrieg wurden Kameramänner und Fotografen in sogenannten Propagandakompanien systematisch an der Front eingesetzt. Jede Aufnahme wurde vor der Veröffentlichung sorgfältig auf ihre mögliche Wirkung im Hinblick auf die Kriegsmoral geprüft.
Aus den Filmaufnahmen entstanden Kriegspropagandafilme wie der Dokumentarfilm "Die Feuertaufe" (1939/1940). Sie sollten vor allem die Überlegenheit der deutschen Streitkräfte demonstrieren. Verwendung fanden die Bilder vom Krieg auch in der "Wochenschau", einer regelmäßig in Kinos präsentierten Reportage mit einem hohen Anteil an verharmlosenden Kriegsberichten. Die "Wochenschau" zeigte weder kämpfende Soldaten noch tote Menschen. Die rund 1.150 produzierten Filme glorifizierten das Deutsche Reich, ohne das Geschehen zu hinterfragen. In antisemitischen Filmen wie "Jud Süß" (1940) oder "Der ewige Jude" (1940) wurden die Juden als minderwertig, boshaft und als Bedrohung dargestellt.
Mikrophonzimmer Joseph Goebbels im Reichspropagandaministerium, aufgenommen im August 1933. (© Bundesarchiv, Bild 183-1991-0204-503 / Fotograf: o. Ang.)
Mikrophonzimmer Joseph Goebbels im Reichspropagandaministerium, aufgenommen im August 1933. (© Bundesarchiv, Bild 183-1991-0204-503 / Fotograf: o. Ang.)
Als Propagandamittel wurde erstmals auch das Radio verwendet. Joseph Goebbels hielt den Hörfunk für das "allermodernste und [...] allerwichtigste Massenbeeinflussungsinstrument". In einer Rede 1933 vor den Intendanten des Reichsrundfunks formulierte er beispielsweise: "Das Volk mit dieser Gewissheit und dieser Gesinnung bis in die letzte Faser zu durchtränken – die Menschen so lange zu hämmern und zu feilen und zu meißeln, bis sie uns verfallen sind: das ist eine der Hauptaufgaben des Deutschen Rundfunks!" Um dies zu erreichen, wurde von staatlicher Seite dafür gesorgt, dass die deutschen Haushalte Rundfunkgeräte günstig erwerben konnten. Über die sogenannten "Volksempfänger" erreichten die propagandistischen Reden Hitlers die Bevölkerung. Charakteristisch für diese Reden waren einprägsame Losungen und Schlagworte, die ständig wiederholt und stark emotionalisiert wiedergegeben wurden.
Die alliierten Streitkräfte setzten neben Filmen ebenfalls den Hörfunk als Medium ein. Ihnen ging es vornehmlich darum, die Bevölkerung zu beruhigen und junge Männer für den Krieg zu mobilisieren. Sowohl im Radio als auch mit Film- und Fotomaterial wurde täglich von der Front berichtet. Eigene Erfolgsmeldungen und die Gräueltaten der Achsenmächte standen dabei im Vordergrund. Die Deutsche Wehrmacht und vor allem Adolf Hitler wurden auf Plakaten häufig lächerlich gemacht. Andere Darstellungen versuchten, in symbolischer Form die Gefährlichkeit und Brutalität des Gegners zu verdeutlichen: Sie zeigen zum Beispiel die Zerstörung von positiven patriotischen Symbolen wie der Freiheitsstatue oder der amerikanischen Flagge durch die Achsenmächte.
Vietnamkrieg
Die Dokumentation "Apocalypse Vietnam" (2000) zeigt u. a. den US-amerikanische Präsidenten Lyndon B. Johnson sowie Militärs, die in propagandistischer Weise den Krieg in Vietnam gegenüber der Bevölkerung rechtfertigen. (© MDR)
Ein Ausschnitt der Dokumentation "Apocalypse Vietnam" findet sich auf der DVD "Der Krieg in den Medien" in E3 – Alles Propaganda? / Wissen im Detail / Geschichte / Vietnamkrieg
Die Dokumentation "Apocalypse Vietnam" (2000) zeigt u. a. den US-amerikanische Präsidenten Lyndon B. Johnson sowie Militärs, die in propagandistischer Weise den Krieg in Vietnam gegenüber der Bevölkerung rechtfertigen. (© MDR)
Ein Ausschnitt der Dokumentation "Apocalypse Vietnam" findet sich auf der DVD "Der Krieg in den Medien" in E3 – Alles Propaganda? / Wissen im Detail / Geschichte / Vietnamkrieg
Der Vietnamkrieg ging als unzensierter Krieg in die Geschichte ein. Denn zum ersten und einzigen Mal im 20. Jahrhundert gab es während eines Krieges keine staatliche Zensur. Eine solche konnte anfangs rechtlich nicht begründet werden, weil die amerikanische Regierung den Krieg lange Zeit leugnete. Gleichzeitig fühlten sich die USA moralisch im Recht. So wurde die Entsendung amerikanischer Truppen als "amerikanisches Engagement" bezeichnet, mit dem Südvietnam im Kampf gegen den Kommunismus unterstützt werden sollte. Zensierende Maßnahmen wurden als unnötig empfunden. Stattdessen pflegte die Regierung mit den Journalisten ein partnerschaftliches Verhältnis und gewährte ihnen Zugang zum gesamten Kriegsgebiet. Die Informationen über den Krieg wurden vor allem durch die Presse und das Fernsehen verbreitet. Mit der Satellitentechnik konnte das Kriegsgeschehen zeitnah in die Wohnzimmer gebracht werden. Reporter berichteten "live" vor laufender Kamera und vor dem Hintergrund militärischer Handlungen aus dem Kriegsgebiet. Die amerikanischen Fernsehanstalten standen fest auf der Seite der Regierung: Kritische Berichte von der Front wurden nicht gesendet. Stattdessen griffen die Redaktionen gerne auf das verklärende Filmmaterial der Regierung zurück. Das Pentagon beschäftigte mehr Personal mit der Produktion von Propagandamaterial als alle amerikanischen Fernsehanstalten zusammen Mitarbeiter zur Verfügung hatten.
Doch je länger der Krieg dauerte, desto mehr verlor die Regierung an Glaubwürdigkeit. 1968 starben bei einem Angriff des Vietcong viele US-amerikanische Soldaten. Die amerikanische Bevölkerung forderte mehr Informationen. Fernsehanstalten und Presse begannen, häufiger kritische Berichte zu veröffentlichen. Es wurde deutlich, dass die eigene Armee mit maßloser Brutalität und Grausamkeit vorgegangen war. Die unzensierten Bilder schockierten die Öffentlichkeit. Die Regierung versuchte, die Journalisten einzuschüchtern und zu verleumden. Man nannte sie unpatriotisch, Landesverräter oder Kommunisten. Die Fernsehanstalten reagierten, indem sie dem Krieg wenig Sendezeit einräumten. Doch die Öffentlichkeit wusste bereits genug, um gegen den Krieg zu sein.
Irakkrieg 1991
Das Standbild aus einem CNN-Nachrichtenbeitrag zeigt die Bombardierung Bagdads. Die Darstellung des Krieges im Fernsehen wirkte wie ein Spiel ohne Risiko und ohne Folgen. Die tatsächlichen Auswirkungen der Angriffe auf die Bevölkerung kann der Zuschauer nur erahnen. (© CNN)
Das Standbild aus einem CNN-Nachrichtenbeitrag zeigt die Bombardierung Bagdads. Die Darstellung des Krieges im Fernsehen wirkte wie ein Spiel ohne Risiko und ohne Folgen. Die tatsächlichen Auswirkungen der Angriffe auf die Bevölkerung kann der Zuschauer nur erahnen. (© CNN)
Die USA hatten aus der Kriegsniederlage in den Siebzigerjahren in Vietnam gelernt: Alle Darstellungen des Irakkrieges 1991 wurden vom amerikanischen Verteidigungsministerium inszeniert oder zensiert. Der Zugang der Journalisten zum Kriegsgebiet erfolgte gemäß dem "Pool-Prinzip": Die Berichterstattung wurde nur ausgewählten Journalisten gestattet, die an einzelne Kriegsorte gebracht wurden. Diese konnten dort nur unter Aufsicht des Militärs arbeiten. Vor der Veröffentlichung mussten die Beiträge der Journalisten einer Sicherheitsprüfung ("security review") unterzogen und vielfach umgeschrieben werden.
Immer wieder war während der Kampfhandlungen auch vom "chirurgischen" und "sauberen" Krieg die Rede. So sollte der Eindruck erweckt werden, das Militär könne mit Hilfe der neuesten Hightech-Waffen Krieg führen, ohne dabei Unschuldige zu töten. Bei der Berichterstattung stand daher häufig die Militärtechnik im Zentrum. Auf den zahlreichen Pressekonferenzen zeigte das amerikanische Militär Videoaufnahmen von Raketen, die präzise in Gebäude oder feindliche Militärfahrzeuge einschlugen, oder Aufnahmen von lasergelenkten Bomben. Zerstörte Häuser und Landschaften waren ebenso wenig zu sehen wie Darstellungen von Gewalt oder Bilder von Toten. Das Grauen, das mit dem Krieg stets verbunden ist, verschwand hinter den oft grünlich eingefärbten Live-Bildern, die aus sicherer Entfernung zum Geschehen eingefangen wurden. Der Krieg sah auf dem Fernsehbildschirm plötzlich aus wie ein Computerspiel. Das Leiden und Sterben der Zivilisten blieb hinter der medialen Inszenierung unsichtbar.
Die ZDF-Reportage "Der Propaganda-Krieg" (2003) schildert den Einsatz von Propaganda und Zensur während des Irakkrieges 1991, der auch als Zweiter Golfkrieg bezeichnet wird. (© ZDF)
Ein Ausschnitt der Reportage "Der Propaganda-Krieg" (2003) findet sich auf der DVD "Der Krieg in den Medien" in E3 – Alles Propaganda? / Wissen im Detail / Geschichte / Irakkrieg 1991
Die ZDF-Reportage "Der Propaganda-Krieg" (2003) schildert den Einsatz von Propaganda und Zensur während des Irakkrieges 1991, der auch als Zweiter Golfkrieg bezeichnet wird. (© ZDF)
Ein Ausschnitt der Reportage "Der Propaganda-Krieg" (2003) findet sich auf der DVD "Der Krieg in den Medien" in E3 – Alles Propaganda? / Wissen im Detail / Geschichte / Irakkrieg 1991
Bei ihren massiven Luftangriffen hatten die Streitkräfte zwar vor allem strategische Ziele wie Flugplätze oder Elektrizitätswerke angegriffen, aber dabei immer wieder auch zivile Einrichtungen getroffen. Durch einen Bombentreffer auf einen Luftschutzbunker starben beispielsweise 300 irakische Zivilisten. Der Enthüllungsjournalist Seymour Hersh wirft dem US-Militär außerdem vor, wehrlose Iraker – Soldaten wie Zivilisten – während des Irakkrieges erschossen zu haben. Bekannt wurde im Nachhinein auch, dass die Geschichte der 15-jährige Nayirah vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses am 19.10.1990 – über die Ermordung von kuwaitischen Babys durch irakische Soldaten – eine Erfindung der PR-Agentur Hill & Knowlton war. Diese arbeitete im Dienste der kuwaitischen Organisation "Citizens for a Free Kuwait" (CFK) und hatte den Auftrag, die öffentliche Meinung gegen den Irak aufzubringen. Viele grausame Details des Krieges werden jedoch für immer verborgen bleiben, da die Berichterstattung vom US-Militär enorm eingeschränkt wurde. Im Nachhinein wurde die im Irakkrieg praktizierte Zensur von vielen Seiten kritisiert und öffentlich diskutiert. Es entstanden auch einige Dokumentarfilme, die sich kritisch mit der Medienberichterstattung während des Irakkrieges auseinandersetzten.
Kosovokrieg 1999
Titelseite des "Kölner Express" vom 28.4.1999 zu der Pressekonferenz des deutschen Verteidigungsministers Rudolf Scharping, in der er den umstrittenen Kriegseinsatz rechtfertigte. Als Gründe führte er u.a. nicht gesicherte Beweise begangener Kriegsverbrechen und -pläne an. (© Kölner Express)
Titelseite des "Kölner Express" vom 28.4.1999 zu der Pressekonferenz des deutschen Verteidigungsministers Rudolf Scharping, in der er den umstrittenen Kriegseinsatz rechtfertigte. Als Gründe führte er u.a. nicht gesicherte Beweise begangener Kriegsverbrechen und -pläne an. (© Kölner Express)
Der Kosovokrieg war ein Krieg der Bilder und Propagandaberichte. Jede Seite versuchte, mit emotionsauslösenden Aufnahmen von verstümmelten Kriegsopfern und grausamen Kriegsverbrechen die Öffentlichkeit von der eigenen Position zu überzeugen und ihre Handlungen zu rechtfertigen. Dabei kamen auch Fotos in Umlauf, deren Herkunft nicht eindeutig nachweisbar ist und bei denen Manipulationen nicht auszuschließen sind. So schockierten im Januar 1999 Bilder und Berichte von einem angeblichen Massaker in dem Dorf Raçak die Öffentlichkeit: Serben sollten insgesamt mindestens 45 kosovoalbanische Zivilisten auf grausame Weise getötet haben. Von den NATO-Staaten wurde der Vorfall neben dem "Hufeisenplan" als einer der wichtigsten Gründe genannt, um den eigenen Angriff auf die Serben zu rechtfertigen. Beim "Hufeisenplan" handelte es sich um einen angeblichen Plan der serbischen Regierung zur systematischen Vertreibung der Albaner aus dem Kosovo. Als Beweis dienten hierfür u. a. ebenfalls Fotoaufnahmen. Die Echtheit sowohl des Hufeisenplans als auch der Aufnahmen des Massakers ist allerdings bis heute umstritten.
Die Journalisten konnten während des Krieges häufig nicht den Wahrheitsgehalt von Bildern und Aussagen überprüfen. Sie hatten keinen freien Zugang zum Kriegsgebiet, sondern mussten mit Nachrichtensperren, Zensur und der Verweigerung von Visa kämpfen. Außerdem war der Aufenthalt im Kriegsgebiet sehr gefährlich: Mehrere Korrespondenten kamen während des Kosovokrieges ums Leben. Da die Journalisten für ihre Berichte aber Bilder und Aufnahmen benötigten, griffen sie zwangsweise auf Materialien zurück, die ihnen von den verschiedenen Kriegsparteien angeboten wurden. So übernahmen sie allerdings häufig einseitige Interpretationen des Kriegsgeschehens und verbreiteten diese in der Öffentlichkeit. Statt kritisch zu informieren, wurden die Journalisten zum Sprachrohr der jeweiligen Kriegspartei.
Erstmals wurde das Internet im Kosovokrieg gezielt als Mittel der Propaganda eingesetzt. Internetdienste sowohl im Umfeld der Kosovo-Albaner als auch in dem der Serben nutzten Webseiten dazu, Bilder öffentlich zu verbreiten, die als Beweismittel für Massaker und angetanes Leid dienen sollten. Den Fotos fehlten in der Regel Angaben zum Entstehungskontext, die Namen der Opfer und der Fotografen. Die Richtigkeit konnte daher nicht überprüft werden. Die Bilder der angeblichen Massaker in den Dörfern Raçak und Rogova, die der NATO als Begründung für ihre Angriffe gedient hatten, waren auf Webseiten veröffentlicht, die von Organisationen im Umfeld der UÇK betrieben wurden.
Irakkrieg 2003
Bettina Gaus über "embedded journalism"
Der Irakkrieg 2003 fand unter großem Medieninteresse statt. Die wenigen Wochen vom Beginn des Krieges bis zum Sturz des irakischen Regimes wurden weltweit von allen großen Fernsehstationen übertragen. Sowohl die amerikanische als auch die irakische Seite machten sich das große Medieninteresse zunutze. Das amerikanische Militär ließ seine Truppen sogar von ausgewählten Reportern begleiten. Die Live-Berichte dieser sogenannten "eingebetteten Journalisten" ("embedded journalists") ermöglichten dem Zuschauer, den Krieg aus Soldatenperspektive mitzuverfolgen. Der geäußerten Kritik an ihrer Strategie der Informationsverknappung im Irakkrieg 1991 begegnete die USA im Irakkrieg 2003 mit einer aktiven Informationspolitik zur Versorgung der Medien mit Bildern und Informationen.
Bei den veröffentlichten Bildern und Filmen waren trotz der teilweise dramatischen Szenen keine Aufnahmen von Menschen zu sehen, die schwer verletzt oder getötet waren. Es entstand ein sehr entschärftes Bild des Krieges. Auch die Berichterstattung der eingebetteten Journalisten erntete viel Kritik, denn ihr längerer Aufenthalt in nächster Nähe bei den Soldaten ließ eine unabhängige Berichterstattung kaum noch zu. Außerdem gab es feste Regeln, die vorschrieben, worüber berichtet werden durfte und worüber nicht. Auch wenn die Kontrolle weniger offensichtlich als in anderen Kriegen erfolgte, war die Berichterstattung alles andere als frei.
Zwei Besucher eines Elektrogeschäfts in Bagdad verfolgen einen Fernsehbericht auf al-Dschasira über die getöteten Söhne Husseins im Juli 2003. (© AP)
Zwei Besucher eines Elektrogeschäfts in Bagdad verfolgen einen Fernsehbericht auf al-Dschasira über die getöteten Söhne Husseins im Juli 2003. (© AP)
Die irakischen Bilder des Krieges unterschieden sich sehr von denen der Amerikaner. Fotos und Filmaufnahmen von zum Teil entsetzlich entstellten Opfern lenkten den Blick auf die grausamen Folgen des Krieges. Über arabische Sender wie al-Dschasira und das Internet wurden sie verbreitet und verstärkten im Westen den Protest gegen den Krieg. Die Bilder der Opfer wurden von der irakischen Regierung aber auch gezielt als Mittel der Propaganda eingesetzt.
Einen ungeschminkten Blick auf die Realität des Krieges erlaubten nach dessen Beendigung die 2010 von der Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlichten Irak-Geheimdokumente. Sie vermitteln ein Bild des blutigen und brutalen Alltags des Krieges und der anschließenden Besatzungszeit. Nach Beendigung des Krieges wurde auch bekannt, dass die von US-Außenminister Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 05.02.2003 vorgebrachten Beweise für die Existenz irakischer Massenvernichtungswaffen falsch waren. Mit Hilfe dieser Beweise hatte Powell den Krieg gegen den Irak gerechtfertigt.
Afghanistankrieg ab 2001
In der 2001 begonnen, US-geführten Afghanistan-Intervention versuchen alle beteiligten Kriegsparteien, mittels der verschiedenen Medien Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen. Ihr Ziel ist es, die internationale wie die nationale öffentliche Diskussion um die militärische Intervention mit der eigenen Deutung des Einsatzes zu beherrschen. Die US-Regierung und ihre Verbündeten betreiben hierfür strategisch ausgerichtete Öffentlichkeitsarbeit, um durch eine positive Berichterstattung über ihr militärisches Handeln breite Unterstützung in der nationalen und internationalen Öffentlichkeit sowie bei der afghanischen Bevölkerung zu erhalten. Erstmals setzen sie hierfür auch Social Media-Dienste wie Facebook, Twitter und YouTube ein. Auf der Gegnerseite versuchen auch die Taliban mittels Medien auf die öffentliche Meinung einzuwirken.
Neben der direkten Information der afghanischen und internationalen Presse, beispielsweise über zivile Opferzahlen westlicher Militärinterventionen, verteilen sie an die afghanische Bevölkerung Flugblätter, Propagandafilme auf DVD, Kassetten mit Propagandaliedern und -texten und betreiben Internetseiten und Radiostationen.
Screenshot des Facebook-Auftrittes der Internationalen Schutztruppe (ISAF) auf der u. a. Pressemitteilungen der ISAF veröffentlicht werden Von vielen westlichen Medien wurde lange Zeit die offizielle Sicht der westlichen Militärs auf den Afghanistaneinsatz übernommen und wiedergegeben. Dies änderte sich erst, als mehr und mehr Fakten über die Realität des Militäreinsatzes bekannt wurden. In diesem Zusammenhang markiert in Deutschland der von der Bundeswehr eingeleitete Luftangriff auf einen Tanklastzug in Kundus im September 2009 einen wichtigen Wendepunkt. Über die genaueren Umstände des Luftangriffes und die hohe Anzahl der getöteten afghanischen Zivilisten hatte der damalige deutsche Verteidigungsminister die Öffentlichkeit zunächst nur unvollständig informiert. Dies führte in Deutschland zu einer heftigen öffentlichen Kontroverse über die Informationspolitik der Bundesregierung und die Rechtfertigung des Afghanistaneinsatzes im Allgemeinen. Im Juli 2010 gelangten über die Enthüllungsplattform WikiLeaks streng vertrauliche Informationen über den Afghanistaneinsatz an die Öffentlichkeit, darunter Berichte über gezielte Tötungen durch militärische Spezialeinheiten und militärische Fehlschläge. In der Folgezeit änderte sich das öffentliche Bild des Militäreinsatzes in Afghanistan zunehmend. Immer mehr Stimmen wurden laut, die ihn kritisch hinterfragten.