In den 1950er und 1960er Jahren, als Arbeitskräfte knapp waren, stand Australiens migrationspolitischer Lösungsansatz im krassen Gegensatz zur Strategie anderer Länder wie Deutschland oder Frankreich. Denn um dem Arbeitskräftemangel wirksam zu begegnen, bemühte sich Australien eher um Einwanderer als um Vertragsarbeiter. Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich jedoch diese Einstellung in Australien geändert. Zunehmend verbreitete sich die Einsicht, dass es im Rahmen eines globalisierten Arbeitsmarktes unerlässlich ist, Arbeitskräfte mit bestimmten Berufen, an denen es in Australien mangelt (beispielsweise Krankenschwestern oder Ingenieure) für einen befristeten Aufenthalt im Land zu gewinnen. Australien führte eine Reihe von befristeten Visumskategorien ein. Beim befristeten Aufenthalt wird mehr noch als bei der Einwanderung großer Wert auf die Qualifikation gelegt.
Die Anzahl der unter den verschiedenen befristeten Visumskategorien Eingereisten ist in der Abbildung "Einwanderung und befristete Aufenthalte (Haushaltsjahr 2007/2008)" dargestellt. Das Temporary Business Entry Visa (457 "Langer Arbeitsaufenthalt") ähnelt dem US-amerikanischen H-1B Visum insofern, als es von einem Arbeitgeber beantragt wird. Anders als in den USA ist es jedoch zahlenmäßig nicht nach oben begrenzt (es gibt keine Höchstquoten). Bei diesem Visum wird sogar noch mehr Wert auf die berufliche Qualifikation gelegt, als dies beim Einwanderungsprogramm mit seinem Punktesystem der Fall ist, denn das Hauptaugenmerk liegt hier auf den Kategorien Führungskräfte, Fachkräfte mit Universitätsabschluss, qualifizierte Fachkräfte und Handwerker. Nach jüngeren Untersuchungen wird diese Visumskategorie als insgesamt recht erfolgreich eingeschätzt.
Den größten und am stärksten wachsenden Zustrom von Migranten mit befristeter Arbeitserlaubnis machen die Studenten aus Übersee aus. Mitte 2008 lebten 317.897 ausländische Studenten in Australien, von denen 80,2% aus Asien stammten. Dieser Zustrom brachte dem Land 2008 geschätzte 15,5 Milliarden australische Dollar und wurde somit nach Bergbau und Tourismus zum drittgrößten Exportschlager. Australien verzeichnet mit ungefähr einem Fünftel Ausländer unter der studentischen Bevölkerung in dieser Hinsicht einen der höchsten Anteile aller Länder. Während des Semesters können Studenten bis zu 20 Stunden wöchentlich, in den Semesterferien auch Vollzeit arbeiten. Sie sind berechtigt, nach dem Studium eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen und machen davon auch oft Gebrauch.
Das Working Holiday Maker-Programm (WHM) hat ebenfalls einen Rekordzulauf mit 154.148 Registrierungen für das Haushaltsjahr 2007/08 verzeichnet, was einer Verdopplung für die letzten 10 Jahre und einem Zuwachs von 15% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dem WHM-Programm liegen ein Abkommen auf Gegenseitigkeitsbasis zugrunde. Es ermöglicht jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren aus 19 Nationen, in Australien einen Arbeitsurlaub bis zu einem Jahr zu verbringen, während junge Australier in diesen Ländern arbeiten können. Es hilft, einige wichtige Arbeitsmarktnischen wie beispielsweise in der Landwirtschaft, im Tourismus, in der Gastronomie, etc. zu besetzen. Dem wird durch die jüngste Gesetzgebung Rechnung getragen: Teilnehmern des WHM-Programms ist es gestattet, ihren Aufenthalt in Australien zu verlängern, wenn sie in bestimmten Bereichen des Arbeitsmarkts arbeiten, in denen es an Arbeitskräften mangelt.
Ein entscheidendes Merkmal der befristeten Migration ist ihre strenge Beschränkung auf qualifizierte Arbeitskräfte. 2008 entschloss sich jedoch die frisch gewählte Labour-Regierung