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Irreguläre Migration | Mexiko | bpb.de

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Irreguläre Migration

David Fitzgerald

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Mit den Kontrollstrategien "Operation Hold the Line" 1993 in El Paso, Texas und "Operation Gatekeeper" 1994 in San Diego wurden Personal und Infrastruktur des US-Grenzschutzes entlang der Grenze massiv ausgebaut.

Das Budget des Grenzschutzes wurde von 1993 bis 2006 um 600 % erhöht und die Zahl der Grenzpolizisten stieg im selben Zeitraum von 4.000 auf 12.350. In einer Phase einhelliger Befürwortung des Ausbaus von Sicherheitsmaßnahmen durch die Kongressabgeordneten beider Parteien sind neue Grenzzäune und ausgeklügelte Überwachungssysteme errichtet worden. Auch eine freiwillige Bürgerwehr, die minutemen, begann 2005 unter großer medialer Beachtung, kleinere Grenzabschnitte zu kontrollieren und illegale Grenzübertritte beim Grenzschutz anzuzeigen – ein symbolischer Akt gegen illegale Zuwanderung.

Es gibt jedoch deutliche Anhaltspunkte, dass durch den verstärkten Grenzschutz irreguläre Einwanderer nicht abgeschreckt werden, die Maßnahmen aber eine Reihe unbeabsichtigter Konsequenzen ausgelöst haben. So sind die Gelder, die Migranten an Schlepper (coyotes) zahlen müssen, von einigen hundert Dollar auf ca. 2.500 Dollar gestiegen. Denn der Grenzschmuggel wird mittlerweile von verzweigten Netzwerken auf beiden Seiten der Grenze betrieben, die Unterschlupfmöglichkeiten unterhalten und mit Hilfe von Tunneln, gefälschten Papieren und anderen kostspieligen Mitteln ihre Kunden über die Grenze bringen. Die Durchsetzung konzentrierter Sicherheitsmaßnahmen in städtischen Gebieten hat indirekt dazu geführt, dass durchschnittlich eine Person pro Tag bei dem Versuch ums Leben kommt, die Grenze illegal zu überqueren. Um die Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen, versuchen Migranten die Grenze in der Wildnis, durch Flüsse und Kanäle zu überqueren, womit ein erhöhtes Risiko verbunden ist, zu ertrinken oder an Erschöpfung zu sterben.

Das größte Paradoxon liegt jedoch darin, dass die Grenzpolizei irregulären Migranten, sobald sie einmal im Land sind, durch diese Maßnahmen auch den Rückweg versperrt. Irregulär Zugewanderte bleiben immer häufiger für lange Zeit in den USA, um Schulden bei Schleppern abbezahlen zu können oder um die hohen Risiken und Kosten eines mehrfachen illegalen Grenzübertritts nicht auf sich nehmen zu müssen.

Nach Schätzungen des Ministeriums für Heimatschutz ist die Zahl nicht registrierter mexikanischer Zuwanderer zwischen 2000 und 2006 von 4,7 auf 6,6 Millionen gestiegen. Untersuchungen, die in den Herkunftsgemeinden der Migranten durchgeführt wurden, bestätigen die Annahme, dass die Abschreckung gescheitert ist. 2005 wurden für eine Studie über eine traditionelle Auswanderungsgemeinde im Bundesstaat Jalisco zahlreiche Migranten interviewt. Davon gaben 92 % derjenigen, die auf ihrem letzten Trip zur Grenze mindestens einmal festgenommen worden waren, an, dass sie es letztlich doch geschafft hatten, die Grenze zu überqueren, ohne an ihren Herkunftsort zurückzukehren. In einer ähnlichen Studie aus dem Jahr 2006 über eine ländliche Gemeinde im Bundesstaat Yucatán gaben 97 % derjenigen, die bei ihrem jüngsten Versuch festgenommen worden waren, an, dass sie die Grenze beim zweiten oder dritten Versuch erfolgreich überquert hatten.

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