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Aktuelle Entwicklungen | Rumänien | bpb.de

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Aktuelle Entwicklungen

István Horváth

/ 3 Minuten zu lesen

Die wirtschaftliche Bedeutung der Auswanderung für Rumänien ist noch nicht umfassend beurteilt worden. Sicher ist bislang nur, dass die Höhe von Geldüberweisungen aus dem Ausland bis 2006 kontinuierlich gestiegen ist.

Auswirkungen der Abwanderung

Im Jahr 2002 wurden nach Schätzungen 1,5 bis 2 Milliarden US-Dollar an Angehörige überwiesen. Rumänien lag damit auf Platz 23 von 30 sich entwickelnden Ländern mit den höchsten Geldsendungen. Laut jüngsten Berichten hat sich die Summe der überwiesenen Beträge inzwischen fast verdreifacht: die rumänische Nationalbank veröffentlichte für 2006 eine Rekordsumme von zwischen 4,8 und 5,3 Milliarden Euro. Wie es scheint, wird der größte Teil dieses Geldes verwendet, um den allgemeinen Lebensstandard der Familien der Migranten zu verbessern, nur ein geringer Anteil wird in unternehmerische Aktivitäten investiert.

Neben den positiven wirtschaftlichen Aspekten für einzelne Haushalte bringt die massenhafte Arbeitsmigration von Rumänen und Rumäninnen auch diverse negative Konsequenzen mit sich, insbesondere für die betroffenen Familien. Der problematischste Punkt ist sicherlich, dass zuweilen minderjährige Kinder (vorübergehend) zurückgelassen werden, wenn Eltern zur Arbeit ins Ausland gehen. Zu Beginn der 1990er Jahre ging gewöhnlich nur ein Elternteil ins Ausland, in der Regel der Vater. Seitdem hat die Zahl von Frauen unter den Arbeitsmigranten zugenommen. Heute ist es zur Regel geworden, dass Paare ins Ausland gehen und ihre minderjährigen Kinder ohne direkte elterliche Aufsicht zurücklassen. Diese Kinder sind zwar nicht völlig auf sich allein gestellt, da die elterliche Fürsorge von Verwandten, Nachbarn und Freunden übernommen wird, der fehlende direkte Kontakt zu den Eltern führt jedoch zunehmend zu sozialen Problemen unter Kindern und Jugendlichen, so dass die zuständigen Behörden sich gezwungen sehen, Richtlinien zu formulieren, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Ende 2006 wurden annähernd 60.000 Kinder von den Jugendschutzbehörden als gefährdet eingestuft, da ein Elternteil oder beide Eltern im Ausland arbeiteten; letzteres traf bei gut einem Drittel dieser Fälle (21.400) zu.

Umgang mit der rumänischen Diaspora

In letzter Zeit steht die rumänische Diaspora immer häufiger im Blickpunkt der Politik. Da sowohl Wählerstimmen als auch Geldüberweisungen von Millionen von Menschen von Bedeutung sind, gehen Politiker und Behörden der Frage nach, wie die rumänische Diaspora beeinflusst und gestärkt werden könnte. Die politischen Maßnahmen betonen vor allem Identität und Kultur (einschließlich Unterstützung für rumänischen Sprachunterricht im Ausland und Förderung kultureller Aktivitäten und Publikationen). 1998 wurde eine spezielle Regierungsbehörde (gegenwärtig "Referat für Beziehungen zu Rumänen im Ausland" genannt) eingesetzt und 2006 ein Gesetz verabschiedet, in dem die Bedingungen für die Finanzierung von Organisationen und Veranstaltungen geregelt werden. 2006 wurden 145 Projekte mit umgerechnet 3,2 Millionen Euro durch das Referat gefördert.

Zu den neuesten Entwicklungen im politischen Umgang mit der Diaspora zählt aber nicht nur, dass rumänische Arbeitskräfte im Ausland neuerdings als potenzielle Wähler bzw. Kulturvermittler gesehen werden, sondern auch als Arbeitskräfteangebot, das helfen könnte, zunehmende Engpässe in einigen Bereichen des rumänischen Arbeitsmarktes zu beseitigen. Anfang 2007 wurde eine ministeriumsübergreifende Arbeitsgruppe unter Vorsitz des Premierministers eingesetzt, die Maßnahmen entwerfen soll, durch die rumänische Arbeitsmigranten zur Rückkehr ermutigt werden sollen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Siehe Lăzăroiu(2004).

  2. Siehe SOPEMI (2006).

  3. Abhängig von Quellen und Art der Berechnung. Für weitere Details siehe: Bobocea, M. (2007): "Expatii romani au trimis acasa 1,3 mld. euro in decembrie." Ziarul Financiar, 20 Februar; Tudorica, I. und Davidescu, L. "Trei milioane de romani muncesc in strainatate." Cotidianul, 18. Juni 2007.

  4. Siehe Grigoras (2006). Für weitere Informationen zum Thema Rücküberweisungen siehe: Hertlein, S. und Vadean, F. (2006): "https://Rücküberweisungen – Brückenschlag zwischen Migration und Entwicklung?" focus Migration Kurzdossier Nr. 5

  5. Quelle: interne Statistiken der Jugendschutzbehörde

  6. Siehe Activity Report of the Department for Relations with the Romanians Abroad during January – December 2006. http://www.mae.ro/poze_editare/2007.05.17_Report2006.pdf

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