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Zukünftige Herausforderungen | Rumänien | bpb.de

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Zukünftige Herausforderungen

István Horváth

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In den 1990er Jahren nahmen die rumänischen Behörden die Auswanderung hin, da sie in einer Situation wachsender sozialer Spannungen nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und nach der schwierigen Umstellung auf die Marktwirtschaft wie ein Sicherheitsventil wirkte.

Es scheint jedoch, dass diese Abwanderung zu einem Selbstläufer geworden ist und eine Fortsetzung des Prozesses nicht ausgeschlossen werden kann, obwohl die Gründe gerade für Arbeitsmigration nur noch zum Teil bestehen. Die Behörden sind jedoch nicht nur daran interessiert, diese Bewegung einzudämmen, sondern die Bedingungen im Land so zu gestalten, dass Rumänen, die im Ausland leben, zurückkehren. Hier liegt eine enorme politische Herausforderung: Es müssten erhebliche wirtschaftliche Anpassungen vorgenommen (z. B. Lohnerhöhungen) und Programme für die (Re-)Integration von Rückkehrern geschaffen werden. Wie die Regierung effektive Maßnahmen entwickeln und implementieren wird, bleibt vorerst abzuwarten, da noch keine konkreten Schritte zur Umsetzung öffentlich diskutiert wurden, seit die neue Zuwanderungspolitik Anfang 2007 verkündet wurde.

Andererseits wird die rumänische Regierung ihre Aufmerksamkeit darauf richten müssen, ausländische Arbeitskräfte anzuwerben, um dem Arbeitskräftemangel auf dem heimischen Arbeitsmarkt zu begegnen. Da es bislang in Rumänien keine Zuwanderung größeren Ausmaßes gab, werden sowohl den Behörden als auch der Gesellschaft als Ganzes ernstzunehmende Herausforderungen bei der Integration einer großen Zahl von Neuankömmlingen sowie im Umgang mit einer zunehmenden Diversität gestellt. Der Nationale Migrationsplan enthält in dieser Hinsicht einige eher allgemeine Strategien. So will man beispielsweise die Erfahrungen anderer EU-Mitgliedstaaten einbeziehen. Diese haben jedoch unterschiedliche Maßnahmen im Umgang mit Zuwanderung und Integration entwickelt, von denen keine uneingeschränkt als optimales Vorgehen bezeichnet werden kann. Wie aus einer aktuellen Studie hervorgeht, sind intolerante Einstellungen gegenüber Zuwanderung und Zugewanderten innerhalb der rumänischen Bevölkerung gegenwärtig nicht sonderlich verbreitet. Es ist jedoch zu bedenken, dass die rumänische Bevölkerung gerade erst beginnt, sich mit den sozialen Fragen von Zuwanderung auseinanderzusetzen.

Wie Konflikte zwischen ausländischen und einheimischen Angestellten einer Firma erst kürzlich gezeigt haben, ist die rumänische Gesellschaft (einschließlich der Medien) noch nicht auf die interkulturellen Herausforderungen durch Zuwanderung vorbereitet. Wohlwollende Reaktionen der breiten Öffentlichkeit gegenüber Zugewanderten sollten keineswegs als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Die Studie wurde im Dezember 2006 unter Leitung des Autors an der Fakultät für Soziologie und Sozialarbeit der Babes-Bolyai-Universität in Rumänien durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie können unter folgendem Link abgerufen werden (auf Rumänisch): http://www.dri.gov.ro/documents/MINORITATI_Nationale.ppt

  2. Siehe Magradean, V. (2007): "Autostrada "la negru." Monitorul de Cluj, 15 March.

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