Gute Gene, schlechte Gene?
Gentechnik, Genforschung und Consumer Genetics
Die Gentechnik ist zur politischen Herausforderung geworden. Der Kongress "Gute Gene, schlechte Gene?" nahm sich des Themas an. Neben dem Kongress umfasste das Projekt eine Reihe ungewöhnlicher Aktionsformen, die das Thema Gentechnik sehr nah an das Publikum heranrücken und fragten, wie unser Leben durch Gentechnik verändert wird.Übersichtsseite
"Fortschritt in der Forschung gibt es nur mit Tabubrüchen", begründet Ernst-Ludwig Winnacker, der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das Recht der Wissenschaft, soziale und ethische Normen durch Innovation herauszufordern. Doch hier stellt sich die entscheidende Frage: Wie können demokratische Gesellschaften die Kontrolle über humanwissenschaftliche Entwicklungen behalten?Die ökonomische Dynamik des 21. Jahrhunderts wird ihren Fokus auf die Lebens- und Informationswissenschaften richten. Die Biowissenschaften und die Biotechnologie lernen derzeit mit enormer Geschwindigkeit, fundamentale Lebensprozesse zu verstehen, zu steuern, ja zu verbessern. Fortpflanzungsmedizin, Pränataldiagnostik, Keimbahntherapie und Stammzellenforschung sind Begriffe geworden, die über wissenschaftliche Expertenkreise hinaus verstanden und mit zunehmender Bedeutung in den gesellschaftlichen Alltag eingebracht werden. In naher Zukunft wird die genetische Konstitution eines Menschen Prognosen über Eigenschaften und Begabungen, über seine in den Genen angelegten Krankheiten und deren mögliche Prävention erlauben. Mit der embryonalen Stammzellenforschung verspricht sich die Wissenschaft Zugang zu neuen Therapie- und Heilungsansätzen, die schwere, bis heute zum Teil unheilbare Krankheiten heilen sollen.
Mit den Zielsetzungen und Erkenntnissen der humanbiologischen Forschung kommt neben der Hoffnung auf Verbesserung der Lebensqualität tiefe Skepsis auf. Wie weit darf der Mensch einen anderen Menschen manipulieren, welche genetischen Eingriffe sollen erlaubt sein? Geht es hier im Grundsatz um die Züchtung des Menschen, wie es die Eugeniker dereinst erträumten? Oder geht es um individuelle Hilfen? Wie steht es mit der Entscheidungsfreiheit des Einzelnen, wenn der soziale Druck derart wächst, dass eine autonome Entscheidung gegen den Mainstream nicht mehr getroffen werden kann?