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"Netzwerke entstehen niemals spontan" | Helfer, Retter und Netzwerker des Widerstands | bpb.de

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"Netzwerke entstehen niemals spontan"

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Bob Moore, Professor für Geschichte an der Universität in Sheffield, über organisierte Judenrettung in Westeuropa und die Vorgeschichte von Hilfsnetzwerken.

Bob Moore (zweiter von rechts) bei der Podiumsdiskussion Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Die komparative Geschichtsforschung zum Thema Rettung von Juden in Westeuropa sei ungeheuer komplex, begann Bob Moore seinen Vortrag. Gerade bei der Erforschung von Helfernetzwerken hätten Historiker dadurch ein Problem: Zwar gebe es zahlreiche Berichte von Rettern und Geretteten. Diese beschrieben aber lediglich Einzelfälle und deckten nicht die Strukturen auf. Auch die Studien zum Thema Altruismus aus den 70er Jahren böten keine Erklärung für die Entstehung von Netzwerken.

Wichtig für deren Erforschung ist laut Moore vor allem eins: Hilfe – ob organisiert oder nicht – hat eine oft jahrzehntelange Vorgeschichte. Auch ohne Krieg und Verfolgung gibt es Hilfsbedürftige, so dass sich über die Jahrhunderte hinweg gewisse Traditionen etablieren konnten. Im 19. und 20. Jahrhundert hat sich diese Hilfe stark institutionalisiert. So bildeten sich auch internationale Kontakte.

Bob Moore erforscht die organisierte Judenrettung in Belgien, Frankreich und den Niederlande. In Belgien und Frankreich erkennt er eine Tradition des Widerstandes gegen die deutschen Besatzer nicht erst seit 1940. Auffallend ist laut Moore dabei die Bedeutung, die die jüdische Selbsthilfe in beiden Ländern für Rettungsaktionen spielte. Er führt sie auf die Zusammenarbeit jüdischer Komitees mit anderen Organisationen zurück.

In den Niederlanden dagegen hatten Helfer weitreichende Verbindungen zu kommunistischen Organisationen, ebenso wie zu Mitarbeitern staatlicher Behörden. Diese stellten Unterlagen und Formulare zur Verfügung und sicherten die Kommunikation zwischen den Organisationen.

Eine Rolle spielten darüber hinaus Vertreter der christlichen Kirchen; vor allem Pfarrer übten einen großen Einfluss auf ihre Gemeinden aus. In der Regel arbeiteten sie im Geheimen. Es sind allerdings auch Fälle bekannt, in denen Bischöfe offen gegen die Judenverfolgung predigten. Generell sind Führungspersonen für Moore ein entscheidender Faktor. Oft führte ihr persönlicher Einsatz und ihre Überzeugungskraft zur Etablierung von Helfernetzwerken.

Beispielhaft hierfür sind zwei kleine Dörfer in den Niederlanden. In dem einen versteckten die Bewohner auf Initiative ihres Priesters 300-400 Juden, im nur drei Kilometer entfernten Nachbardorf keinen einzigen.

Ein Abstract zu seinem Vortrag finden Sie hier: Interner Link: Bob Moore Abstract

Den gesamten Vortrag finden Sie hier: Interner Link: Bob Moore Vortrag

Ein Interview mit Bob Moore auf der Konferenz finden Sie hier: Interner Link: Traditionen der Hilfe.

Fussnoten