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Open Data - Technologien für eine informiertere Gesellschaft | Bonner Gespräche 2016 | bpb.de

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Open Data - Technologien für eine informiertere Gesellschaft

Arne Semsrott Fiona Krakenbürger

/ 3 Minuten zu lesen

In der Politik, Verwaltung und Wirtschaft werden die Möglichkeiten offener Daten breit diskutiert und in der Praxis umgesetzt. Arne Semsrott und Fiona Krakenbürger erläutern Projekte aus der deutschlandweiten Open Community.

Offen Daten sind eine Chance für staatliche Institutionen wie Bürger/-innen. (CC, Antti T. Nissien) Lizenz: cc by/2.0/de

Seit einigen Jahren erlebt der Begriff “Open Data” Konjunktur - in der Politik, Verwaltung und Wirtschaft werden die Möglichkeiten offener Daten breit diskutiert, anerkannt und in der Praxis umgesetzt. Während die Verwaltung durch Offene Daten effizienter werden soll, hoffen Unternehmen durch die Bereitstellung von Informationen auf Innovationsmöglichkeiten.

Auch in der Zivilgesellschaft gibt es eine große und stetig wachsende Community von engagierten Ehrenamtlichen, die sich mit Offenen Daten auseinandersetzen. Aus dieser Community sind bereits zahlreiche Technologien und Projekte rund um Offene Daten entstanden, die zeigen, wie Offene Daten auch für eine informiertere Gesellschaft, bessere Zusammenarbeit und transparenteres Regierungshandeln genutzt werden können.

Frag den Staat - und grüß das Informationsfreiheitsgesetz

FragDenStaat ist das Portal zur Informationsfreiheit, über das Bürger online Anfragen an über 10.000 Behörden in Deutschland stellen können. Die Antworten werden veröffentlicht, sodass nicht nur Antragsstellerinnen, sondern die gesamte Öffentlichkeit besseren Zugang zu staatlichen Informationen erhält. Mehr als 15.000 Anfragen wurden seit 2011 über die Plattform gestellt. Damit ist FragDenStaat das wichtigste Werkzeug für die Öffnung staatlicher Informationen in Deutschland. Ergänzt wird FragDenStaat inzwischen von staatlich betriebenen Webseiten wie dem Hamburger Transparenzportal, in dem Hamburgs Behörden zusätzlich zur reaktiven Bereitstellung von Informationen proaktiv Daten veröffentlichen müssen. So hat die Stadt inzwischen 40.000 Datensätze und Dokumente online veröffentlicht. Grundlage der hanseatischen Offenheit ist das revolutionäre Transparenzgesetz Hamburgs, das inzwischen zum Vorbild für ähnliche Regelungen in Rheinland-Pfalz und bald auch Thüringen geworden ist. Es entsprang einer Volksinitiative zivilgesellschaftlicher Gruppen und wurde 2012 beschlossen.

Code for Germany - digitales Ehrenamt

Das Projekt Code for Germany wurde im Jahr 2014 von der Open Knowledge Foundation mit acht Open Knowledge Labs gestartet und umfasst mittlerweile eine Community von über 300 ehrenamtlichen Entwicklerinnen, Journalistinnen und Designern. Sie treffen sich regelmäßig in den heute 25 Open Knowledge Labs, um sich mit ihren Fähigkeiten für ihre Mitbürger und Mitbürgerinnen zu engagieren. Mit Offenen Daten und digitalen Tools entwickeln sie Anwendungen und bereiten Daten für alle verständlich auf. Sie nutzen dafür vorhandene Offene Daten und zeigen in über 100 verschiedenen Projekten, wie diese sinnvoll genutzt werden können - um die Kitasuche zu erleichtern, Bauvorhaben zu visualisieren, Trinkwasserqualität zu vergleichen oder um Informationen über die Qualität von Radwegen darzustellen.

München noch Transparenter

Ebenfalls aus einem Open Knowledge Lab stammt die Anwendung “München transparent” Die Macher der Anwendung sind begeistert von der Offenheit, mit der die Stadt München Dokumente aus dem „parlamentarischen Alltag“ rund um den Stadtrat und Bezirksausschüsse für alle Bürgerinnen und Bürger veröffentlicht. Allerdings fehlten ihnen einige Funktionen, also entwickelten sie diese auf einer eigenen Plattform selbst - im Austausch mit der Stadt. Nun gibt es auf München Transparent beispielsweise eine Volltext- und Schlagwortsuche für alle Dokumente sowie automatische Email-Benachrichtigungen.

Diese und zahlreiche weitere Beispiele zeigen, dass es oftmals wegweisende individuelle Ideen, Projekte und Köpfe sind, die mit der notwendigen Expertise die Potentiale von Open Data ausschöpfen. Dieses Know-How muss nun auch von den Akteuren anerkannt werden, für die Open Data noch ein relativ neues Feld ist, also Verwaltungen, Kommunen, Stadt- und Landesregierungen. Sie können dabei nur gewinnen: Auf sie wartet eine verbesserte Kommunikation mit Bürgerinnen, bessere Entscheidungsgrundlagen und transparenteres Handeln.

Wie gut eine Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft klappen kann, zeigt das Land Nordrhein-Westfalen: Im Düsseldorfer Landtag trafen sich vor wenigen Wochen Vertreter aus den Open Knowledge Labs und der Geschäftsstelle openNRW zum Kick-Off des Open Knowledge Round Tables NRW. Gemeinsam wollen die Vertreter sich nun vierteljährlich zu Entwicklungen rund um Open Data austauschen, zu Plänen der Landesregierung, zu Daten im Portal, zu neuen Projekten und technischen Entwicklungen.

Das sollte Vorbild für ganz Deutschland sein. Die Grundlagen für die Öffnung der staatlichen Daten sind gelegt. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Verwaltung gemeinsam mit der Zivilgesellschaft Wege sucht, Offene Daten für die Gesellschaft nutzbar zu machen.

Interner Link: Präsentation "Open Data" von Arne Semsrott und Fiona Krakenbürger.

Fussnoten

Arne Semsrott ist Projektleiter von FragDenStaat bei der Open Knowledge Foundation Deutschland. Er ist Politikwissenschaftler und betreut zudem auch das Projekt Hochschulwatch bei Transparency International.

Fiona Krakenbürger ist Community Organizerin im Projekt Code for Germany. Sie studiert Techniksoziologie in Berlin und setzt sich seit Jahren für die Digitale Alphabetisierung der Gesellschaft ein.