In Deutschland wird protestiert. Gegen Stuttgart 21, gegen G20 oder gegen die Unterbringung von Geflüchteten. Für den Erhalt des Hambacher Forst, bezahlbaren Wohnraum oder Ortsumgehungen.
Sechs Beispiele … unzählige weitere könnten genannt werden. Viele gesellschaftliche Themen und Entwicklungen reizen Bürgerinnen und Bürger, gegen oder für etwas zu protestieren. In Deutschland hat Protest eine lange Geschichte – in Ost wie West. Er drückt sich in Transparenten, Sprechchören und Unterschriftenlistenaus, wird mit Liedern formuliert und über Logos, Shirts und Buttons popularisiert. Oft findet Protest auf der Straße statt – in Großstädten, aber auch im kleinsten Dorf. Das Netz und insbesondere die Sozialen Medien schließlich haben viele Formen des Protestes erweitert. Protest ermöglicht so eine direkte politische Beteiligung, jenseits von Wahlen und anderen klassischen Formen politischer Mitbestimmung.
Ist Protest also "das Salz" der Demokratie? Oder, wie Kritikerinnen und Kritiker bemängeln, erschweren Proteste politisch gestalterisches Handeln jener, die dafür gewählt wurden? Zunächst jedoch gilt es, grundsätzlichere Fragen zu stellen: Was genau ist Protest eigentlich? Wie funktioniert er? Regen nur bestimmte Themen auf, andere aber nicht? Wer ist direkt und indirekt beteiligt? Wen adressiert er? Und warum eskaliert er von Zeit zu Zeit?
Diesen Fragen stellte sich am 17. und 18. Juni das Publikum der Fachtagung "'Auf die Straße!' Politischer Protest in Deutschland", die im Radisson Blu am Hamburger Dammtor stattfand.