12. Festival
Herbst 2025

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Herbst 2025

Zeichensturm

Zeichensturm Michikazu Matsune

/ 2 Minuten zu lesen

Zwei Performer begrüßen das Publikum, doch wir hören nichts. Während sie mit Gebärden sprechen, wird ihre Begrüßungsrede auf Leinwänden über ihnen in Schriftsprache übersetzt. Schnell wird aus der Begrüßung ein assoziatives Spiel mit komischen Wortwechseln.

Zeichensturm (© Peter Mayr)

Mit spielerischer Leichtigkeit befasst sich Michikazu Matsunes Arbeit „Zeichensturm“ mit Gehörlosen. Sie sind eine Minderheit, die in allen sozialen Schichten zu finden ist, international mit den selben Schwierigkeiten zu kämpfen hat und weltweit mit sehr ähnlicher Diskriminierung, Isolierung und Vorurteilen konfrontiert ist. Zwei Performer begrüßen das Publikum, doch wir hören nichts. Während sie mit Gebärden sprechen, wird ihre Begrüßungsrede auf Leinwänden über ihnen in Schriftsprache übersetzt. Schnell wird aus der Begrüßung ein assoziatives Spiel mit komischen Wortwechseln, das einerseits in die Methodik der Gebärdensprache einführt und diese gleichzeitig als völlig eigenständige Sprache erkennen lässt. Zur optischen Ebene gesellt sich die akustische. Treibende Bässe sind nicht nur überdeutlich und sehr laut zu hören, sie boxen den Besucher in die Magengrube und eröffnen eine weitere sensorische Ebene. Nach und nach entfaltet sich eine Collage aus Nachrichten für Gehörlose, Zeitzeugeninterviews, die das Leben Gehörloser während der NS-Zeit reflektieren, Videoclips oder Talkshows in Gebärdensprache. Ein gleichermaßen unterhaltsamer wie eindrücklicher Einblick in eine weithin unbekannte Kultursprache.

Der seit über zehn Jahren in Wien lebende Künstler Michikazu Matsune, 1973 in Japan geboren, interessiert sich für Übersetzungsprozesse und die Grenzen der Kommunikation. Auch in seiner künstlerischen Arbeit ist er ein Grenzgänger zwischen den Disziplinen. Seine Projekte erscheinen oft in ungewöhnlichen Bühnenformaten oder im öffentlichen Raum, sie integrieren stets vielfältige kulturelle und soziale Gruppen und Faktoren. Für „Zeichensturm“ arbeitet er zusammen mit gehörlosen Laien und Künstlern. Beim Steirischen Herbst 2011 bietet er dem Publikum mit seinem „Tourist Office“ reale und imaginäre Stadtansichten der ungewöhnlichen Art.

„In die Leichtigkeit des Stücks ist ein so gut durchdachtes Diskursgewebe eingespannt, dass bis zum Schluss keine Geste als Anklage von der Bühne her kommt, es danach aber völlig absurd erscheint, unsere brustschwache und ausgrenzende Barrierengesellschaft so weiterzuschleppen wie bisher.“
Der Standard (Wien)

Konzept und Regie: Michikazu Matsune
Performance: Xiaoshu Alice Hu, Paulina Sarbinowska, Jonas Akanno, Nicolas Cheucle
Live-Übersetzer: Florian Schweitzer, Andrea Rohrauer
Sound: Florian Kovacic
Film: Mischa G. Hendel
Produktionsassistenz: Martina Gimpflinger
Produktion: Michikazu Matsune
Koproduktion: brut Wien

Mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien

Spielstätte:

Hellerau, Großer Saal

Vorstellungstermine:

Di., 1.11.2023, 19:00 – 20:15 Uhr
// im Anschluss Podiumsdiskussion

Mi., 2.11.2023, 19:00 – 20:15 Uhr

Fussnoten